Ehejubiläum Ehejubiläum: Hochzeit war im Dezember ausgefallen
Gröbzig/MZ. - Heiß ist es gewesen am 2. August 1941, als sich Liesbeth und Karl Kümmel das Ja-Wort gaben. Und das Brautpaar hätte damals vielleicht gern etwas luftigere Kleidung gehabt als die, in der es sich zunächst auf den Weg machte zum Standesamt und dann in die Kirche. "Ich trug ein dunkelblaues Kostüm und eine langärmlige weiße Bluse, mein Mann die Uniform, er war ja Soldat", erinnerte sich am Donnerstag die Diamant-Braut im luftigen hellblauen Sommerkleid und fügte als Erklärung hinzu: "Eigentlich hatten wir ja Weihnachten schon heiraten wollen, aber dann hatte es mit dem Urlaub nicht geklappt - seitdem hing das Kostüm im Schrank.
Die Hochzeit mussten wir auf unbestimmte Zeit verschieben." Und dann ging es plötzlich ganz schnell: Zu ihrem Geburtstag, am 30. Juli, einem Mittwoch, war der Verlobte auf Kurzurlaub gekommen und hatte erklärt: "Am Sonnabend heiraten wir." "So eine Aufregung", blickte Liesbeth Kümmel am Donnerstag zurück, "die ganzen Formalitäten mussten geregelt werden, das hat dann alles meine Schwiegermutter gemacht." Eine große Feier gab es nicht, "das holen wir jetzt nach", so die rüstige Jubilarin, der man ihre 81 Jahre gar nicht glauben mag. Gemeinsam mit ihrem 86-jährigen Ehemann kann sie sich darüber freuen, dass beide noch ausgesprochen gut zu Wege sind, sich um Haus und Garten kümmern und nicht auf fremde Hilfe angewiesen sind.
Im Gegenteil: Liesbeth Kümmel kocht und bäckt auch für Kinder, Enkel und Urenkel, und Karl Kümmel, der gelernte Zimmermann, hält das Anwesen in der Halleschen Straße - übrigens das Geburtshaus seiner Frau - in Schuss. Dass sie einmal auf 60 gemeinsame Jahre zurückblicken können, "daran haben wir an unserem Hochzeitstag bestimmt nicht gedacht", meinten beide am Donnerstag. Kennengelernt haben sie sich die Gröbzigerin und der Bernburger übrigens 1937 beim Tanz im Gröbziger Café Webel. In all den folgenden Jahren, sind sie sich einig, gab es Höhen und Tiefen, doch "fortlaufen, das wäre nicht in Frage gekommen". Und eigentlich könne man sich heute auch nur an all das Gute erinnern, das weniger Schöne verblasse viel schneller. Gratulanten kamen am Donnerstag in Scharen, neben der Familie, zu der zwei Töchter, zwei Enkel und zwei Urenkel zählen, weitere Verwandte und Bekannte.
Glückwünsche überbrachten namens des Landrates und des Ministerpräsidenten Kreis-Dezernent Dieter Beneke und namens der Stadt Gröbzig Bernd Hauschild. Die Jüngsten kamen aus dem Kindergarten - einmal, weil Kümmels die Urgroßeltern ihres Spielkameraden Toni sind und zum anderen, weil Liesbeth Kümmel gerade aus den Wollresten von Jahrzehnten warme Sachen für alle Puppen im Kindergarten strickt. Immer ist schließlich nicht Sommer und "was soll sonst aus dem ganzen Kram werden".