England England: Milde Strafe für Fußball-Rowdy Keane
London/dpa. - Wer bringt Fußball-Rowdy Roy Keane zur Vernunft? Der englische Fußballverband wohl kaum. Zwar verhängte die FA gegen den Kapitän von Manchester United wegen eines brutalen Fouls mit Vorsatz jetzt die höchste Geldstrafe für einen Spieler in ihrer Geschichte, doch bei genauerem Hinsehen sind die 238 000 Euro und fünf Spiele Sperre für den Iren ein Witz. Das Geld verdient er in etwa drei Wochen und von den fünf Spielen, die er verpasst, ist nur die Auswärtspartie am 1. Dezember beim FC Liverpool wirklich wichtig.
«Die Botschaft, welche junge Leute mit dieser Strafe erhalten: Unverschämte Gewalt ist eine relativ geringe Angelegenheit», schimpfte die Zeitung «Independent» am Mittwoch. «Hätte Keane diesen Angriff auf der Straße oder in einem Nachtclub verübt anstatt auf dem Fußballfeld und für die ganze Nation sichtbar, wäre er nun im Gefängnis. Das ist die normale Strafe für schwere, absichtliche Körperverletzung.»
Hintergrund ist Keanes in diesem Jahr erschienene Autobiografie, in der er ungeschminkt ein brutales Foul am Norweger Alf Inge Haaland als vorsätzlichen Racheakt enthüllte: «Ich habe ihm richtig einen verpasst. (...) Das ist für Dich, Du Scheißkerl. (...) Ich habe gar nicht auf die Karte des Schiedsrichters gewartet. Ich bin gleich vom Platz gegangen», beschrieb der 31-Jährige die Szene vom 21. April 2001 im Spiel gegen Manchester City, in der sich der Norweger einen Kreuzband zuzog und Monate nicht spielen konnte. Vier Jahre zuvor war der nach einer durchzechten Nacht noch angetrunkene Keane schon einmal auf Haaland losgegangen, hatte sich dabei aber selbst schwer verletzt. Der «Guardian» urteilte über diese Passage in dem Buch: «Das hatte mehr mit einem Gangster als mit einem von Millionen verehrten Fußballer zu tun.»
Verschärfend kommt hinzu, dass Keane keine Skrupel hat, seine Tat zu wiederholen. Auf die Frage, ob er das Foul an Haaland wieder begehen würde, antwortete er in einem Interview mit dem «Observer» vor kurzem: «Wahrscheinlich ja.» Der Ire ist bekannt für seine grobschlächtige Art auf und neben dem Fußballplatz. Den irischen Nationaltrainer Mick McCarthy beleidigte er derart, dass er von der WM im Sommer nach Hause geschickt wurde. Nach dem Ellbogencheck gegen den Unterkiefer seines Landsmanns Jason McAteer im Spiel gegen Sunderland vor sechs Wochen flog er zum elften Mal in seiner Karriere vom Platz. Die folgende Sperre nutzte er zu einer fälligen Hüftoperation.
Die nun verhängten fünf Spiele Sperre wird Keane ebenfalls mit Leichtigkeit absitzen. Das Ligapokal-Duell bei Leicester City am 5. November hätte er ohnehin verpasst, denn sein Befürworter Alex Ferguson wird dann ein Reserve-Team auflaufen lassen. Auch vier Tage später würde er im Derby gegen Manchester City (wegen Haaland) wohl nicht zum Einsatz kommen. Und gegen West Ham United und Newcastle United danach kann der Schotte auf seinen Kapitän verzichten. Viel wichtiger ist, dass Roy Keane in der Champions League zur Verfügung steht. Und was die Geldstrafe betrifft: Die kann der Mittelfeldspieler quasi mit dem Erlös aus seiner Tat bezahlen: Sein Buch ist in Großbritannien ein Bestseller.