Eine Frau beißt sich durch Eine Frau beißt sich durch: Carola Bläss kämpft für den Brett'l-Keller
Wittenberg/MZ/cni. - Eine Frau beißt sich durch. Sie fliegt aus dem Theater, weil das dichtgemacht wird. Aber sie jammert nicht, sondern macht sich auf die Suche nach einer neuen Spielstätte, an der ihre Arbeitskraft gefragt ist. In Halle, beim Kabarett "Die Kiebitzensteiner", hat sie eine neue Heimat gefunden: Carola Bläss. Jeden Tag fährt sie jetzt in die Stadt an der Saale, bringt ihren Sohn in den Waldorf-Kindergarten, probt, spielt, sammelt abends den Filius wieder ein und bastelt nachts - daheim in Wittenberg - weiter am Konzept für den Brett'l-Keller.
Den zu erhalten, liegt Frau Bläss am Herzen. Zum einen, weil sie dort schon im zarten Alter von acht Jahren erste Auftritte hatte. Das verbindet. Zum anderen, weil bis heute die Nachfrage groß ist: Jedenfalls scheint es ganz so, als hätten die Liebhaber dieses Kabaretts, die übrigens nicht nur in Wittenberg sitzen, bis heute nicht verstanden, dass mit der Schließung des Mitteldeutschen Landestheaters auch das Aus für den Brett'l-Keller kam. "Immer wieder werden wir angerufen und gefragt, wann die nächste Vorstellung ist", sagt Carola Bläss.
Angesichts dieser Nachfrage, aber auch, um ein Zeichen gegen den "kulturellen Kahlschlag" in der Stadt zu setzen, wird der Brett'l-Keller ab Freitag bis Ende Dezember wieder bespielt: von einer Hand voll engagierter Schauspieler und ohne finanzielle Absicherung. Denn obwohl Carola Bläss mit ihrem Konzept seit einem Jahr offene Türen sowohl bei Kommunalpolitikern als auch beim Rechtsträger einrennt (die MZ berichtete), ist niemand bislang über die ideelle Unterstützung hinausgegangen. Diese jedoch genüge nicht, um einen Spielbetrieb dauerhaft aufrechtzuhalten. Und insofern hält sich auch Bläss' Freude darüber in Grenzen, dass sich vor kurzem der Kulturausschuss der Stadt zum Brett'l-Keller bekannt hat, ohne eine konkrete materielle Unterstützung in Aussicht zu stellen.
Wie schwer es gegenwärtig ist, finanzielle Zuschüsse zu erhalten, weiß auch Eva Löber. Als stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses befasst sie sich ebenfalls mit dem Brett'l-Keller. Eine Anfrage der MZ, ob im Ausschuss inzwischen über konkrete Beträge zur Unterstützung der Spielstätte nachgedacht worden sei, vermag sie nicht zu beantworten. Sie betont jedoch in diesem Zusammenhang, "bei Carola Bläss den Mut zu vermissen". Den Mut, "etwas zu machen, auch wenn kein Geld kommt".
Wenn man aber etwas Carola Bläss nicht vorwerfen kann, dann ist es ein Mangel an Courage. Die Frau kämpft für ihr Kabarett, wiewohl sie betont, "dass wir es als Hobby nicht betreiben können, wir müssen ja von etwas leben". Sie macht allerdings keinen Hehl daraus, dass sich die Sache erledigt, "wenn bis Jahresende keine verbindliche Finanzierungszusage kommt".
Das Stück "(Über)Lebenszeichen" hat am Freitag, 19.30 Uhr im Brett'l-Keller Premiere. Weitere Aufführungen am Sonntag und an den folgenden Wochenenden. Telefon-Info unter 03 49 1 / 40 31 64.