Färöer Färöer: Das Kahn-Trikot als Souvenir

Hannover/MZ. - Der Torwart, nicht der, der durch die weiße Pudelmütze berühmt wurde, sondern der, der als Profi in Norwegen sein Geld verdient, ging in die deutsche Kabine und holte sich die auf dem Platz versprochene Trophäe ab: Den Sweater von Oliver Kahn. Jakup Mikkelsen war in diesem Moment ein überglücklicher Vater. Seit der Gruppenauslosung hat ihm sein siebenjähriger Sohn Poul in den Ohren gelegen, dieses Souvenir vom Spiel der Färöer gegen Deutschland mitzubringen.
"Oliver Kahn ist für meinen Jungen wie ein Gott." Auf diesen "Gott" lief der zwölf Jahre ältere Hjalgrim Elttoer, Lehrling bei der Ölgesellschaft "Statoil", allein zu. Das blonde Bürschchen versuchte in diesem Moment, "nicht so viel daran zu denken, dass es Oliver Kahn ist, sondern irgendein Torhüter, an dem ich den Ball vorbeischießen muss". Elttoer, gerade zehn Minuten im Spiel, schaffte es, den Ball am besten Torhüter der Welt vorbeizuschieben - an den Pfosten. Der "Fußballgott" jubelte. Der liebe Gott hatte ihm beigestanden.
Z-TITEL: "Bei uns auf den Färöer werden wir ihnen noch größere Schwierigkeiten machen." Jakup Mikkelsen Färöer-Torwart
Dem Superstar der letzten Weltmeisterschaft blieb die Genugtuung, von keinem dieser Insulaner bezwungen worden zu sein: "Mir war es lieber, Arne Friedrich hat das Tor gemacht und nicht ein Stürmer." Die Schmach durch den eingewechselten Färöer-Stürmer war ihm erspart geblieben. "Vielleicht hatte ich doch ein bisschen zu viel Respekt vor Oliver Kahn", überlegte Elttoer leicht bekümmert, die große Chance zum sensationellen 2: 2 gegen den Vize-Weltmeister nicht genutzt zu haben und hofft nun: "Vielleicht habe ich beim Rückspiel auf den Färöer mehr Glück."
Der eher schmächtige Junge hätte sich nach seinem erst vierten Länderspiel auch mit dem Unvermögen des kolossalen Kerls auf der anderen Seite trösten können. Carsten Jancker war gleich zwei Mal frei vorm Tor an Jakup Mikkelsen gescheitert.
"Nichts Besonderes", nannte der 32-jährige Profi seine Paraden. An diesem Abend war jedenfalls kein Unterschied zwischen der Nummer eins der Welt und der Nummer eins der Färöer auszumachen. Vielleicht der: Mikkelsen hat nicht gejubelt, als Ballack den Pfosten traf.
Was das Selbstbewusstsein angeht, lagen die unbekümmerten Freizeitkicker mit den verkrampften Profistars prozentual gleichauf, wenn nicht sogar darüber. "So wie sich das Spiel entwickelte, sind wir natürlich sehr enttäuscht über die Niederlage mit 1:2", konnte Mikkelsen feststellen. "Die Deutschen hatten das Problem, sich gegen eine Mannschaft wie unsere zu motivieren. Sie haben nur wenige Chancen herausgespielt und hatten zum Schluss Glück."
Das beste Spiel der Färöer? Der Torwart schüttelte den Kopf: "Ein gutes Spiel, aber nicht unser bestes. Gegen Schottland (2:2, die Red.) waren wir besser." Berti Vogts ist rehabilitiert. "Bei uns auf Färöer", prophezeite denn auch Mikkelsen, "werden wir ihnen noch größere Schwierigkeiten bereiten," und fügte mit einem Augenzwinkern an: "Jetzt sind wir hinter dem Vize-Weltmeister die drittbeste Mannschaft der Welt".