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Einsame Herzen Einsame Herzen: «Liebe auf den ersten Klick»

25.05.2001, 04:24

Köln/dpa. - Nach einer repräsentativen Studie des Emnid-Instituts vomvergangenen Januar erleben die professionell betriebenen Flirtseitenim Internet einen Boom. Danach nutzen bereits knapp neun MillionenDeutsche die fast ausschließlich unentgeltlichen Online-Dating-Angebote. Bereits jeder zweite Deutsche halte das Internet fürgeeignet zur Kontaktaufnahme - damit liegt der virtuelle Flirtinzwischen auf Rang 3 hinter den «Kennenlern-Klassikern» Disco (58Prozent) und Arbeitsplatz (54,1 Prozent). Auf Kontaktanzeigen inZeitungen oder Zeitschriften vertrauen dagegen nur noch gut 17Prozent.

«Im Netz kann man anonym bleiben, solange man will und istzeitlich und örtlich ungebunden», sagt die Sprecherin desBerliner Anbieters «flirtmaschine.de», Sylvia Stanulla. Geschütztdurch einen Fantasienamen gehen viele Kunden mit mehrSelbstvertrauen in den Flirt. Laut Emnid-Studie sehen mehrals die Hälfte der Befragten im Internet-Flirt ein weiteresentscheidendes Plus: Das Aussehen spielt zunächst keine Rolle.

Die Anonymität im Netz ist aus Sicht der Nutzer aber nicht nurpositiv. «Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass die selben Frauenunter verschiedenen Namen zwei bis drei Mal im Netz stehen», sagtder 32-jährige Kieler Ingo Bemmann. «Die wollen nur ihre Aktientesten, ohne ernsthaft an einem Kontakt interessiert zu sein.» Einzusätzliches Problem sei der hohe Männerüberschuss auf den meistenFlirtseiten. «Eine Bekannte, die das ausprobiert hat, wurde jeden Tagmit E-Mails wahllos zugemüllt.» Einige Sicherheit gegen derartigeBelästigung bietet die Website «dating-cafe.de». Dort muss jederNutzer eine Kopie seines Personalausweises abgeben, bevor die Seitefrei geschaltet wird.

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat dennoch großeBedenken: «Ich kann niemandem raten, derart persönliche Daten überdas Internet speichern zu lassen», sagt Kerstin Reschke, Juristin desVereins. «Dafür ist der Adressenhandel ein viel zu lukrativesGeschäft.» Letztlich könne man nie sicher sein, ob die Angaben nichtirgendwann doch auf einer Datenbank landen.

Während die Nutzer bei den meisten Anbietern selbstständig ein sogenanntes Profil mit den persönlichen Daten ausfüllen müssen, hilftbei der «flirtmaschine» unter dem Motto «Ich verliebe Dich» einLiebes-Agent namens «Cyb». Das geschlechtslose Wesen fragt dieKandidaten gezielt nach Vorlieben und Abneigungen und speichert dieAntworten. Gibt es zwischen zweien der insgesamt über 200 000 Flirtereine hohe Übereinstimmung, schickt der «Cyb» nach dem Motto «Gleichund Gleich gesellt sich gern» den beiden eine E-Mail. Ein System,dass selbst bei Pressesprecherin Stanulla funktioniert hat: «Ich habedurch unser Netz vor wenigen Wochen meinen Freund gefunden», sagt die36-jährige PR-Frau.