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Elfenbeinküste Elfenbeinküste: Große Stars und große Sorgen: Zweifel an Ivorern

27.05.2010, 17:20

Gstaad/Stuttgart/dpa. - Mit Stars wie Didier Drogba oderKolo Touré kann er bei der WM weiter kommen als jedes andereafrikanische Team. Aber seine Spieler haben kaum Zeit, sich an ihrenneuen Coach zu gewöhnen, sie leiden an der riesigen Erwartungshaltungin ihrer Heimat und sind sich untereinander nicht immer grün.

Arthur Boka vom VfB Stuttgart pendelt bei den Ivorern nur zwischeneinem Stammplatz und der Ersatzbank, aber dafür drückt der kleineVerteidiger die Dinge unverblümter aus als viele Andere. Über dieStimmung im Team sagt er: «Wir haben eine große Mannschaft mit großenSpielern. Aber wenn die Leute sagen: Die Elfenbeinküste ist Drogba,dann sind einige frustriert. Häufig haben die Stars bei uns mehr fürsich gespielt als für die Mannschaft.» Mit dieser Meinung steht ernicht allein da. Auch Mittelfeldspieler Romaric vom FC Sevilla klagteauf der Internetseite des Weltverbandes FIFA: «Wir haben großeSchwächen beim gemeinsamen Auftreten. Wir bilden noch keinen Block.»

Das zu ändern, ist die Aufgabe von Trainer Eriksson. Der Schwedeist erfahren im Umgang mit Stars, er führte unter anderem Englandzweimal zur WM und Lazio Rom zur italienischen Meisterschaft. Fürseine neue Mission bleibt dem 62-Jährigen aber kaum Zeit. Nach derEntlassung seines Vorgängers Vahid Halilhodzic begann er seine Arbeitmit den Ivorern erst diesen Monat. Er spricht ihre Sprache nicht, hatkeine Erfahrung mit afrikanischen Teams und präferiert ein anderesSystem als seine Spieler. Die sind es gewohnt, mit drei Stürmernanzugreifen. Eriksson setzt lieber auf eine 4-4-2-Formation.

Über seine neue Mannschaft sagt er das gleiche wie fast alleBeobachter. «Wir haben viele Spieler von allerhöchstem Niveau. Aberes reicht nicht, zu hoffen, dass Drogba rausgeht und ein paar Toreschießt. Qualität allein ist nicht genug im Fußball, die Spielermüssen zusammenarbeiten.» Eriksson ist schnell zum Hoffnungsträgerder Ivorer aufgestiegen, die Spieler lobten seine Arbeit schon nachwenigen Tagen. «Wir könnten keinen Besseren haben. Er weiß, welcheStärken wir haben und an welchen Schwächen wir noch zu arbeitenhaben. Er ist ein erstklassiger Trainer», sagte Kolo Touré.

Zusammen mit seinem Bruder Yaya (FC Barcelona) sowie den Chelsea-Stürmern Drogba und Kalou verkörpert Kolo Touré das große Potenzial,das im Team der Elfenbeinküste steckt. «Wenn wir die Vorrundeüberstehen und das Selbstvertrauen kommt, dann ist alles möglich.Dann können wir auch Weltmeister werden», sagt Boka. «Denn wennAfrika schon eine WM organisiert, dann sollte der Pokal auch inAfrika bleiben.»

Viele Fans denken genauso - nur ohne jede Einschränkung. DieIvorer treffen in der Gruppenphase auf Portugal und Brasilien, aberin der Heimat träumt man bereits vom Titel. «Wenn wir jetzt auch nochin Südafrika scheitern, brauchen wir gar nicht mehr daran zu denken,heimzukommen», sagte Romaric und spielt auf die Enttäuschung nach demAfrika-Cup an. Da scheiterte die Elfenbeinküste als großer Favorit imViertelfinale und feuerte anschließend ihren Trainer. Nach der erstenNiederlage im 24. Spiel. Halilhodzic ist darüber immer noch verärgertund meint: «Die Ivorer haben große Spieler, aber kein großes Team.»