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Fernsehen Fernsehen: Hoeneß auf Konfrontation zu TV-Sender

06.07.2003, 15:27
Uli Hoeneß kneift bei einer Pressekonferenz die Lippen zusammen. (Foto: dpa)
Uli Hoeneß kneift bei einer Pressekonferenz die Lippen zusammen. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Uli Hoeneß hat sich mit seiner Kritik an den privaten Fernseh-Sendern den Unmut der TV-Verantwortlichen zugezogen. «Offensichtlich waren die Temperaturen in seinem Urlaub etwas zu hoch, und die hat Herr Hoeneß nicht verkraftet», sagte RTL- Geschäftsführer Hans Mahr der «Bild am Sonntag». «Was er hier zusammenfantasiert, entbehrt jeder Grundlage. Die Frage ist, ob sich Bayern so einen Manager leisten kann.» Sat.1-Geschäftsführer Martin Hoffmann nannte die Hoeneß-Äußerungen «inhaltlich kompletten Blödsinn» und «niveaulose Beleidigungen».

Premiere-Chef Georg Kofler sprach gegenüber der «Welt» (Montag- Ausgabe) davon, dass es bei Hoeneß «offensichtlich eine große Bandbreite zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit» gebe: «Für die Free-TV-Rechte der Bundesliga wollte er noch vor kurzem mehr als 100 Millionen Euro haben. Heute ist er sehr zufrieden damit, dass die ARD die Hälfte bezahlt.»

Zuvor war der Bayern-Manager auf Konfrontationskurs zu den Sendern gegangen. Hoeneß hatte in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung» (Samstag-Ausgabe) damit gedroht, RTL den Zutritt zum FC Bayern zu verwehren. «RTL hat überhaupt keine Fernseh-Rechte von uns. Wir müssen uns überlegen, ob wir RTL in Zukunft bei uns hereinlassen. Die machen doch ein Geschäft damit. Sollen sie doch die News über uns bei der Deutschen Presse-Agentur kaufen und vorlesen», erklärte Hoeneß.

Er prophezeite dem TV-Sender, auf Dauer nicht ohne Fußball auszukommen: «Wenn die Zuschauer mal nicht mehr zu den Kreisfahrern in der Formel 1 schalten, weil das die Leute anödet, dann möchte ich sehen, was RTL macht.» Die Sender-Verantwortlichen müssten nach Ansicht von Hoeneß «irgendwann auf Knien kommen und sagen, sie möchten wieder Fußball haben». RTL habe den Fußball «jahrelang in den Dreck gezogen».

Auch den Bundesliga-Sender der letzten Jahre kritisierte der Bayern-Manager. «Bei Sat.1 hatte man zuletzt das Gefühl, das gesponserte Gewinnspiel war wichtiger als das Fußballspiel.» Die Bundesliga sei «lieblos heruntergeleiert» worden.

Von Premiere forderte Hoeneß, der Pay-TV-Sender müsse «auf Dauer wesentlich mehr bezahlen». In England kämen 80 Prozent der TV-Gelder aus dem Pay-TV, in Deutschland nur die Hälfte. «Die Abozahlen steigen doch! Wenn Premiere statt 2,7 Millionen erst einmal vier bis fünf Millionen Kunden hat, dann müssen 250 bis 300 Millionen Euro aus dem Pay-TV kommen. Das Geld von der ARD und anderen Sendern ist dann die Sahne auf den Kaffee», sagte Hoeneß.

Premiere-Chef Kofler lehnt höhere Zahlungen zu den jetzigen Bedingungen ab. Im «Welt»-Interview sagte er zu den Hoeneß- Forderungen: «Jeder kann ja beim lieben Gott seine Wünsche anmelden. Doch bei uns auf Erden ist die Zeit der scheinbar wundersamen Geldvermehrung vorbei. Premiere kann nur mehr bezahlen, wenn wir mehr Rechte erhalten. Und wir zahlen weniger, wenn die Exklusivität verwässert wird.» Die Vergabe der Erstausstrahlungsrechte an die ARD müsse nach Koflers Meinung auch die Preise für Premiere sinken lassen. «Die ARD profitiert nun einseitig von der Preissenkung der Bundesliga. Das ist eine substanziell veränderte Geschäftsgrundlage im Vergleich zum Vorjahr.»