Dresden Dresden: Alles neu macht der September

Dresden/dpa. - «Ein mittlerer sechsstelligerBetrag pro Saison sollte es schon sein», sagt Otto und zeigtzugleich die Probleme auf. Denn die Spielstätte für die Frauen-WM2011 und ein Jahr zuvor der U-20-WM der Frauen darf keinenWerbeträger haben, da sich die Elbestadt mit dem Namen des einstigen800-Meter- Weltrekordlers beworben hat.
Doch während die alte, marode Spielstätte an gleicher Stelle, diespätestens im August 2002 vom Jahrhundert-Hochwasser baufälligwurde, noch eine Laufbahn hatte, ist das neue in den VereinsfarbenSchwarz und Gelb gehaltene Stadion an der Lenné-Straße nur fürFußball und Musik-Veranstaltungen ausgelegt. So wird bei derEröffnung am Dienstagabend Schlagerstar Roland Kaiser die 32 000Besucher in der ausverkauften Arena unterhalten. Zuvor wird Meister-Trainer Felix Magath mit dem FC Schalke 04 den Drittligisten SGDynamo Dresden auf Herz und Nieren prüfen.
Wenn die 184 Strahler mit 2000 Lux am Abend erleuchten, geht fürviele Dresdner und Dynamo-Anhänger eine Stadion-Odyssee zu Ende.Denn unmittelbar nach der Wiedervereinigung entstanden die erstenStadionpläne. Doch der Bundesliga-Zwangsabstieg 1995 in dieRegionalliga Nordost machte Dynamo einen Strich durch die Rechnung.Im Zuge der verschärften Lizenzierung für die 2. Bundesliga muss derClub 2004 unter Auflagen 700 000 Euro in die Sanierung des Stadionsinvestieren. Daraufhin beschloss der Stadtrat am 16. Dezember denAusbau der Sportstätte zu einem modernen Fußball-Tempel. Nach demAbriss des alten Stadions im Juli 2008 erfolgte parallel zumSpielbetrieb der Neubau. Die Bauzeit der Arena beträgt biseinschließlich Dezember dieses Jahres 22 Monate.
Der vom Rostocker Architekten Martin Beyer entworfene Bau ist dasfünfte komplett umgebaute Fußball-Stadion in den neuen Bundesländernnach dem Zentralstadion in Leipzig, der DKB-Arena in Rostock, derMDCC-Arena in Magdeburg und der Alten Försterei in Berlin.
Auf dem Arenal an der Lenné-Straße, das immer noch der Stadtgehört, entstand bereits Ende des 19. Jahrhunderts einer der erstenFußball-Plätze in Europa. Im April 1874 berichtete eine LeipzigerZeitung von «einer Gesellschaft, die sich Dresden Football Club(D.F.C.) nennt», und von deren Spiel, «bei dem die Bälle mit demFuße fortgeschleudert werden». Hauptsächlich handelte es sich beiden Fußballern um Engländer, die berufsbedingt nach Sachsen gekommenwaren. Regelmäßig trafen sie sich an den Wochenenden auf der «Wieseam Großen Garten», an der sich heute das Rudolf-Harbig-Stadionbefindet. 1883 fand dann zum ersten Mal ein öffentliches Schau- undWett-Turnen statt. Das erste Fußballstadion wurde am 9. Juli 1867mit dem Hampden Park in Glasgow eröffnet.
Der Neubau des 30 Meter hohen Stadions (vom Rasen bis zurDachkante) wurde als PPP-Projekt (Public-Private-Partnership)realisiert und bezeichnet eine Partnerschaft zwischen deröffentlichen Hand und privaten Unternehmen. Die LandeshauptstadtDresden als Konzessionsgeber überlässt der Stadion DresdenProjektgesellschaft mbH & Co. KG das Grundstück mit derVerpflichtung, ein Fußballstadion als Ersatzneubau zu bauen, zufinanzieren und eigenverantwortlich zu betreiben. Der Vertrag wurdefür 32 Jahre vereinbart. Die Projektgesellschaft wiederum vermietetdas Stadion für zwölf Jahre an Dynamo Dresden als Hauptnutzer. DieEinnahmen werden aufgeteilt. Die Stadt, die sich am Bau mit 4,6Millionen Euro beteiligte, zahlt Dynamo - je nach Ligazugehörigkeit- einen Zuschuss. Derweil sind es in der 3. Liga 2,69 MillionenEuro.