Dreiecks-Badehose und andere weltbewegende Fragen
Roßlau/MZ. - Man kann das auch umdrehen. Der Autor ist Jahrgang 1961. Noch ein paar Sprünge aus dem Lebenslauf. Diplomsportlehrer war er geworden. In der Lesung begegnet uns allerdings ein jugendliches Ich, das bestenfalls Eigentore schießt, die Latte unter Limit reißt und nach 20 von 800 Metern merklich keucht.
Zu welchem Zweck er keucht, weiß man nicht so recht, und auch nicht, wer da mit welchem Fahrrad durch wessen Biographie radelt? Vielleicht war Kost ja schon immer Kabarettist. "Nachrichtensprecher im TV" war er auch einmal. Gegenwärtig gehört er zum Vorstand des halleschen Kleinkunstvereins "Die Kiebitzensteiner".
Kabarett-Autoren leiden zuweilen unter der Hatz der nötigen Pointen-Quote. Statt auch hier still zu keuchen, schweift Kost nun verhalten aus, literarisch. So entstand das Buch. Aufgefädelte Sketche ergeben eine Reihe pointenseliger Prosaportionen, die sich ein wenig mehr Zeit nehmen als die Bühnen-Versionen. Aber bedeutend sind sie alle, nicht nur die pupsende Blondine, auch die Dreiecksbadehose, oder die Wäschezentrifuge. Ein echter Ostler beginnt schon beim Schleuder-Wort zu vibrieren. Wenn Kost dann liest, vibrieren auch wir.
Die Genesis der Dreiecksbadehose erscheint reichlich komplizierter als ihr Einheits-Schnitt. Nicht, dass es die Vorstellungskraft übersteige, wenn Kost gut zwei Dutzend DDR-Ingenieure forschen lässt, wie schwere russische Baumwolle zum Schwimmen gebracht werden könnte. Aber warum will Kost unbedingt Luft in dieses Bademöbel pumpen und wo, bitte, sollte sie dort bevorratet werden?
Gewichtige Fragen. Nur die Luft ist raus aus der Geschichte. Gleiches gilt für den Stones-Fan mit Bassgitarre und FDJ-Hemd zu Beginn der Lesung. Da stehen die Steine. Kost plaudert immerzu von damals im Osten und am Mittwoch im neuen Westen, vom Zahnarzt, vom Grenzsoldat, vom Bäcker, vom Frisör. Das ist alles gleichermaßen harmlos, Smalltalk auch der Stil, nicht der derbe Biss, kein großes Gaudium, aber manch Lächeln. Unterhaltung, die keiner braucht, und die doch besser erscheint als manches oder vieles. Kost kandidierte übrigens für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Halle - ein gelebter Witz?
Am Montag, 20. November, 17 Uhr, liest Klaus Feldmann ("Aktuelle Kamera" des DDR-Fernsehens) innerhalb der HerbstLese in der Stadtbibliothek, Südstraße 9, aus Büchern von Hansgeorg Stengel.