Doping Doping: Alle sauber - oder nur nicht erwischt?
Fontainebleau/dpa. - Der Pferdesport hat seit ein paar Jahren miteiner Flut von Dopingfällen zu kämpfen, in Deutschland schockten vorallem die prominenten Reiter wie Isabell Werth und Christian Ahlmann.Doch in der erfolgreichsten Disziplin blieb alles sauber: Für diedeutschen Vielseitigkeitsreiter gab es zuletzt bei denWeltmeisterschaften und bei den Olympischen Spielen Goldmedaillen,aber seit Jahren keine einzige positive Probe. Gibt es impferdesportlichen Dreikampf tatsächlich kein Doping? Oder werden dieSünder nur nicht erwischt?
«Es ist schon ein anderer Sport», sagte Ingrid Klimke amDonnerstag am Rande der EM in Fontainebleau: «Bei uns hat man nichtdie Möglichkeit, das große Geld zu verdienen.» Der Anreiz für denmedikamentösen Betrug hält sie daher für nicht so hoch wie etwabeim Springreiten, wo Wochenende für Wochenende sechsstellige Euro-Beträge zu gewinnen sind: «Beim Springen kann eine fallende Stange50 000 Euro ausmachen.» Zum Vergleich: Klimke hat für ihren Sieg beiminternationalen Turnier in Schenefeld 2600 Euro erhalten.
Die deutsche Meisterin glaubt, dass es in der früher Militarygenannten Disziplin eine «besondere Partnerschaft zwischen Reiter undPferd» gibt. Und Bundestrainer Hans Melzer sagt: «Ich behaupte, beiuns herrscht eine andere Einstellung.» Tatsächlich sind die«Buschreiter», wie sich sich selber nennen, die Außenseiter derReitsportszene, die keinen Wanderzirkus wie die Springreiterbetreiben.
Mindestens genauso bedeutsam dürfte aber sein, dass die«klassischen Dopingmittel» der Spring- und Dressurreiter in derVielseitigkeit nicht helfen. Beruhigungsmittel, die in der Dressurgefunden werden, könne man nicht einsetzen, «weil das Pferd amanderen Tag ins Gelände muss», sagt der Bundestrainer: «Das würdenicht helfen, sondern sogar gefährlich sein.» SensibilisierendeMittel, die von betrügenden Springreitern auf die Beine geschmiertwerden, damit die Pferde die schmerzvolle Stangenberührung vermeiden,helfen auch nicht: Vielseitigkeitspferde dürfen im Gelände keineAngst vor dem Hindernis-Kontakt haben: «Das sind robustere Sprünge,wenn sie Angst vor der Berührung haben, bleiben sie stehen.»
Dass es trotzdem schwarze Schafe gibt, weiß auch der deutscheBundestrainer. Derzeit läuft etwa ein Verfahren gegen den US-ReiterMichael Pollard, bei dessen Pferd Icarus beim Turnier in Allentowndie Substanz Stanozolol gefunden wurde. In der deutschenVielseitigkeit gab es vor sieben Jahren den letzten Fall, als bei KaiRüders Pferd Butscher Acepromazin gefunden worden war. Laut Rüder wardem Pferd das Beruhigungsmittel für eine Zahnbehandlung gegebenworden.