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Finden und Wiederherstellen Finden und Wiederherstellen: Versehentliches Löschen ist reparabel

Von Annika Graf 06.10.2005, 10:01
Mausklick mit Folgen - werden gelöschte Dateien unter Windows aus dem Papierkorb entfernt, besteht die Gefahr, dass sie von anderen Programmen überschrieben werden. In diesem Fall lassen sie sich meist nicht mehr wiederherstellen. (Foto: dpa)
Mausklick mit Folgen - werden gelöschte Dateien unter Windows aus dem Papierkorb entfernt, besteht die Gefahr, dass sie von anderen Programmen überschrieben werden. In diesem Fall lassen sie sich meist nicht mehr wiederherstellen. (Foto: dpa) Jens Schierenbeck

Darmstadt/Chemnitz/dpa. - Durch das simple Löschen, den unbeabsichtigten Klick auf den«Löschen»-Button, wird die Datei zunächst nur in den «Papierkorb» desjeweiligen Betriebssystems verschoben, erklärt Günter Schulz,IT-Leiter des Fraunhofer Institut für Integrierte Publikations- undInformationssysteme (IPSI) in Darmstadt. «Wer den Papierkorbaktiviert hat, braucht nur hier nachzusehen und wird die "gelöschte"Datei dort normalerweise wiederfinden.» Auch Tage und Wochen nach demLöschvorgang lassen sich Daten wiederherstellen, wenn der Papierkorbausreichend konfiguriert wurde, um alle Löschvorgänge aufzunehmen.

Ist das nicht der Fall, gibt es dennoch Chancen, dass diegelöschte Datei wiederhergestellt werden kann. «Auch wenn Sie eineDatei aus dem Papierkorb löschen, verschwindet sie normalerweise nuraus der Ansicht des jeweiligen Ordners», erklärt Winfried Kalfa,Professor für Betriebssysteme an der Technischen UniversitätChemnitz. In Wirklichkeit sind die Verweise auf die Dateien aber nochin einem so genannten Masterfile Table (NTFS oder FAT) vermerkt. Derfür die Dateien benutzte Platz auf der Festplatte wird jedochfreigegeben. Wenn dann neu angelegte Dateien diesen Speicherplatzzugewiesen bekommen, werden die alten Inhalte überschrieben. Dasgelte für Microsoft-Programme, aber auch für Mac oder Linux.

Spezielle Recovery-Werkzeuge helfen, die Dateien, die aus den fürden Normalanwender sichtbaren Ordnern verschwunden sind,wiederzufinden und wiederherzustellen, erklärt Schulz. Einkostenloses Programm sei der «PC Inspector File Recovery» von derDatenrettungs-Firma Convar. Allerdings sollte das Programm nicht aufdem Laufwerk installiert werden, auf dem die gelöschte Datei vermutetwird. Sonst werden möglicherweise genau die Bereiche der Festplatteüberschrieben, auf denen sich die gesuchten Daten befinden, sagtMatthias Behnke vom Forschungszentrum Informatik (FZI) in Karlsruhe.

«Wenn man nur ein einziges Laufwerk, zum Beispiel C:, auf seinemPC zur Verfügung hat, ist guter Rat teuer», sagt Schulz. Besteht dieGefahr, dass wichtige Daten auf dem Computer verloren gehen, sollteein Computer-Fachmann hinzugezogen werden, um die Daten, zum Beispielmit Hilfe eines zweiten PCs, zu retten. Bei einem physischen Defektder Festplatte können Profis Daten in Speziallabors retten, sagtMichael Dickopf vom Bundesamt für Sicherheit in derInformationstechnik (BIS) in Bonn.

Ganz billig ist die Hilfe in der Not allerdings nicht: EineDiagnose, bei der eine Liste der wiederherstellbaren Dateien erstelltund der Grad der Beschädigung untersucht wird, koste rund 90 Euro,sagt Stephanie Hennig, Sprecherin des Datenrettungs-Firma KrollOntrack in Böblingen (Baden-Württemberg). Die eigentlicheDatenrettung im Speziallabor werde ab 800 Euro angeboten.

Läuft der Rechner aber noch, könne auch zunächst einmal derExplorer des Systems nach kürzlich geänderten Dateien durchsuchtwerden, empfiehlt Behnke. Bei einem Absturz des Programms seienungespeicherte Dokumente möglicherweise noch als temporäre Dateien zufinden. «Die Suche nach dem Inhalt und nicht nach einem speziellenDokument ist da meist erfolgreicher.» Im Suchprogramm sollte dabeiauch die Anzeige verdeckter Dateien eingestellt werden.

Haben Anwender schlichtweg vergessen, wo sie ihre Daten auf ihremRechner abgelegt haben, helfen Desktop-Search-Programme. «Programmewie "Windows Desktop Search" oder "Google Desktop Search" indexierenheute auf Wunsch sämtliche Daten, die auf dem PC abgelegt sind», sagtSchulz. Nach dem Prinzip von Datenbanken und Suchmaschinen imInternet helfen sie, beliebige Dateien und Emails samt Anhängen imSystem wiederzufinden, die gerade dringend benötigt werden.

Lassen sich Dokumente einfach nicht mehr lesen, sind sie alsokorrupt oder defekt, kann das entweder ein Hardware-Problem sein,oder ein Virus hat sie verändert, erklärt Behnke. «Entweder es stehtdann etwas anderes darin, die Datei ist einfach nicht mehr lesbar,oder der Virus hat den Charakter der Datei verändert.»

Ganz normale Office-Programme speichern manchmal Dateien mitzusätzlichen Informationen ab. «Microsoft Word packt viele versteckteInformationen in ein Dokument - zum Beispiel für Formatierungen oderÄnderungsnachverfolgung», erklärt Behnke. «Wenn diese Informationenfehlerhaft sind, kann es sein, dass die Originaldatei nicht mehrfunktioniert.» Manchmal lasse sich eine Textdatei aber noch mit einemAlternativ-Programm wie «Wordpad» öffnen. Grundinformationen, wie derText der Datei, seien häufig noch zu retten.

Grundsätzlich helfen gegen Datenverlust regelmäßige Back-Ups, sagtBehnke. Dabei muss nicht jedes Mal ein genaues Spiegelbild derFestplatte erstellt werden. «Es reicht, wenn ab und an eineVollsicherung durchgeführt wird, um später das gesamte Systemwiederherstellen zu können.» Dazwischen sollten wichtige Daten aufDVD, CD, USB-Sticks oder eine andere Festplatte gespeichert werden.«Lieber ein bisschen mehr sichern als zu wenig», rät der Ingenieur.

Informationen: Eine genaue Anleitung zur Datensicherung unterWindows und Linux gibt das BSI unter www.bsi-fuer-buerger.de.