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Fechten Fechten: Ruhe bewahren ist erste Bürgerpflicht

Von Marc Zeilhofer 08.10.2003, 14:28
Archivbild von Willi Kothny (rechts). (Foto: dpa)
Archivbild von Willi Kothny (rechts). (Foto: dpa) dpa

Havanna/dpa. - Auch nach vier Weltmeisterschafts-Entscheidungen ohne Edelmetall ist der deutsche Fechtsport für das Ausland immer noch eine gute Adresse. Der ehemaliger Koblenzer und jetzige Thailänder Säbelfechter Willy Kothny will zumindest zum Training zurückkehren. Für den Deutschen Fechter-Bund (DFeB) bleibt unterdessen Ruhe erste Bürgerpflicht. «Ich zähle nicht die Medaillen. Wir sind nicht begeistert, aber auch nicht unzufrieden», sagt Delegationsleiter Wilfried Wolfgarten und DFeB-Sportdirektor Claus Janka meint: «Ingesamt ist das noch eine ordentliche Leistung.»

Die auf den ersten Blick bisher magere Bilanz von drei Fechtern unter den ersten Acht wird dadurch relativiert, dass die Deutschen ausnahmslos gegen starke Konkurrenz ausschieden. Die Degen-Siebtplatzierte Claudia Bokel (Tauberbischofsheim) scheiterte im Viertelfinale mit 5:6 nach Verlängerung an der späteren Weltmeisterin Natalia Conrad, die zuvor auch Britta Heidemann (Leverkusen) ausgeschaltet hatte. Imke Duplitzers Aus gleich in der ersten Runde gegen Cristiana Cascioli (Italien) blieb trotz deren Bronzemedaille enttäuschend. Der Koblenzer Säbelfechter Dennis Bauer musste sich im Achtelfinale Vize-Weltmeister Mihai Covaliu (Rumänien) geschlagen geben, der im Finale dem Ukrainer Wladimir Lukaschenko 11:15 unterlag.

«Ich verspüre keine Nervosität, aber die Spannung steigt von Tag zu Tag», sagt Delegationsleiter Wolfgarten. Der Bonner hat sein Nervenkostüm schon 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta trainieren müssen, als die einzige Medaille - Mannschafts-Bronze im Damenflorett - erst am Schlusstag erfochten wurde.

Der seit anderthalb Jahren für Thailand startende Säbelfechter Willy Kothny will seine Zelte zumindest zeitweise wieder in Deutschland aufschlagen. «Ich würde gerne ab Januar wieder in Deutschland trainieren», sagte Kothny der dpa. Ein Start bei den Olympischen Spielen in Athen komme aber nur für sein Geburtsland Thailand in Frage, stellt der 24-Jährige klar. «Fechterisch sehne ich mich schon nach Deutschland, weil das schon optimal war.» In Havanna schied er in der zweiten Runde mit 8:15 gegen den russischen Weltranglisten-Ersten Stanislaw Pozdniakow aus.

Kothny war als Dreijähriger adoptiert worden und hatte für Deutschland bei den Olympischen Spielen 2000 Bronze gewonnen. Vor zwei Jahren entscheid er sich, in Bangkok Kommunikationswissenschaften zu studieren. Im Streit über die Bezahlung von Flugkosten kam es zum Bruch mit dem DFeB. Dort wird Kothny nicht als verlorener Sohn gesehen. Man habe kein Interesse daran, einen potenziellen Konkurrenten stark zu machen, heißt es. «Wo will er denn trainieren?», fragt Bundestrainer Jochen Rieg und es klingt nicht so, dass er bei der Suche nach einem Verein behilflich sein will. «Er hat eine Entscheidung getroffen, und die kann er nicht alle zwei Jahre ändern.»