Düsseldorf hat die «längste Theke der Welt»
Düsseldorf/dpa. - Wer am Sonntag früh morgens zum Joggen ans Rheinufer geht, begegnet den letzten Nachtschwärmern, die gerade auf dem Weg nach Hause sind. Jedes Wochenende tobt in der Altstadt von Düsseldorf das Nachtleben.
Dann scheinen der ganze Niederrhein und das halbe Ruhrgebiet in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen zwischen Heinrich-Heine-Allee und Rheinpromenade unterwegs zu sein. Hier sind rund 260 Lokale zu finden: Szene-Bars, Clubs, Diskotheken und Studentenkneipen sind ebenso dabei wie die urigen Lokale der Brauereien, die das obergärig gebraute Altbier ausschenken.
Mehrere alteingesessene Brauhäuser haben ihren Stammsitz in der Düsseldorfer Altstadt. Sie tragen Namen wie «Zum Schlüssel» oder «Zum Uerige». Auch im «Schiffchen» und im «Hirschen» fließt das Bier in Strömen. «Noch eins für Sie?», fragt der Köbes, der mühsam sein Tablett Altbier durch das überfüllte Lokal jongliert. Ohne die Antwort abzuwarten, werden leere gegen volle Gläser getauscht. Die Gäste sitzen an Holztischen oder gruppieren sich um Stehtische. Wenn es das Wetter erlaubt, drängen sich auch Menschen vor den Kneipen.
Nahtlos reihen sich die Lokale aneinander - kein Wunder, dass die Altstadt Düsseldorfs den Ruf der «längsten Theke der Welt» genießt. Immer wieder ziehen junge Leute durch die Kneipen und feiern feucht- fröhlich Junggesellenabschied. Einige scheinen dabei zu befürchten, dass mit Eheschließung der Bierhahn zugedreht wird und trinken, was das Zeug hält.
Dass die Ehe nicht zwangsläufig mit einem Alkoholverbot verbunden ist, beweisen einige ältere Semester, die mit ihrer Kegelgruppe oder Skatrunde unterwegs sind. Die Frauen sorgen sich um ihre schon angeheiterten Männer und versuchen sie vom Bestellen weiterer Runden abzuhalten - zumeist vergeblich, denn ein «Killepitsch» muss sein.
Christa Konzok vom Düsseldorfer Stadtmarketing weiß, was es mit der Spezialität auf sich hat: «Es war im letzten Krieg. Willi Busch, Besitzer einer Likörfabrik, und der Autor Hans Müller-Schlösser, hockten im Luftschutzkeller, während draußen Bomben fielen. «Ehe sie uns jetzt killen, pitschen wir uns noch einen», sagten sie sich und hatten den Namen des Kultgetränks erfunden, der seit 1955 im «Kabüffke», einem Laden in der Altstadt, ausgeschenkt wird und heute auf keiner Getränkekarte der Region fehlt.» Ein «Killepitsch» enthalte viele gesunde Kräuter und könne deshalb «vor dem Essen, nach dem Essen, zum Essen oder anstelle von Essen getrunken werden».
Während sich rund um die Bolkerstrasse vor allem Touristen durch die engen Straßen schieben, sind die nur wenige Gehminuten entfernten Kneipen in der Ratinger Straße eher ein Treffpunkt der Düsseldorfer. In der Brauerei «Im Füchschen» etwa nahmen schon der Schauspieler Gustaf Gründgens, Konzernchef Flick oder der Künstler Josef Beuys ihre Bierchen. Seit 1848 wird dort im Zeichen des Fuchses, der die Fassade anstelle einer Hausnummer ziert, Bier ausgeschenkt. Eine Institution ist auch das benachbarte «Stone» im «Ratinger Hof», wo die Toten Hosen ihren ersten Auftritt hatten und heute wieder Konzerte und Partys stattfinden. Auch in zahlreichen anderen Altstadtkneipen gibt es natürlich Livemusik.
Richtig chic geht es auch am Abend auf der «Kö» zu: In die Clubs am Düsseldorfer Prachtboulevard wie das «SAMs», «Nachtresidenz», «Checkers» oder «La Rocca» zieht es auch viele Promis. Angesagt ist auch das «Les Halles», das sich auf dem ehemaligen Bahngelände in Derendorf befindet und Club, Cafe und Biergarten in sich vereint.
Weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist das «Stahlwerk», das sich in der einstigen Mannesmann-Residenz im alten Industriegebiet Lierenfeld angesiedelt hat. Neben Konzerten gibt es hier auch Themenpartys: Bei Cocktails, Chill-out-Musik und Barbecue lassen sich zum Beispiel auf Flirtpartys Kontakte knüpfen. Wer dort nicht als Oldie belächelt werden will, kommt dagegen zur «Ü40-Party», die Musik aus den 70er und 80er Jahren, aber auch aus aktuellen Charts bietet.
«Tanzende Bürotürme» des Architekten Frank O. Gehry sind das Markenzeichen des Düsseldorfer Medienhafens. Wo noch vor ein paar Jahren die Tristesse leerer Lagerhallen herrschte, haben sich vor allem Firmen aus der Medienbranche angesiedelt. Nach Büroschluss trifft man sich im After-Work-Club «mk2», Restaurants und Bars beleben das Areal auch später am Abend, wenn andere Nachtschwärmer schon längst wieder unterwegs sind an der «längsten Theke der Welt».
Informationen: Düsseldorf Marketing & Tourismus; Telefon: 0211/17 20 20.
Reisetipps über Düsseldorf: www.duesseldorf-tourismus.de