Europameisterschaft Europameisterschaft: Deutschland spielt 0:0 gegen Lettland
Porto/dpa. - Nach einer dürftigen Nullnummer gegen AußenseiterLettland droht der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wie schon vorvier Jahren nach der Vorrunde der Europameisterschaft die Heimreise.Nur ein Sieg im letzten Spiel der Gruppe D am Mittwoch in Lissabongegen Tschechien kann dem Vize-Weltmeister noch die Teilnahme amViertelfinale bescheren. Vier Tage nach dem hoffnungsvollenTurnierstart beim 1:1 gegen die Niederlande gelang es dem ideenlosenund viel zu zaghaften Team von Rudi Völler am Samstag vor 22 344Zuschauern im Estadio do Bessa von Porto nicht, das Abwehrbollwerkdes kampfstarken EM-Neulings zu knacken, der seinen erstenPunktgewinn bei der EM-Endrunde feierte.
Die Sorge vor der Hitze beim einzigen Nachmittagsspiel erwies sichals unbegründet, dafür wurde die Abwehrfestung der Letten zu einemunüberwindlichen Hindernis für die in der erwarteten Besetzungauflaufende deutsche Elf. Bei Temperaturen um 22 Grad fand das Teammit Frank Baumann für den Leverkusener Jens Nowotny, dessenKnieverletzung weiter Rätsel aufgibt, nicht zu der im Holland-SpielErfolg bringenden Aggressivität. Weil die deutsche Mannschaft imMittelfeld lange Zeit zu bedächtig operierte und zu weniginvestierte, um Druck auf die Abwehr der Balten auszuüben,entwickelte sich die Partie zu dem von Völler prophezeitenGeduldsspiel.
Dem Teamchef konnte nicht verborgen bleiben, dass sein Konzept,mit Fredi Bobic einen zweiten Stürmer neben dem Stuttgarter KevinKuranyi aufzubieten, nicht aufging. Der Berliner agierte unglücklichund wurde nach 67 Minuten von Miroslav Klose abgelöst. EineSchwachstelle des deutschen Teams, das trotz der mäßigen Darbietungenvon etwa 15 000 mitgereisten Fans frenetisch angefeuert wurde, waraber auch das Mittelfeld, in dem Bernd Schneider und Torsten Fringsnicht die erhofften Impulse gaben. Michael Ballack operierte erst imzweiten Durchgang so offensiv wie zuletzt beim 1:1 gegen dieNiederlande, war aber längst nicht so wirkungsvoll. Am Ende war derMünchner noch der einzige, der sich mit effektiven Mitteln gegen dendrohenden Punktverlust stemmte.
Auffälligster deutscher Spieler war einmal mehr der StuttgarterPhilipp Lahm, der mit seiner Laufstärke und Risikobereitschaft aufder linken Seite manche Bresche schlug. Als mit Beginn der zweitenHalbzeit der 19-Jährige Bastian Schweinsteiger für Schneider aufsFeld kam und Frings auf seine angestammte rechte Seite wechselte,wurde der Druck auf das Bollwerk endlich größer. Die Chancen bliebenjedoch weiter ungenutzt. Frings (56.) und Ballack mit einem Freistoß(63.) fanden keine Lücke. Auch als sie es in der Schlussphase mitThomas Brdaric für Kuranyi und der Brechstange versuchten, konntendie Angreifer den gegnerischen Riegel nicht knacken.
Nach 20 Minuten mit wenig Tempo und Schwung hatte der dreifacheEuropameister die Begegnung besser in den Griff bekommen, dochwirkliche Torgefahr strahlten die Aktionen nicht aus. Und mitDistanzschüssen war der lettische Keeper Aleksandrs Kolinko nicht zuüberwinden. Nacheinander versuchten Kuranyi (13./33.), Schneider(30.) und Ballack (33./37.) vergeblich ihr Glück. Die kurzeDrangperiode der Deutschen verpuffte ohne Wirkung, weil aus demMittelfeld niemand konsequent genug nachsetzte.
Fünf Minuten vor der Pause durfte sich das Team bei TorhüterOliver Kahn bedanken, dass es nicht sogar mit einem Rückstand in dieKabine gehen musste. Der Schlussmann rettete gegen den lettischenEin-Mann-Sturm Maris Verpakovskis (40.), der sich im Sprinter-Tempogegen Christian Wörns und Baumann durchgesetzt hatte. Vorausgegangenwar einer von mehreren Fehlern des Bremer Abwehrspielers, der sichals Unsicherheitsfaktor der Defensive erwies. Neun Minuten nach derPause hatte Baumann Glück, dass der englische Schiedsrichter MichaelRiley sein Foul an Verpakovskis im Strafraum nicht mit Elfmeterahndete.