Eisschnelllauf-Weltcup Eisschnelllauf-Weltcup: Dream-Team in neuer Dimension

Calgary/Berlin/dpa. - «Wir wachsen als Team immer mehr zusammen. Nur so ist diese irreZeit zu erklären», sagte Anni Friesinger. Schon vor dem Rennen warnichts mehr vom alten «Zickenzoff» zu spüren, die drei Damenklatschten sich freudig ab und versuchten, sich gegenseitig zumotivieren. «Wir haben vom Start weg sofort zusammengefunden. Das warein supergeiles Gefühl», schwärmte Claudia Pechstein.
Team-Weltmeisterin Sabine Völker (Erfurt) hatte nach geradeüberstandener Bronchitis kurzfristig auf ihren Start verzichtet,womit der Weg für den ersten Weltcup-Erfolg ihrer VereinsgefährtinAnschütz frei geworden war. Auch die zweite Reihe der Deutschensorgte mit Rang drei für eine gehörige Überraschung. MoniqueAngermüller, Lucille Opitz (beide Berlin) und Katrin Kalex (Erfurt)musste in 3:00,59 nur noch China (3:00,24) den Vortritt lassen.
Mit dem «Rückenwind» ihres insgesamt 26. Weltcup-Sieges war AnniFriesinger ins Team-Rennen gegangen. Über 1500 Meter hatte diezwölfmalige Weltmeisterin aus Inzell in hervorragenden 1:53,48Minuten ihren eigenen, erst sieben Tage alten Weltrekord nur um 0,26Sekunden verpasst. Bis zur 1100-Meter-Marke lag sie unter denZwischenzeiten ihres Rekordlaufes, musste aber in der letzten Rundeihrem Tempo Tribut zollen. «Ich bin auch ohne neuen Weltrekordüberaus zufrieden. Die trockene Luft hat mir aber sehr zu schaffengemacht», meinte die 28-Jährige, die sich vor dem Team-Lauf noch mitargem Nasenbluten herumplagte.
Die eigentliche Überraschung des 1500-Meter-Laufes war der zweitePlatz von Claudia Pechstein, die sich in 1:54,92 Minuten auf Anhiebdie Olympia-Qualifikation sicherte, obwohl sie diese Strecke fürTurin gar nicht eingeplant hatte. «Das war nicht nur gut, das wareine Sensation», lobte Coach Joachim Franke. «Ich konnte gar nichtglauben, dass ich vor dem letzten Paar noch vorn lag. Aber Anni läuftso beständig, mit dem Sieg habe ich daher nie geliebäugelt», bekanntedie 33-jährige Berlinerin, die 2000 schon 1500-Meter-Weltmeisterinwar.
Für die Kanadierin Cindy Klassen, die tags zuvor Pechstein den3000-Meter-Weltrekord entrissen hatte, blieb in 1:55,24 Minuten nurder enttäuschende vierte Platz. Claudia Pechstein will nun amWochenende versuchen, am Ort ihrer Olympia-Erfolge in Salt Lake Cityden verlorenen Weltrekord zurückzuholen.
Ihrem in den vergangenen drei Jahren etwas verblichenen Ruf alsRekordbahn wurde das Olympic Oval in Calgary auch in den Herren-Rennen wieder gerecht. Nach der Bestmarke des kanadischen Teams inder Verfolgung (3:39,69) ließ Weltmeister Chad Hedrick amSonntagabend einen weiteren Paukenschlag folgen. In 6:09,68 blieb derUS-Amerikaner als Erster unter der Marke von 6:10 Minuten und drückteden bei Olympia 2002 aufgestellten Rekord des Niederländers JochemUytdehaage gleich um fast fünf Sekunden.