Fälschung Fälschung: Hacker meldet Kuranyi-«Entlassung» auf Schalker Homepage
Gelsenkirchen/dpa. - Der Angriff der Hacker, die am Mittwochabendeine Falschmeldung über die Entlassung von Kevin Kuranyi auf derClub-Website platzieren konnten, erfülle den «Straftatbestand derComputersabotage», teilte der Fußball-Bundesligist mit. Man werde amDonnerstag «Strafantrag gegen unbekannt» stellen. «Das ist allesandere als ein Kavaliersdelikt. Was jetzt passiert ist, hat unserenVerein und unseren Spieler getroffen, das kann aber jedem anderenBundesligaverein und auch jedem Unternehmen passieren», sagteSchalkes Vorsitzender Josef Schnusenberg.
Kuranyi selbst reagierte gelassen auf die «Netzattacke». «Jederhat gesehen, dass es ein Fake war. Manche Leute tun Dinge, die nichtsein müssen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass mit meinem Namenetwas gemacht wird», sagte der 26-Jährige nach dem Training. Er seibeim Abendessen mit seiner Frau gewesen, sein Handy sei lautlosgestellt gewesen, erläuterte Kuranyi. «Dann habe ich gesehen, dassviele Anrufe in Abwesenheit darauf waren.» Erst durch einen Freundsei er über den Vorfall informiert worden. «Ich habe mir dann auchkeine weiteren Gedanken gemacht, weil ich das Vertrauen derVerantwortlichen hier jederzeit spüre», wurde Kuranyi in derClubmitteilung zitiert.
«Wartungsarbeiten! Gleich geht es weiter...» - dies war auch amDonnerstagmorgen noch lange auf der Schalke-Homepage zu lesen.Unbekannte hatten eine Sicherheitslücke genutzt und während desLänderspiels Deutschland - Norwegen in Düsseldorf mit der auf derSchalke-Homepage platzierten Falschmeldung fürVerwirrung unter Fans und Medienvertretern und beim betroffenen Clubfür hektische Betriebsamkeit gesorgt. Zudem löste die Panne einebreite Debatte über Sicherheitslücken in Datenbanken undComputersystemen - nicht nur bei Fußballvereinen - aus.
Geschäftsführer Peter Peters und Manager Andreas Müller hattensich in der LTU-Arena auf einen unbeschwerten Länderspiel-Abendgefreut, ehe die Handys heiß klingelten. «Da ist nichts dran. Ichmuss jetzt erstmal alle anrufen und das richtigstellen», stöhntePeters. Der Club ließ seine Internetseite einen Viertelstunde nachdem Auftauchen der Falschmeldung um 20.59 Uhr sperren und informiertedann per E-Mail alle Pressevertreter darüber, dass sich Unbekannte«mit krimineller Energie» auf die Homepage gehackt und die freierfundene «Eilmeldung» eingeschleust hatten.
Dass einige Online-Anbieter die Meldung «voller orthografischerFehler und stilistischer Unzulänglichkeiten völlig ungeprüft fürkurze Zeit» im Internet weiterverbreitet hatten, sorgte bei den«Königsblauen» für Unmut. Wie Peters war auch Müller auf der Tribüneerschrocken über den Vorfall. «Er saß neben mir und war schockiert,als er die SMS mit der Nachricht über den Hacker-Angriff bekommenhat», berichtete Stuttgarts Manager Horst Heldt.
Obwohl die Verantwortlichen so schnell wie möglich handelten, istbei den «Königsblauen» ein weiterer Imageschaden entstanden. SeitWochen kommt der Club nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Neben derunbefriedigenden sportlichen Situation, der Fan-Kritik an Müller undKuranyi, der sich kurz vor dem Winter-Transferschluss beim Schalke-Manager nach Angeboten anderer Clubs erkundigt hatte, sorgte zuletztin Medienkreisen auch die «Sonder-Beurlaubung» des langjährigenPressesprechers für Wirbel.
Zwar mutet die Attacke wie eine Posse in der an Skurrilitätenreichen Geschichte des Kultclubs an, doch ein Kavaliersdelikt ist siekeineswegs. «Das ist schon unter der Gürtellinie. Da geht es ja auchum Menschen und Befindlichkeiten», sagte der Manager des KarlsruherSC, Rolf Dohmen. Der Übeltäter könne «kein Schalke-Fan» gewesen sein.«Dieser Mensch möchte dem Club etwas Böses antun.»
Sollten der oder die Täter von der Polizei in Gelsenkirchen undder zuständigen Staatsanwaltschaft in Essen ermittelt werden, drohenihnen empfindliche Strafen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Essensagte auf dpa-Anfrage, dass das Vergehen den Tatbestand derDatenveränderung (Paragraf 303 a Strafgesetzbuch) erfüllen könne, dereiner Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraftwerden könne. Laut Schalke sind sogar Freiheitsstrafen bis zu fünfJahren möglich.