Europa League Europa League: Hamburger Finale ohne HSV

Fulham/dpa. - Goodbye Europa! Der krisengeplagte Hamburger SV hatdrei Tage nach der Trainerentlassung von Bruno Labbadia auch noch dasFinale der Europa League im eigenen «Wohnzimmer» verpasst. Trotzeiner 1:0-Führung gingen alle Endspiel-Träume der Hanseaten amDonnerstagabend beim FC Fulham in der Themse unter. Die Mannschaftvon Interimstrainer Ricardo Moniz verlor das Halbfinal-Rückspieldurch einen späten Doppelschlag von Simon Davies (69. Minute) undZoltan Gera (76.) in einer packenden Partie mit 1:2 (1:0). «Wir sindalle so enttäuscht, es war eine Riesenchance, das Finale im eigenenStadion zu spielen», meinte der sichtlich niedergeschlagene Hamburger1:0-Torschütze Mladen Petric und haderte: «Wie so oft in der Saison,haben wir unverständlicherweise aufgehört nach vorne zu spielen.»
Minutenlang verharrten Petric und seine Teamkollegen auf demPlatz, der Blick leer, die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. DieFans riefen: «Hoffmann raus». «Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurfmachen, sie hat eine gute Leistung gebracht, bis zur 70. Minute»,sagte HSV-Clubchef Bernd Hoffmann und räumte schließlich ein: «1:2,das ist schon bitter.»
Das HSV-Tor durch «Mr. Europacup» Petric vor 22 500 Zuschauern imausverkauften Fußball-Schmuckkästen Craven Cottage mit einembrillanten Freistoßtor aus rund 30 Metern (22. Minute) hatte nichtgereicht. Der HSV vergab den Einzug ins Finale am 12. Mai und daserste Endspiel seit dem Landesmeister-Triumph 1983.
Während Rekordmeister FC Bayern München im Endspiel der ChampionsLeague am 22. Mai in Madrid gegen Inter Mailand die «Krone» holenkann, verpasste es der HSV durch das Ausscheiden, der Bundesligaeinen vierten Champions-League-Platz ab der Saison 2011/2012 bereitsvorzeitig zu bescheren. Schon vor einem Jahr waren Hamburger in derVorschlussrunde gescheitert, damals gegen Werder Bremen.
Rund 72 Stunden Zeit hatte Interimscoach Moniz nach der EntlassungLabbadias am Montag, die Leidenschaft der zuletzt seelenlosenMannschaft zu entfachen. Es reichte dem Niederländer am Ende nicht,um das 0:0 aus dem Hinspiel wettzumachen und den HSV ins Endspiel zuführen. Nichts war anfangs mehr vom 1:5-Offenbarungseid am Wochenendein Hoffenheim zu spüren. Hellwach, aggressiv und konzentriert gingder HSV im Schmuckkästchen von Fulham zu Werke. Auch Dennis Aogo, dernach seinen Magen-Darm-Beschwerden erste wenige Stunden vor dem Spielzur Mannschaft stieß und von Moniz gleich in die Startaufstellungbeordert wurde. Guy Demel kehrte ebenfalls in die Anfangself zurück.
Eine Schrecksekunde mussten die mitgereisten HSV-Fans gleich zuBeginn überstehen, als sich Bobby Zamora im Hamburger Strafraumgekonnt in Szene setzte. Im glänzend reagierenden Keeper Frank Rostfand der Heim-Angreifer aber seinen Meister. Verunsichern ließ sichder Bundesliga-Siebte durch die frühe erste Chance der Hausherrenaber keineswegs.
Und dann nahm sich Petric auch noch ein Herz - aus rund dreißigMetern wuchtete der Kroate den ruhenden Ball über die Mauer hinwegins Tordreieck. Australiens Nationalkeeper Mark Schwarzer reckte undstreckte sich vergeblich. Petric rutschte nach seinem zehnten Tor imlaufenden Wettbewerb auf Knien über den englischen Rasen, seineMitspieler feierten, und die HSV-Fans skandierten bereits: «ÜberLondon fahren wir nach Haus.» Sieben Minuten vor der Pause zielteJonathan Pitroipa knapp vorbei.
Fulham drängte nach dem Seitenwechsel auf den Ausgleich - bis zumDuell mit dem HSV hatten die Londoner noch kein Heimspiel in derEuropa League in dieser Saison verloren. Trainer Roy Hodgson brachteUS-Nationalspieler Clint Dempsey für Zamora. Doch den Ausgleichmarkierte ein anderer: Demel kam zu spät und Davies bugsierte denBall am herausgeeilten Rost vorbei ins Netz. Zuvor hatte Jarolim denzweiten HSV-Treffer vergeben (67.). Das Zittern begann - und endetefatal für die Hamburger: Pitroipa vergab eine weitere Chance (74.),und praktisch im Gegenzug verwandelte Gera das Stadion mit demSiegtreffer für Fulham in ein Tollhaus. Ruud van Nistelrooy verpassteSekunden vor dem Ende den Ausgleich.
Mannschaften und Statistik Fußball-Europa League, Halbfinal-Rückspiel:
FC Fulham - Hamburger SV2:1 (0:1)
FC Fulham: Schwarzer - Pantsil (75. Nevland), Hangeland, Hughes, Konchesky - Duff, Etuhu, Murphy, Davies - Gera - Zamora (58. Dempsey)
Hamburger SV: Rost - Demel, Boateng, Mathijsen, Aogo - Jarolim (90.+1 Rozehnal), Zé Roberto - Tesche (56. Rincón - 79. Guerrero), Pitroipa - Petric, van Nistelrooy
Schiedsrichter: Cakir (Türkei) - Zuschauer: 22 500 (ausverkauft) - Tore: 0:1 Petric (22.), 1:1 Davies (69.), 2:1 Gera (76.) - Gelbe Karten: Dempsey, Hangeland / Boateng, Rost