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Doping/DDR Doping/DDR: Erstmals amtliche DDR-Dopingrichtlinien entdeckt

15.10.2001, 15:18

Köln/dpa. - Das Dokument belastet Tünnemann, den amtierenden Forschungsleiteram Institut für Angewandte Trainings-Wissenschaft (IAT), der seit1990 dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) als persönlichesMitglied angehört. Spitzer forderte im «Deutschlandfunk» denRücktritt Tünnemanns von allen Ämtern und die Entfernung aus dem IAT:«Zum ersten Mal kann durch ein offizielles Dokument belegt werden,dass DDR-Athleten extrem hohe Dosen an Anabolika erhielten.»

Die Papiere belegen dem Bericht des Senders zufolge am Beispielvon Ringern das systematische Doping im DDR-Sport unter dem Titel«Optimaler UM-Einsatz zu den Olympischen Spielen 1980». UM standdabei für «Unterstützende Mittel», also Dopingsubstanzen. Das mit«Maßnahmeplan» überschriebene Dokument, das dem «Deutschlandfunk» inKopie vorliegt, weist nach, wie mit Hilfe von Doping Kraft undAusdauer der Athleten entwickelt wurden. Zudem wurden Werte der«Ausscheidungskinetik» am 2., 4. bis 7. Tag nach Absetzen derPräparate getestet. Als Testfall wurden die Weltmeisterschaften 1979genutzt, um nach den dort gemachten Erfahrungen die Olympia-Planungzu erarbeiten. Neben Tünnemann unterschrieb die geheime Richtlinieauch Ringer-Verbandsarzt Kallenbach.

Auf Anfrage hatte Tünnemann unlängst erklärt, dass er zum KomplexZwangsdoping «nichts weiteres beitragen» könne. «Was die Doping-Problematik anbelangt, habe ich in den letzten Jahren den zuständigenStellen sehr erschöpfenden Einblick in die Doping-Praxis der DDRvermittelt», schrieb er.

Als «Testpersonen» waren laut dem DDR-Dokument sieben Aktivevorgesehen, darunter Heinz-Helmut Wehling, der in 1972 in MünchenSilber im Feder- und 1976 in Montreal Bronze im Leichtgewichtgewonnen hatte, sowie Uwe Neupert, der 1980 in Moskau Silber imHalbschwergewicht holte.