Eckhard Spoerr bleibt an Freenet-Spitze
Hamburg/dpa. - Eckhard Spoerr bleibt Vorstandsvorsitzender des Telefonanbieters Freenet. Auf der Hauptversammlung in Hamburg stimmten die Aktionäre am Freitagabend mit 64 Prozent gegen einen Antrag von den Großaktionären United Internet und Drillisch.
Mit dem Antrag sollte dem vierköpfigen Vorstand das Vertrauen entzogen werden. Für den Fall einer Zustimmung hatte Spoerr seinen Rücktritt angekündigt. Auf dem Aktionärstreffen hatten Anleger die Führungsmannschaft um Spoerr wegen der Übernahme von Debitel zum Teil heftig kritisiert und Freenet fehlende Transparenz bei dem milliardenschweren Kauf vorgeworfen.
Spoerr hatte mit einer Fokussierung auf das Handy-Geschäft für seinen Verbleib an der Spitze des Telekomunternehmens geworben. Mit der Übernahme von Debitel steige Freenet zum drittgrößten Mobilfunkanbieter nach T-Mobile und Vodafone auf und könne bessere Konditionen bei den Netzbetreibern erreichen, sagte der umstrittene Manager am Freitag auf der Hauptversammlung in Hamburg.
Nachdem Drillisch-Vorstand Vlasios Choulidis bereits im Vorfeld eingeräumt hatte, dass eine Abwahl unwahrscheinlich sei, waren Branchenbeobachter schon vor der Entscheidung davon ausgegangen, dass Spoerr seinen Posten würde verteidigen können. Zählen konnte er dabei auf den Finanzinvestor Permira, der 25 Prozent von Freenet kontrolliert und auf den Pensionsfonds Hermes, der auf der Hauptversammlung im vergangenen Jahr noch massive Kritik geübt hatte. Auch am Freitag hielt sich Hermes damit nicht zurück, allerdings lehnte der Investor einen Wechsel ab. Mit Verweis auf das Gehalt von Spoerr - im vergangenen Jahr 4,4 Millionen Euro - appellierte Hermes-Sprecher Stephan Howaldt für Zurückhaltung bei der Manager-Entlohnung: «Halten sie Maß.»
Wie Hermes kritisierte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) das Vorgehen von Drillisch und United Internet. «Die heutige Hauptversammlung ist zu einer Presse- und PR-Schlacht geworden», sagte ein Aktionärsvertreter. Wenn Drillisch und United Internet das Unternehmen kontrollieren wollten, dann sollten sie ihren Anteil auf über 30 Prozent erhöhen und ein Übernahmeangebot unterbreiten.
Ein Vertreter von Drillisch, der Rechtsanwalt Robert Weber, sprach sich erneut gegen die Übernahme von Debitel aus und erneuerte die Kritik am Freenet-Management. «Wir wünschen uns in Zukunft vor allem Transparenz, klare Ziele, klare Zahlen.» Mit der Akquisition der größeren Debitel hatte Spoerr eine Übernahme von Freenet durch die beiden Großaktionäre verhindert - United Internet und Drillisch wollten den norddeutschen Konkurrenten filetieren. Freenet muss sich nun aber von seiner Breitbandsparte trennen, um die Schuldenlast zu senken. Der Kauf von Debitel schlug mit 1,6 Milliarden Euro zu Buche.
Die Übernahme wird Freenet bis ins kommende Jahr belasten, wie Spoerr einräumte. Er stellte zwar einen operativen Gewinn (EBITDA) von 450 Millionen Euro in Aussicht, allerdings sind dabei nicht die Kosten für den Konzernumbau eingerechnet. Zuvor hatte er ein Ergebnis in mindestens dieser Höhe in Aussicht gestellt - von zusätzlichen Belastungen war dabei nicht die Rede gewesen.