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FC Sachsen Leipzig FC Sachsen Leipzig: Raab und Bergner als Bauernopfer

Von Gottfried Schalow 15.09.2003, 18:47

Leipzig/MZ. - Nur zwei Punkte aus sieben Spielen. Regionalligist Sachsen Leipzig hat nach dieser dürftigen Bilanz das gemacht, was alle anderen Vereine im manchmal so erbarmungslosen Fußballgeschäft auch tun: den Trainer entlassen. Die Sachsen umschreiben den Fakt vornehm mit "beurlaubt".

Freitagabend, kurz nach 19 Uhr, wurde die Trennung von Jürgen Raab bekannt gegeben. Hans-Jörg Leitzke (42) und Steffen Hammermüller (37), zwei ehemalige Spieler bei Chemie bzw. Sachsen Leipzig, leiten vorerst das Training. "Ob sie nur eine Übergangslösung sind, entscheidet die Mannschaft mit ihren Ergebnissen", sagte Manager Uwe Thomas.

24 Stunden hat der "Hoffnungsträger des mitteldeutschen Fußballs", wie Präsident Christian Rocca den Verein Sachsen Leipzig selbst bezeichnet, benötigt, um sich zu dieser letztlich auch wieder nur halbherzigen und unbefriedigenden Lösung durchzuringen. Bis in die Nachtstunden berieten am Sonntag Vorstand und Aufsichtsrat über das Schicksal des Trainers. Die Entlassung schien beschlossene Sache, für 15 Uhr wurde dann zur Pressekonferenz geladen. Eine Stunde vorher schienen die Vereins-Chefs jedoch eine plötzliche Kehrtwendung gemacht zu haben. Jürgen Raab leitete zur allgemeinen Überraschung wieder das Nachmittagstraining. Die Pressekonferenz fand zwar statt, ließ die Journalisten aber ratlos und mit einem leeren Blatt Papier zurück. "Um 19 Uhr gibt es definitiv eine Entscheidung", vertrösteten Rocca und Thomas ihre geladenen Gäste. "Weshalb sind wir dann eigentlich jetzt hier?", fragte einer der Presseleute und erhielt - natürlich - keine erhellende Antwort.

Menschlich ist das Zaudern der Sachsen-Verantwortlichen zu verstehen. Der eng mit Raab befreundete Manager Uwe Thomas machte seine innere Zerrissenheit deutlich: "Wir wissen genau, was wir Jürgen Raab zu verdanken haben. Er hat die Mannschaft aus der Insolvenz bis in die Regionalliga geführt. Außer der Tatsache, dass die Mannschaft aus sieben Spielen eben nur zwei Punkte holte, haben wir ihm nichts vorzuwerfen." Auch die Mannschaft schlug noch einmal eine Bresche für Raab. "Das Vertrauensverhältnis zum Trainer ist da, es gibt kein Problem", versicherte der zu Saisonbeginn vom HFC gekommene Rene Stark.

Bis zur Trennung von Raab gab es nur das Bauernopfer David Bergner zu vermelden. Der Libero wurde nach zahlreichen katastrophalen Fehlern in den letzten Spielen zu "einer 14-tägigen Denkpause" (Rocca) verdonnert. "In dieser Zeit kann er sich abseits der Mannschaft fit halten und in Ruhe darüber nachdenken, wie er dem Team weiterhelfen kann", bemühte sich Manager Thomas, das arbeitsrechtlich nicht ganz wasserdichte Strafmaß zu erläutern.

Vieles blieb am Montagabend im Sachsenland unbeantwortet. Sagte der Wunschtrainer am Nachmittag plötzlich ab? War er nicht zu finanzieren? Sind Leitzke und Hammermüller deshalb nur eine Billiglösung? Was passiert, wenn am Sonntag auch das nächste Spiel gegen Schlusslicht Neumünster verloren geht? Thomas hatte eine Antwort: "Keine Frage, das Spiel am Sonntag gewinnen wir."