Erfolg von Jessen trübt WM-Freude
Wittenberg/MZ/cni. - Ob er sich die WM-Auslosung in Leipzig angesehen hat? Sicher, sagt Maik Kurczyk: "Zu Hause am Fernseher." Sollte er Zufriedenheit für Deutschland angesichts der Ergebnisse empfinden, so kann er das gut verbergen. Ohnehin interessiert ihn mehr die Gruppe B. Da spielt England, und Kurczyk sagt: "Ich halte mehr zu den Engländern." Seine Vorliebe für das Britische zeigt sich auch bei seinem Sohn. Den hat er Brian genannt. In seinem Verein SV Einheit Wittenberg könne es schon mal passieren, dass sie ihn wegen seiner Vorlieben veralbern.
Am Sonnabend sind Vater und Sohn auf dem Platz der Jugend in Wittenberg. Während sich draußen die Spieler von SV Einheit und Alemannia Jessen in der Landesklasse bei eisigen Temperaturen warm laufen, sitzen Kurczyks in der "Sportsbar". Hinter dem Tresen bemüht sich Doreen Pankrath, die Getränkewünsche der Besucher abzuarbeiten. Bis drei Uhr morgens, erzählt sie, war sie letzte Nacht in dem Lokal, weil viele Fußballfans dort erst die Auslosung gesehen haben und dann ins Diskutieren gekommen sind.
Ein paar Stunden später hält sich - WM-Auslosung hin oder her - der Diskussionsbedarf in Grenzen. Jetzt spielen erstmal die heimischen Kicker. Und während Kurczyk noch erklärt, Karten für das WM-Achtelfinale und das Finale zu haben, ist draußen das erste Tor gefallen. Nicht für die Gastgeber. In der 15. Minute haben die Jessener den Ball ins gegnerische Netz bugsiert. 20 Minuten später landen sie den zweiten Treffer. Am Ende gewinnen sie die Partie mit 4:1.
Bei so einem Ergebnis kommt WM-Fieber nicht gerade auf. Aber auch sonst reagieren die Fußballer relativ gelassen auf den Wirbel. Olaf Aßmann, Trainer bei SV Einheit, konstatiert: "Es ist ein gutes Los für Deutschland." Andere finden, man solle sich nicht zu früh freuen und Gegner wie Costa Rica nicht unterschätzen. Der Jessener Fan Andreas Necke, ausgestattet mit einer knallroten Weihnachtsmannmütze, betont: "Bei einer WM schicken alle ihre Starken." Na klar doch. Dagegen wirkt, was den Wittenberger Ronny Roscher zur Fernsehübertragung aus Leipzig umgetrieben hat, schon beinahe aufregend. "Heidi Klum", lacht der junge Mann, "hätte bei der Auslosung ruhig mehr Haut zeigen können."