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Fechten Fechten: «Olympiasieger-Macher» Emil Beck gestorben

13.03.2006, 07:25

Tauberbischofsheim/dpa. - . Er erlag inseiner Tauberbischofsheimer Wohnung einem Herzinfarkt, bestätigteseine Familie am Montag. Beck hinterlässt eine Frau und zweierwachsene Söhne. Bis 1999 gewannen die deutschen Fechter unterseiner strengen Führung insgesamt 163 Medaillen bei OlympischenSpielen, Welt- und Europameisterschaften. Nach internen Querelen imvon ihm gegründeten Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim musste derMedaillenschmied 2000 zurücktreten. Seit 2001 ermittelte dieStaatsanwaltschaft Mannheim gegen Beck wegen des Verdachts derUntreue und der Urkundenunterdrückung.

Während sich früher sogar Ministerpräsidenten und Bundeskanzlergerne mit ihm zeigten, hatte Beck seinen 70. Geburtstag imvergangenen Juli in aller Stille gefeiert. «Es tut schon weh, wennman von der Öffentlichkeit und den Medien vorverurteilt wird. Dashabe ich nicht verdient», sagte er damals in einem dpa-Interview.Dass es nach fünf Jahren Ermittlungen zum Prozess gegen ihn kommensollte, traf Beck schwer, doch er schwieg damals zu den Vorwürfen:«Ich will keine Abrechnung. Das bringt nichts. Ich will meinenFrieden.»

Dass sein Name in den vergangenen Jahren nur noch mit Affären undErmittlungen in Verbindung gebracht wurde, empfand Beck alsungerecht. «Was ich möchte ist, dass mein Lebenswerk überlebt undauch in der Zukunft Erfolg hat.» Die Verdienste Becks um dendeutschen Fechtsport waren selbst bei seinen zahlreichen Kritikernunbestritten. Aus den Anfängen in einem TauberbischofsheimerHeizungskeller 1952 erschuf der Friseurmeister («Ich komme aus armenVerhältnissen. Ich habe immer kämpfen müssen.») ein in aller Weltgeachtetes Fecht-Imperium.

Bestürzt reagierten ehemalige Weggefährten. «Ich war im erstenMoment richtig wütend, weil die Leute hier erst jetzt merken werden,dass er viel für Tauberbischofsheim getan hat und nicht nur etwasverbrochen haben soll», sagte Anja Fichtel der dpa. Sie hatte 1988bei den Olympischen Spielen in Seoul beim deutschen Florett-Triumphvor Sabine Bau und Zita Funkenhauser gesiegt. «Ich wäre lieber aufder Bahn gestorben, als mit Emil Beck im Rücken ein Gefecht zuverlieren», sagte sie und sprach damit die Motivationsfähigkeiten desautoritären Trainers an. «Wir haben öfter Zoff gehabt, aber ich habeimmer gewusst, er würde sich für mich zerreißen.»

Tief betroffen äußerte sich auch IOC-Vizepräsident Thomas Bach.«Er war eine charismatische Persönlichkeit, die keinen gleichgültigließ», sagte Bach, der 1976 unter Beck Florett-Olympiasieger mit derMannschaft wurde. «Seine Lebensleistung ist herausragend, er hat denFechtsport und seine Heimatstadt positiv verändert und das wird nochlange nachwirken.» Der Präsident des Deutschen Fechterbundes (DFeB),Gordon Rapp, würdigte Becks Engagement als «einmalig in der Welt.Fechten in Deutschland hätte ohne Emil Beck nicht diesen Stellenwertin Deutschland, und auch nicht international.»

Von seiner Wohnung aus blickte Beck auf das Fechtzentrum, das ernach seinem Rücktritt nicht mehr betrat. Dankbar nahm er zurKenntnis, dass ihn im Treppenhaus jeder der Fechter, der auch in derAnlage des Teilzeitinternats untergebracht ist, grüßte und manchmalauch um Rat bat - «auch diejenigen, die ich gar nicht kenne». Stolzverwies Beck auf sein Engagement für die soziale Absicherung «seiner»Sportler: «Das war mir immer das Wichtigste.» Trotz Herzbeschwerdenspielte Beck gerne Golf und begann jeden Tag «mit 50 Klappmessern».

Bei den großen Konkurrenten von einst hatte Beck immer noch einenguten Namen. «Die Franzosen halten mich immer noch für einenHalbgott», sagte einst das CDU-Mitglied, über dessen Schreibtisch dieDeutschland-Fahne und ein Porträt von Helmut Kohl hingen.