Eiskunstlauf Eiskunstlauf: Memoiren einer Legende

Chemnitz/dpa. - Die Trainerin von «Eisprinzessin»Katharina Witt nutzt die Publikation jedoch nicht, um Fakten derGeschichte aus ihrer Sicht geradezurücken oder mit jemandemabzurechnen. Sie legt dem Leser vielmehr ein sehr persönlichesFotoalbum vor.
Im 192-Seiten-Werk gibt Jutta Müller beispielsweise Schwarz-Weiß-Bilder aus ihrer Jugend Preis, auf denen ihre späteren markanten Zügesowie ihre elegante Art schon ansatzweise zu erkennen sind.Journalistisch, sachlich und mit einigen Anekdoten gewürzt, breitetsich Müllers außergewöhnliche Lebensgeschichte aus. Dabei bekommenall ihre Weltmeister und Olympiasieger den gleichen Platz eingeräumt.«Lieblingsschüler hatte ich nicht», erklärt Müller im abschließendenInterview, die unter anderem Gaby Seyfert, Jan Hoffmann, AnettPötzsch und Katharina Witt betreute.
Der Schwarz-Weiß-Stil der Fotos wird im gesamten Buch beibehaltenund es scheint, dass Jutta Müller mit diesem Werk ihre eigene Äraabschließen will. Die Chemnitzerin hat offenbar ihren Frieden mit derGeschichte geschlossen. Auch damit, dass sie nach der Wende im Jahre1990 ihre Entlassungspapiere erhielt und als erfolgreichsteEiskunstlauf-Trainerin und weltweit geschätzte Expertin nicht diegesamtdeutsche Eislauf-Geschichte mitschreiben durfte.
Die Zäsur im deutschen Eiskunstlaufen ist auch im Buch spürbar.Nachdem ihre Karriere in einem grandiosen Finale mit Katharina Wittgipfelte, wird es schwer, ihre weniger bekannten Schützlingeauseinanderzuhalten. Dass trotzdem keiner ihrer Sportler fehlt - wasder Klarheit des Buches gut getan hätte - lässt sich jedoch leichterklären. Jutta Müller begleitete die Schützlinge meist vonKindesbeinen an, war oft Ersatzmutter. Jeder wuchs ihr deshalb ansHerz, auch wenn es nicht bei jedem bis ganz an die Spitze reichte.