FIFA-Regelwerk FIFA-Regelwerk: Das Aus für den Chip im Ball

Zürich/Hamburg/dpa. - Im Fußball bleiben technische Hilfsmitteltabu. Keine Torkameras, kein Chip im Ball - der Weltverband FIFA hatbeide Vorschläge endgültig verworfen und die Diskussion für beendeterklärt. Zusammen mit den obersten Regelhütern des InternationalFootball Association Board (IFAB) teilte FIFA-Generalsekretär JéromeValcke am Samstag in Zürich mit: «Die Frage war, sollen wir Technikim Fußball zulassen, und die Antwort war ganz klar: Nein!» Damitmüssen Schiedsrichter bei strittigen Strafraum- und Torszenenweiterhin ohne technische Unterstützung auskommen. «Die Technologiemuss aus dem Spiel herausgehalten werden», betonte Valcke.
In der Bundesliga stieß die Entscheidung auf Unverständnis. «Ichkann nicht nachvollziehen, warum man sich im Profi-Fußball, wo es umMilliarden geht, den Luxus erlaubt, keine technischen Hilfsmittel zunutzen», sagte Schalke-Coach Felix Magath. Wolfsburgs Manager DieterHoeneß sprach von einer «verpassten Chance» und meinte in RichtungFIFA und IFAB: «Aber die müssen ja auch nicht spielen.»
In Zürich hatte sich am Wochenende der IFAB - in dem die FIFAsowie Vertreter der Fußball-Verbände aus England, Wales, Schottlandund Nordirland sitzen - zu seiner 124. Jahresversammlung getroffen.Den Funktionären wurden zwei technische Entwicklungen vorgestellt:Ein Chip, der signalisiert, wenn der Ball die Torlinie überquert, undeine Torkamera - das sogenannte «Hawkeye». Überzeugen konnten beideLösungen nicht. Zwar nicht einstimmig, aber laut Valcke mit einer«klaren Mehrheit» entschied sich der IFAB gegen beide Varianten.
Strittige oder sogar fehlerhafte Entscheidungen gehörten zumFußball dazu, so der Tenor aus Zürich. «Die sind doch gerade dasSchöne an diesem Sport», meinte Jonathan Ford vom Waliser Verband,der sich im IFAB gegen die technischen Neuerungen ausgesprochenhatte. Felix Magath ist sich da nicht so sicher: «Ich glaube nicht,dass man den Schiedsrichtern damit einen Gefallen tut.»
Wegen etlicher Schiedsrichter-Fehlentscheidungen auf höchstemNiveau - etwa das irreguläre aber anerkannte Tor Frankreichs in derWM-Qualifikation gegen Irland - hatte sich zuletzt sogar FIFA-BossJoseph Blatter als Freund der Technik gezeigt. «Sie muss aberhundertprozentig funktionieren», meinte der Schweizer im Februar. Dashaben die vorgestellten Systeme in Zürich nun offenbar nicht.
Weiter bewähren können sich dagegen die Torrichter. In der EuropaLeague in dieser Saison erstmals getestet, sollen sie Schiedsrichterbei strittigen Szenen im Strafraum unterstützen. Eine Entscheidungüber die Zukunft der zusätzlichen Assistenten soll erst nach Ablaufdes Pilot-Projekts im Europacup gefällt werden, teilte die FIFA mit.«Wir sind alle der Meinung, dass Schiedsrichter weiter unterstütztwerden müssen, um korrekt zu pfeifen», sagte Valcke. Die IFABberaumte deswegen für 17. und 18. Mai eine Sondersitzung an.
Dann werden auch weitere Regeländerungen zur Debatte stehen, unteranderem, ob an der Roten Karte für eine Notbremse festgehalten wird.Auch die Rolle des vierten Offiziellen soll überdacht werden.
In Zürich beschlossen wurde dagegen eine Änderung der Regel 5:Wenn zwei Spieler derselben Mannschaft auf dem Platz zusammenprallen,dürfen sie künftig auf dem Feld behandelt werden. Außerdem werdenSanitäter erst nach Aufforderung durch den Schiedsrichter das Feldbetreten dürfen, und nicht wie bislang meist automatisch mit einemTeamarzt. So sollen unnötige Spielverzögerungen vermieden werden.
Die neuen Regeln treten am 1. Juni in Kraft und werden damitbereits bei der Weltmeisterschaft in Südafrika zur Anwendung kommen.