Festmahl Festmahl: Tafeln wie Goethe ist ein Gedicht
Speis und Trank verstand der Dichterfürstals viel mehr denn nur als Essen und Trinken.Geteilte Tafel, doppelte Freude, vielfacheLiebe - ein Labsal für Sinne und Körper. Tafelnwie Goethe - auch heute ist das möglich, nämlichin den "Lauchstedter Gaststuben" in Bad Lauchstädt.Stilecht im historischen Ambiente - ein Hochgenuss.
So geht es hinauf in das Kaminzimmer. Diegroße Tafel (das Goethe-Essen wird etwa ab15 Personen veranstaltet) ist festlich geschmückt.s>Nippes und Leuchter, Obstschalen und Blumenstimmen ein auf den historischen Abend, dervon Violinmusik umrahmt wird. An der Tafelhat als Tischdame Gabriele Kühn vom benachbartenMuseum Platz genommen. Nett anzuschauen imhistorischen Kostüm, ganz so wie zu Dichterfürst'sZeiten. Sie weiht die illustre Runde in Tischsittenund die Abfolge der Speisen ein, plaudertüber Goethe, alte Rezepturen und gesellschaftlicheRituale. Gegessen wird lange und nicht unbedingtviel, sagt die Dame. Denn, so die Sitte: Mansolle vom Essen nicht erdrückt oder ersticktwerden. Folglich sind alle Gänge - insgesamtacht - recht übersichtlich. Nach dem Entree,einer vortrefflichen Wachteleiersuppe, s>wirdder erste Gang eingeläutet: Ein kraftvoller,saftiger Schöpsenbraten, überzogen mit eineraromatischen Estragonsoße. Die Trabanten:grüne Schinkenbohnen, gebutterte Erdrübchenund Kartoffeln.
Sämtliche Bestecke liegen übrigens auf derrechten Seite. Serviert wird in s>vollkommenerStille und mit weißen Handschuhen. Die Verhaltensregelnfür den Gast erinnern etwas an die strengeKindererziehung: Die Serviette breite manauf dem Schoß aus und betupfe damit höchstensdie Lippen. Die Hände liegen indes immer aufder Tafel, wobei die Ellenbogen nicht aufgestütztwerden. Das amüsiert. Leichte Konversationbei Pasteten, Sülze vom Landschinken, Artischockentalernund einer kalt gereichten Wildententerrine.Man isst sich etwas hungrig an den kleinenPortionen, aber die Höhepunkte sollen ja nochkommen Dazu gereicht werden leichte Hausweinein Rot und Weiß sowie gut gekühlter LauchstädterBrunnen.
Jetzt ist die Reihe an den Bewohnern der Gewässer.Der Genießer Goethe hatte eine Vorliebe fürschwere Braten, doch war auch dem Fisch zugetanund stand so manche Stunde für dessen Zubereitungin der Küche. "Die Welt ist ein Sardellen-Salat.Er schmeckt uns früh, er schmeckt uns spat",bemerkte er einmal und bekannte in vielenBriefen an Christiane seinen Appetit nachfrischen Forellen oder zartem Lachs. Auf dieTafel gereicht wird ein mit frisch gehackterPetersilie gefülltes Rotbarschröllchen, umrahmtvon Reis. Der zarte Gaumenschmaus wird durcheine Dillsoße unterstrichen. Die Tafelrundesteuert dem Höhepunkt, dem Braten zu.
Der Herr des Hauses, Burkhard Naumann,Chef der "Lauchstedter Gaststuben", serviertihn persönlich. Auch Goethe tranchierte beiTische als Hausherr den Festbraten. Gereichtwird eine knusprige Wildschweinkeule in vollkommenerHarmonie mit einem vortrefflich gefülltenHahn, dessen Innenleben aus Backpflaumen undAprikosen besteht. Die Speisen sind kräftig,zuweilen aber eher lieblich und niemals mitdem Aroma Knoblauch gewürzt. Denn vier Dingemochte Goethe partout nicht leiden: Wanzen,den Tod, den Rauch des Tabaks und Knoblauch.