Flugzeugbau: Airbus zeigt Produktion für A320-Familie

Hamburg - Wie eine Krake legt sich der Roboter-Arm über den Airbus-Flugzeugrumpf. An seiner „Hand” ist er mit Werkzeugen ausgestattet und kann so 32 verschiedene Nieten in die rund 6000 Bohrlöcher von außen einbringen. Im Rumpfinneren wird noch von Menschenhand die Niete festgezogen. „Wir müssen weniger knieend und über Kopf arbeiten”, berichtete Mechaniker Nico Müller am Dienstag in Montagehalle 245 auf dem Airbus-Werksglände in Hamburg-Finkenwerder.
Mit Robotertechnologie will Airbus die Produktion von Flugzeugen der A320-Familie steigern. Rund 20 Roboter haben in der Montagehalle Arbeitsschritte an den Rumpfsektionen übernommen, die früher noch durch Handarbeit erledigt wurden. Durch diese moderne Industriefertigung könne Airbus präziser und produktiver arbeiten, sagte Airbus-Produktionschef Michael Schöllhorn am Dienstag in Hamburg. Das Ziel, 60 Airbus-Flugzeuge der A320-Reihe monatlich zu fertigen, sei nahezu erreicht. „Und dazu trägt dieser Hangar bei”, sagte Schöllhorn. Bis 2021 soll der Hochlauf auf monatliche 63 Flugzeuge erfolgen.
Die beschleunigten Produktionsprozesse beträfen die Fremdzulieferer genauso wie die anderen Airbus-Werke als Teile-Lieferanten sowie die Aus- und Weiterbildung in Robotik und Digitalisierung. „Wir müssen mehr in Serienfertigung kommen”, sagte Schöllhorn.
Daher ist der Produktionschef überzeugt, dass jetzt der richtig Zeitpunkt sei, zu automatisieren. „Wir wollen die Wertschöpfung in unseren Stammländern halten.” Hierzu zählen neben Deutschland auch Frankreich, Spanien, Großbritannien, China und die USA. Mit Handarbeit sei der Hochlauf der A320-Produktion aber nicht mehr zu schaffen, und die Preise für Roboter-Technologie seien niedriger als zuvor, resümierte der Produktionschef. Für die A320/321-Familie sei die Automatisierung ein Beitrag, um mit den steigenden Kundenanforderungen mithalten zu können.
1000 Mitarbeiter sind seit vergangenem Jahr zusätzlich zur Belegschaft gestoßen, um den Auftragsbestand von mehr als 6000 Flugzeugen abzuarbeiten. 200 weitere werden gesucht. Am Standort Hamburg sind rund 14 000 Mitarbeiter beschäftigt.
Noch ist der neu eingerichtete Hangar, einst Produktionsstätte für das Auslaufmodell A380, noch keine vollautomatisierte Montagehalle, auch wenn sie den Eindruck erweckt. Kräne hieven die per Lkw vom Werk Nordenham angelieferten Rumpfschalen auf Arbeitsschienen. Durch Lasermessungen werden die Rumpfkomponenten millimetergenau und automatisiert zusammengesetzt, bevor die weiteren Prozesse ansetzen, begleitet und überwacht von Strukturmechanikern. Die Arbeitsvorgänge seien durch die Roboter nicht nur körperlich weniger verschleißend, sondern auch viel sauberer geworden, beteuerten Mitarbeiter. So kommt die Montagehalle wie ein auf Hochglanz polierter Großraum daher.
Auf die neuen Arbeitsmethoden werden die Werksmitarbeiter mit „Classroom-Training” und „Training on the Job” vorbereitet, berichtete Werksleiter André Walter. Auf 18 Kompetenzen, von der Instandhaltung und Programmierung bis hin zur Cyber-Sicherheit, werden die „Werker” trainiert. (dpa)