1. MZ.de
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Elsässer Weinstraße: Elsässer Weinstraße: Ein heiter beschwingtes Land

Elsässer Weinstraße Elsässer Weinstraße: Ein heiter beschwingtes Land

Von Matthias Frede 12.06.2001, 06:52

Kaysersberg/MZ. - Voilà, ein guter Spruch, obschon jenseitsjeder neueren Rechtschreibreform. Indes bekundeter halt elsässische Lebensart, hier wie andernortszwischen Rhein und Vogesen. Findige Touristikerhaben der heute grenzenlosen französischenGrenzregion zudem eine schlechterdings inflationäreFülle von fixen Erlebnistouren verordnet.Mithin führen viele kulinarische Wege durchskleine, aber feine Schlaraffenland. Nebender exponierten Weinstraße, der Route desVins d'Alsace, gibt es nämlich noch eine Sauerkraut-,Kirsch-, Munster-, Karpfen-, Spargel-, Tabak-und Bierstraße. Und außerdem noch die RouteRomane d'Alsace, eine "Romanische Straße"wie in Sachsen-Anhalt.

Vom Sundgau bis nach Wissembourg gleich südlichdes Pfälzer Waldes, längs der Vogesen unddurch die rheinische Tiefebene verbindet dieseKultur-Tour mehr als 120 Sehenswürdigkeitenregionaler Baukunst aus dem 11. bis 13. Jahrhundert,deren bewegte Geschichte besonders von denKarolingern und Hohenstaufen geprägt wurde.

Urige Kirchen, Klosterbauten und Burgen, überdie an 19 Standorten ausführlich informiertwird, schmücken jene heiter beschwingte Landschaft.Sechs Kulturzentren (Feldbach, Marmoutier,Ottmarsheim, Sélestat, Strasbourg, Wissembourg),drei ständige Ausstellungen (Guebwiller, Neuwiller-lès-Saverne,Rosheim) sowie mehrere Museen garantierenromanische Entdeckungen im Detail.

Allenthalben begegnet man der Romanik: St. Martinin Marmoutier mit dem prächtigen karolingischenWestwerk, der steinalte Dompeter zu Avolsheim,St. Peter und Paul in Rosheim als Höhepunktelsässischer Romanik, die gleichnamige Kirchein Andlau mit ihrem berühmten Skulpturenfries,die allerdings meist überlaufene Wallfahrtsstätteauf dem heiligen Odilienberg bei Obernai,die mystische kleine Margaretenkapelle vonEpfig, die weit ins Land schauende StauferfesteHaut-Koenigsbourg nahe Sélestat, der so berühmtewie einzigartige Isenheimer Altar des MatthiasGrünewald im Unterlinden-Museum zu Colmar.

Mal abgesehen von der kulturellen MetropoleStrasbourg, wird der kunstsinnige Elsass-Reisendezumindest dies alles wohl ebenso wenig auslassenwollen wie die wunderschönen Winzer- und Keramik-StädtchenRibeauville, Riquewihr, Kaysersberg, Turckheimoder Eguisheim, die geradezu einem Bilderbuchzu entstammen scheinen.

Denn der "ideale" Grenzland-Besucher ist kulturhistorischinteressiert, geht gern zu Fuß, am liebstenauf steile Burgberge oder durch lieblicheRebenhänge, und er hat viel übrig für einfallsreicheGaumenschmeicheleien vom deftigen Flammekuchenaufwärts. Dazu einen guten Wein, etwader hier sehr kraftvoll fruchtige Riesling.Da ist man entlang der Route des Vins d'Alsacegenau richtig. Zwischen Marlenheim vor denToren Strasbourgs und Thann nächst Mulhouseschlängelt sich die Elsässer Weinstraße vonNord nach Süd über rund 170 Kilometer in Sichtweiteder schützenden Vogesenwälder.

Das sind etwa 14000 Hektar Weinberge, dievon rund 7000 Winzern vorwiegend im Familienbetriebbearbeitet werden. Sie bringen ihre Traubenentweder in eine Kooperative ein oder vermarktensie selbst in einem der mehr als einhundertWeinorte. Im Schnitt resultieren daraus immerhin150 Millionen Flaschen Wein, abgefüllt aufdie traditionelle schlanke "flûte". Die Lesefindet zwischen Ende September und Ende Oktoberstatt - dann wird es wuselig und ausgesprocheneng an der Feste feiernden Weinstraße.

Nächste Seite