Ermittlungserfolg Ermittlungserfolg: Hochstapler im gestohlenen Ferrari verhaftet
Halle/MZ. - Dieser Spruch war eindeutig und sogar in zinnoberrot gedruckt: "Der Inhaber des Dokuments besitzt diplomatische Immunität." Der Ausweis von Dr. Manfred Becker, unterschrieben von Joschka Fischer und anschließend verschweißt, und auch der Führerschein hatten nur ein winziges Problem: Sie waren gefälscht. Seit Montagabend sitzt der Inhaber, in Wahrheit heißt er Torsten Schmitt, wieder hinter Gittern. Dort, wo sich der 35-jährige Wolfener mit kurzen Unterbrechungen schon seit 1980 aufhält.
Polizei und Justiz aus Halle hatten die Spur des fieberhaft gesuchten Mannes aufnehmen können, nachdem er sich vor wenigen Tagen in Trier einen Ferrari 355 GTS gemietet hatte, ohne ihn zurückzubringen. Doch das Auto zum stolzen Wochenendpreis von runden 12 000 Mark verfügt über ein satellitengestütztes Navigationssystem. Damit ist jeder Standort exakt bestimmbar.
Auf dem Parkplatz an einer Bankfiliale schlugen die Polizisten zu. Mit der Festnahme und der gestern erfolgten Verkündung des Haftbefehls endet - zumindest vorläufig - die Serie eines Hochstaplers, die Polizei und Justiz wie keine andere beschäftigt hat.
Der äußerst selbstsicher auftretende Schmitt, der erst im Februar während eines Hafturlaubs aus der Justizvollzugsanstalt Halle als amerikanischer Sicherheitsoffizier auftrat, machte sich während jener Tage auf ins mecklenburgische Plau am See und mietete ein gesamtes Hotel samt Bankett für eine angebliche Tagung der Nato-Außenminister an. "Er genoss den Erfolg", so der hallesche Oberstaatsanwalt Ingo Sierth. Nach seiner eigentlichen Haftentlassung Anfang Mai blieb Schmitt in Halle.
Der Sozialhilfeempfänger mietete eine Wohnung für 1 455 Mark, buchte eine 10 000 Mark teure Reise nach China, orderte Möbel im Wert von 160 000 Mark und kaufte elektronische Unterhaltungsgeräte für 77 000 Mark. "Die Auslieferung der drei georderten Mercedes Benz 320 SL für 420 000 Mark stand erst noch bevor", so Sierth. "Rechtsanwalt Becker", dem nun auch Amtsanmaßung angelastet wird, bezahlte mit EC- und Kreditkarte, die auf sechs Konten mit falschen Namen liefen. Die Schecks fälschte er zu Hause am Computer.
Ermittler fanden in seiner Wohnung in bester Citylage stapelweise Blanko-Verrechnungsschecks. Nach Angaben Sierths umfasst die Liste mit den Vorwürfen hallescher Geschäftsleute 37 Punkte. Für die Taten aus dem Februar hat die Staatsanwaltschaft bereits vor wenigen Tagen Anklage erhoben. Dafür, dass Schmitt ernsthaft krank ist, gibt es Anzeichen. "Es wurde bereits 1998 eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert", so Hauptkommissar Siegfried Koch von der Polizeidirektion Halle.