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Eishockey Eishockey: Die Chemie stimmt

Von Christian Kunz 16.10.2002, 16:01

Berlin/dpa. - Die Berliner Eisbären sind als Tabellenführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zur Zeit das Maß aller Dinge. Die Mannschaft von Trainer Pierre Pagé stellt vier der ersten fünf Spieler der Scorerliste, erzielte die meisten Tore und kassierte die wenigsten Gegentreffer. Als einer der Herausforderer waren die Eisbären in die Saison gestartet, nach dem ersten Viertel der regulären Saison stehen sie auf dem Spitzenplatz.

«Damit haben wir nicht von vornherein gerechnet. Aber uns war klar, dass wir eine gute Mannschaft haben», sagte Manager Peter-John Lee. Obwohl die bisherigen Leistungen schon für den ersten Platz gereicht haben, ist der Manager überzeugt: «Wir können noch besser spielen.» Die Chemie im Team stimme, neue und alte Spieler passten gut zusammen, Trainer Pierre Pagé mache einen «super Job». Im Vergleich zum Vorjahr sei die Mannschaft schwerer für die Gegner auszurechnen. Vielleicht so schwer, dass es in dieser Saison zum Titelgewinn reicht.

«Der Titel ist sicher der Wunschgedanke der Fans, und uns würde er auch gut zu Buche stehen. Aber der Weg dahin ist dornenreich», bleibt Co-Trainer Hartmut Nickel auf dem Boden: «Wir sind gut gestartet, aber die Saison ist noch lang.» Für die Fans im Wellblechpalast in Hohenschönhausen würde sich Nickel, der seit 40 Jahren als Spieler und Trainer bei den Eisbären ist, den Gewinn der Meisterschaft besonders wünschen: «Die haben uns in den bittersten Stunden unterstützt. Wir versuchen, das mit guten Leistungen wiederzugeben.»

Der EHC Berlin ist für viele seiner Anhänger «Kult». «Die Wurzeln liegen in DDR-Zeiten, über Jahre ist das Ganze gewachsen. Die Leute aus Hohenschönhausen oder Marzahn identifizieren sich mit ihrer Mannschaft, mit «ihren» Eisbären. So etwas haben selbst ehemalige NHL-Profis noch nicht erlebt», schwärmte Nickel, der aber auch die Probleme in anderen Hallen kennt: «Viele Zuschauer sind dort gegen uns. Obwohl die Kanadier und Amerikaner gar nicht verstehen, was da gerufen wird.» Die Heimspiele im Wellblechpalast waren nach Angaben von Nickel bislang alle ausverkauft. «Noch denken wir nicht an einen Umzug in die größere Deutschlandhalle», sagte Manager Lee. Auch wegen Geschichte und Tradition bleiben die Eisbären in ihrer Halle.

Denn die Mannschaft aus dem Berliner Osten hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Die sportlichen Wurzeln der heutigen Eisbären gehen auf den 15-maligen DDR-Meister Dynamo Berlin zurück. Nach der Wende gehörten die Eisbären dann zu einem der wenigen Sport- Clubs aus den neuen Bundesländern, die sich auf höchster Ebene etablieren konnten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelang es Mitte der 90er, wieder an die erfolgreiche Tradition Dynamos anzuknüpfen. Was fehlt, ist der Titel.

«Natürlich ist es das Ziel, immer zu gewinnen. Ob man das schafft oder nicht, darüber entscheiden harte Arbeit, Glück und Gesundheit», erklärte Lee. Angeblich redet man in Berlin nicht über den Titel. «Wir reden darüber, was wir auf dem Eis machen können», so der Manager. Und damit scheinen die Eisbären auf dem richtigen Weg. «Es kann noch so viel passieren», hält sich auch Nickel beim Thema «Meisterschaft» zurück: «Aber dagegen hätten wir sicher nichts.»