Dollarkurs macht 2008 zum «Nordamerika-Jahr»
Hamburg/dpa. - Wenn der Dollar nur billig zu haben ist, schnellt die Zahl der deutschen USA-Touristen in die Höhe. Auf diesen Effekt setzen Reiseveranstalter und US-Tourismusämter schon lange - und jetzt, wo der Wechselkurs bei rund 1,50 US-Dollar zu 1 Euro steht, scheint sich die Hoffnung zu erfüllen.
Viele Veranstalter verweisen auf gute Buchungszahlen für den Winter 2007/08 und für die Sommersaison. Die Deutschen bekommen wieder Lust auf Urlaub mit Cowboys und Canyons, Megastädten und Mississippi-Dampfern.
«2008 wird ein Nordamerika-Jahr», ist die Überzeugung von Matthias Rotter, der bei der Rewe-Bausteintouristik in Frankfurt den Bereich Meier's Weltreisen leitet. «Die Vorausbuchungen für den Sommer in den USA gehen durch die Decke, vor allem bei Mietwagen-Rundreisen und Wohnmobilen. Und der Winter ist von den Buchungen her der absolute Hammer», sagt Tilo Krause-Dünow, Chef des Veranstalters Canusa in Hamburg und Vorstandsmitglied im Visit USA Committee in Frankfurt.
Begonnen hat diese Entwicklung bereits im Sommer. In den Jahren 2000 bis 2006 war die Zahl der deutschen USA-Reisenden von 1,78 auf 1,38 Millionen pro Jahr gefallen. Nun zeigt die Statistik eine Kehrtwende an: Von Januar bis August 2007 wurden nach Angaben des US-Handelsministeriums knapp 975 000 Bundesbürger bei der Einreise gezählt. Das waren 8 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Canusa-Chef Krause-Dünow nennt neben dem Wechselkurs noch zwei weitere Faktoren für die Trendwende: Seit der Disney-Konzern die Einwanderungsbeamten in Sachen Service und Freundlichkeit schult, sei von Problemen bei der Einreise «kaum noch Negatives zu hören». Und auch das Ergebnis der Kongresswahlen im November 2006, bei denen die Demokraten in Senat und Repräsentantenhaus die Mehrheit eroberten, habe das Buchungsverhalten der Deutschen positiv beeinflusst.
Der Dollarkurs wirkt sich direkt auf die Kosten im Reiseland aus. «Beim Einkaufen geht es allerdings nicht mehr in erster Linie um Outlet-Shopping mit Turnschuhen und Jeans», beobachtet Wolfgang Streitbörger, Vertreter der US-Südstaaten Georgia, Tennessee und Mississippi in Bielefeld. «Gesucht werden hochwertige Markenprodukte und Luxusartikel, die in den USA nun viel billiger sind als bei uns.»
Auch viele Reiseveranstalter machen nun die Angebote für die USA billiger. Marktführer Dertour etwa reduziert die Preise im Sommer um zwei bis drei Prozent, bei Mietwagen sogar um bis zu acht Prozent. «Ausnahmen sind aber weiter Hotels in Städten wie New York, Boston und San Francisco, wo die starke Inlandsnachfrage die Preise hoch hält», sagt Dertour-Fernreisenchef Günter Rücker. Andere Anbieter senken ebenfalls die Preise: Bei Studiosus beträgt das Minus drei, bei Canusa bis zu zehn Prozent, bei FTI vier bis fünf Prozent.Wie stark auch Kanada vom wieder auflebenden Interesse an Amerika profitiert, ist noch schwer zu sagen. «Dort könnte es ein schwieriges Jahr werden», sagt Tilo Krause-Dünow, der auf die Härte des Kanada- Dollars und Steuererhöhungen für Hotelübernachtungen verweist. Das Reisen im «Ahorn-Land» wird dadurch teurer, bei Canusa um sechs bis zehn Prozent, bei Dertour und Meier's um fünf bis sechs Prozent.
Auch Kanadas Tourismusbehörde CTC will ein rückläufiges Interesse in Deutschland nicht ausschließen. «Doch es geht nicht nur um die Preise», so CTC-Sprecherin Barbara Ackermann in Düsseldorf. Kanada werde immer mehr als Ziel für Luxusreisen entdeckt und als ein Ort, «an dem die Seele baumeln kann».
Visit USA Committee Germany e.V.: www.vusa-germany.de
Canadian Tourism Commission: www.canada.travel