Ex-Pionierlager Rathsfeld Ex-Pionierlager Rathsfeld: Kein gutes Verkaufsgeschäft mit einer Phantomfirma
Rathsfeld/MZ. - Auf dem Rathsfeld bewegt sich was. Dort sind derzeit die Abrissarbeiten auf dem Gelände des ehemaligen Pionierlagers voll im Gange. Die ersten Bungalows sind in diesen Tagen eingeebnet worden. Nicht mit schwerer Technik, sondern per Hand demontieren seit Anfang Januar 15 ABM-Kräfte von der Arterner ABS die Bauten aus DDR-Zeiten. Und das kostet etwas.
Wie der Sondershäuser Forstamtschef Uli Klüsendorf der MZ sagte, konnten hierfür glücklicherweise Gelder aus dem Autobahnbau umgeleitet werden.
Glücklicherweise, sagt Klüsendorf, denn auch für landeseigene Flächen gab es dort Ausgleichszahlungen. Nach wie vor versucht aber seine Behörde beim Investor Kosten in fünfstelliger Höhe einzutreiben, die für diesen vom Forstamt als Vorleistung erbracht wurden. "Das Geld können wir wohl in den Wind schreiben", resümierte Klüsendorf. Woher aber die Mittel für die ins Auge gefasste Naturierung kommen sollen, steht momentan noch in den Sternen geschrieben.
Doch es hätten auch alles anders laufen können. Zur großen Friesenschau auf dem Gestüt zwischen alten Gemäuern stellen Züchter aus allen neuen Bundesländern ihre Tiere vor. Eine in die Tausende gehende Zahl von Pferdenarren aus fast ganz Deutschland bevölkert das Gelände. . .
Eine solche gar nicht so fiktive Erfolgsgeschichte hätte durchaus mit der Umgestaltung des ehemaligen Pionierlagers Rathsfeld in einen Reiterhof mit Tierpension geschrieben werden können. Stattdessen verfällt dieses Objekt bzw. werden die maroden Bungalows und auch die Wirtschaftsgebäude abgerissen.
Dennoch, an dieser Erfolgsgeschichte ist doch etwas dran. Nur spielt sie sich nicht auf dem Rathsfeld ab, sondern im nahen Memleben (Sachsen-Anhalt). Dort fand Marion Krause im vorigen Jahr mit ihrem Gestüt sehr erfolgreich eine neue Heimat, nachdem sie mit ihrem Kaufantrag für das Ex-Pionierlager beim Eigentümer auf Ablehnung stieß. Das Land Thüringen, Eigentümer des Grundstückes, gab damals einer Immobilienfirma aus Erfurt den Zuschlag. Die Pferdezüchterin konnte da finanziell nicht mithalten. Auch Banken wollten der jungen Frau keine Kredite einräumen.
Nun aber sieht es so aus, dass der Freistaat das Nachsehen hat, denn statt des zwar geringeren Kaufangebotes der interessierten Gestütsinhaberin, ging seitens der Erfurter Immobilienfirma überhaupt kein Geld in die Staatskasse ein.
Der im April 2000 vom Land mit dem Erfurter Interessenten abgeschlossene Kaufvertrag ist mittlerweile sang- und klanglos geplatzt. Die Immobilienfirma des Investors, der mit seinem ehrgeizigen Tourismusprojekt bei den Landesbehörden offene Türen einrannte, soll es gar nicht geben.
Und dem Vernehmen sei somit auch kein Geld da. Zumindest habe der Investor den Kaufpreis für das 14 Hektar große Gelände nie bezahlt, teilte der Sondershäuser Forstamtsleiter Uli Klüsendorf mit. Warum man erst so spät erkannte, dass es sich bei dem Erfurter und seinem Immobilienunternehmen um eine reine Phantomfirma handelte, kann nicht so recht nachvollzogen werden. Schließlich ließ der vermeintliche Investor unmittelbar nach dem Zuschlag sogar erste Arbeiten ausführen. Neue Wege wurden geschaffen und dazu noch diverse Kabel verlegt.
Nur das Geld floss nicht, so dass bereits ab September von der öffentlichen Hand eine Mahnung nach der anderen geschrieben werden musste. Da alles noch so energische Mahnen nichts half, wurde schließlich der Kaufvertrag zum Jahresende für Null und nichtig erklärt.
Damit wird der nun schon fast endlosen Geschichte von der Vermarktung des Ex-Pionierlagers ein weiteres Kapitel des Misserfolges hinzugefügt. Die Chancen, das Objekt wirklich an den Mann zu bringen, dürften nach dem Flop mit der Phantom-Firma gegen Null tendieren. Ob es möglicherweise doch noch einmal eine neue Baugenehmigung auf dem Rathsfeld geben wird, ist ungewiss. Liegt doch das Grundstück in einem Trinkwassereinzugsbereich.