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Experten im Bauhaus Experten im Bauhaus: Ein neuer Slogan für Dessau

12.06.2001, 18:12

Dessau/MZ. - Zwei Titel stehen zur Auswahl: "Dessau - Stadt der Wissenschaft" und "Dessau - Stadt des Wissens". Doch leitet sich daraus nicht etwa die Frage ab, welcher der Beiden für die Stadt geeigneter wäre, sondern: Ist ein solcher Slogan für die Zukunft der Muldestadt überhaupt denkbar? Die Meinungen derer, die im Bauhaus darüber diskutierten, gingen auseinander. Einig waren sich der Vertreter des Kultusministeriums, des Wissenschaftlichen Beirats Regionalforum, des Umweltbundesamtes (Uba) und des Dessauer Kulturamtes im Grunde aber darin: Werbung mit solch einem Slogan beweist Mut zum Titel. In den Raum gestellt hatte dieses Leitbild Walter Prigge von der Stiftung Bauhaus während des Kolloquiums "Räume des Wissens". Er lieferte auch gleich den Ansatz für diese Überlegung mit: Hochschule, Bauhaus und Uba produzieren Wissen. Wobei die Diskutanten sich in Folge damit befassten, ob das für solch einen Titel reiche und was sie mit "Stadt der Wissenschaft" überhaupt assoziieren. Von einer Achse Halle - Magdeburg sprach Ulrich Petschow (Regionalforum), bei der Dessau aus dem Blick gerate. Er analysierte die Rolle von Bauhaus, Hochschule und Uba und konstatierte, dass diese unter anderem in punkto Nachhaltigkeit gemeinsam forschen könnten. Damit gewinne Dessau als Ort des Wissensaustausches und der nachhaltigen Veränderung an Bedeutung. Diese Nachhaltigkeit als Ziel der Stadt sozusagen von innen her, vermisste jedoch Werner Schenkel (Uba), der allerdings gestand, dass Nachhaltigkeit zu leben unheimlich schwer sei. Dafür müsse eine gewisse Atmosphäre herrschen, die er in Dessau nicht ausmache. Zudem befand er, der Slogan dürfe sich nicht auf die Stadt beschränken. Statt dessen sei die Region zu vernetzen, die nach Schenkels Ansicht "voll mit Wissen" ist. Er nannte sowohl Wittenberg und Merseburg als auch Halle, Weimar und Cottbus. Das Zusammenwirken müsse schon bei Hochschule, Bauhaus und Uba beginnen, erklärte Gerold Letko. Der Abteilungsleiter im Kultusministerium schätzte, dass die Drei durchaus einen inhaltlichen Nenner finden könnten und schlug für diesen die Forschung und die Lehre zum Bau vor. Nur wenn alle Wissens-Institutionen konzentriert ein Thema angehen, erreiche man Wahrnehmbarkeit und diese wollte er eingebunden wissen in ein weiteres Umfeld. Letko betrachtete dabei Wissenschaft durchaus als eine Möglichkeit zur Entwicklung dieser Region, denn seiner Ansicht nach lebt keiner mehr von der Geschichte, sondern nur von aktuellen Leistungen. Die enge Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft sah Gerhard Lambrecht in Dessau noch nicht. Gleichwohl favorisierte er regionale Strukturen in Bezug auf einen Standort der Wissenschaft ebenso wie der Wirtschaft. Halle und Leipzig bezog er mit ein. Lambrecht spannte den Bogen von Hochschule, Bauhaus und Uba über die wissenschaftliche Bibliothek und das Georgium bis hin zu den Schulen. Dass dieses Potenzial in Dessau noch größer ist, zeigte die anschließende Diskussion mit dem Publikum. Das Städtische Klinikum als Lehrkrankenhaus könnte mit einbezogen werden. Eine Kooperation wäre in Sachen Umweltmedizin möglich, hieß es. Verwiesen wurde zudem auf das juristische Milieu dieser Stadt und auf das avisierte Technologie- und Gründerzentrum. Eine endgültige Aussage zum Slogan "Wissenschaftsstadt Dessau" gab es in der Podiumsdiskussion schließlich nicht. Dafür aber die Erkenntnis: Die Kooperation der Dessauer Wissenseinrichtungen und die Vernetzung der wissenschaftlichen Institutionen in der Region sind ein Prozess, zu dem sich die Wissenschaft bekennen muss, der von der Politik gewollt und der Stadt gefördert wird.