Etat Etat: Bundesliga kalkuliert mit 442 Millionen Euro

Düsseldorf/dpa. - Die Fußball-Bundesliga setzt weiter auf seriöseHaushaltsführung und drückt auf die Kostenbremse für die Profi-Abteilungen. In der in zwei Wochen beginnenden Saison 2005/2006kalkulieren die 18 Elitevereine mit knapp 442 Millionen Euro anPersonalkosten für ihre Lizenzspieler-Abteilungen. Das ergab einedpa-Umfrage bei den 18 Clubs. Nach dieser Erhebung, die erstmals einrealistisches Bild der Aufwendungen für Spieler- und Trainer-Gehälterwiderspiegelt, plant der deutsche Meister Bayern München mit Ausgabenvon rund 60,0 Millionen Euro. Damit ist der sportliche Branchenführerauch im wirtschaftlichen Bereich die klare Nummer 1 in Deutschland.
Der Ranglisten-Zweite und Vizemeister FC Schalke 04 (38,5) wendetnur etwa zwei Drittel der Bayern-Summe für ihre Lizenz-Abteilungenauf. Werder Bremen, Tabellendritter der Vorsaison, kommt mit 26Millionen Euro aus bei einem Gesamtbudget von 40 Millionen Euro.
Wie groß die Schere zwischen Arm und Reich ist, zeigen dieKalkulationen der übrigen Clubs. Den geringsten Etat für diesenAusgabeposten hat der FSV Mainz 05. Nur 11,5 Millionen Euro planendie Rheinhessen in ihrer zweiten Saison im Oberhaus für Gehälter undPrämien bei einem Gesamtetat von 24,0 Millionen Euro ein. Nur wenigmehr Geld für die Personalkosten haben Aufsteiger MSV Duisburg undArminia Bielefeld (beide 12,0) übrig. «Jeder in diesem Geschäft istgehalten, mit Geld immer sehr sorgfältig umzugehen», sagte Arminia-Geschäftsführer Roland Kentsch.
Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen setzen ihren Sanierungskurskonsequent fort, nachdem beide Clubs in ihrer sportlichen Blütezeitihre Kosten ausufern ließen und mit an der Ligaspitze standen. Umseine Liquiditäts- und Ertragssituation in den Griff zu bekommen, hatder börsennotierte BVB die Ausgaben für die Profis drastisch gesenkt.Noch vor wenigen Jahren schütteten Bayer und Borussia jeweils weitüber 60 Millionen Euro aus. Nun macht dieser Ausgabeposten beim BVBnoch 26,5 Millionen Euro aus, da man sich von teuren Stars trennteund gezwungenermaßen auf Eigengewächse setzt. «Wir werden unserenKurs konsequent verfolgen», sagte Geschäftsführer Hans-JoachimWatzke. Geplant ist eine Reduzierung auf 24,0 Millionen Euro.
«Ich gebe keine Zahlen bekannt und kommentiere das auch nicht»,verweigerte Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser jedeAussage zu den Personalkosten. Damit ist Bayer der einzige Club, dernicht für Transparenz sorgt. Dahinter steckt Holzhäusers Sorge, dass«Äpfel mit Birnen» verglichen werden. «Selbst wenn ich Zahlen nennenwürde, bieten sie großen Interpretationsspielraum», sagte Holzhäuser.Wie dpa am Donnerstag aus sicherer Quelle erfuhr, sind die Löhne undGehälter in Leverkusen inzwischen auf rund 36,0 Millionen gedrücktworden.
Im Gegensatz zu früheren Etat-Umfragen ist die Personalkosten-Rangliste dicht an der Wahrheit. Allerdings birgt sie noch immer«Variablen», weil nicht alle Vereine exakt die selben Ausgabenposteneinschließen. So sind in der Kalkulation von Aufsteiger 1. FC Kölnz.B. geplante Transferausgaben enthalten. Andere tun dies nicht.
Dennoch lassen sich recht zuverlässige Aussagen treffen: So isteine Korrelation von sportlichem Erfolg und Wirtschaftskraft nicht zuleugnen, wenn man die Tabelle der Vorsaison und die Personalkostenvergleicht. Der Schluss «Erfolg ist käuflich» wäre aber zu simpel,wie die Positiv-Beispiele Mainz, Bielefeld und Nürnberg zeigen.Diese Clubs hätten - gemessen an den Kosten - absteigen müssen.
Fest steht, dass die Bundesliga im Vergleich zu den andereneuropäischen Top-Ligen in England, Spanien, Italien und Frankreichdas beste Verhältnis zwischen Lohnkosten und Umsatz aufweist. Wie dieStudie «Annual Review of Football Finance» der internationalenWirtschaftsprüfungsgesellschaft «Deloitte» für 2003/2004 ermittelte,konnte sich nur die Premier League auf Grund gestiegener Einnahmenzuletzt höhere Personalkosten leisten. In England investieren dieClubs im Vergleich zur Bundesliga mittlerweile rund das Dreifache inSpieler und Mitarbeiter. Während deutsche Clubs etwa 45 Prozent ihrerUmsätze für Löhne und Gehälter ausgeben, liegt die Quote in Italienbei über 70 Prozent und in Spanien bei 65 Prozent.