Die Schatzinsel
Hamburg/dpa. - François Goeske ist gerade 18 Jahre alt und bis auf winzige Rollen im deutschen Fernsehen nicht aufgefallen. Der deutsch-französische Nachwuchsschauspieler, der beide Pässe in der Tasche hat, steht jetzt vor dem Durchbruch.
In der Neuauflage des Abenteuerfilms «Die Schatzinsel», die ProSieben an diesem Montag und Dienstag jeweils um 20.15 Uhr ausstrahlt, ist Goeske in der Hauptrolle des Schiffsjungen Jim Hawkins zu sehen. Derzeit steht er für ein anderes Remake vor der Kamera: eine Neuversion des Antikriegsfilms «Die Brücke», in der er die Rolle des jungen Albert spielt, die in Bernhard Wickis Klassiker 1957 Fritz Wepper innehatte.
Mit der «Schatzinsel» wurde der junge Mann, der in München noch zur Schule geht, schon als Junge durch seine Mutter vertraut gemacht. «Sie hat mir daraus vorgelesen - auf französisch», erinnert sich Goeske. «Damals konnte ich nicht ahnen, dass ich einmal den Jim Hawkins spielen würde.» Den Schiffsjungen mimte in der bislang einzigen deutschen Fernsehfassung vor 40 Jahren Michael Ande. Daran können sich nur noch die Älteren erinnern. «Und wir wollen künftig einige Klassiker für die jüngere Generation neu aufarbeiten», sagt der zuständige ProSieben-Redakteur Christian Balz. Den «Seewolf» bekommt ProSieben jedenfalls nicht - den produziert das ZDF neu.
Im Vorfeld der Ausstrahlung hatte es um die Platzierung des Filmes einiges Hin und Her gegeben: Ursprünglich wollte ProSieben den Zweiteiler am 3. und 4. Dezember ausstrahlen, zog ihn dann aber um eine Woche vor. Am 3. Dezember strahlt das ZDF nämlich das Drama «Eine folgenschwere Affäre» aus, in der auch Silke Bodenbender, die in der «Schatzinsel» die Mutter des Schiffsjungen Jim Hawkins mimt, mitwirkt. Von ProSieben heißt es, dass die Umverlegung des Abenteuerstoffs nichts mit dem ZDF-Film zu tun gehabt hätte, sondern erfolgt sei, um ihn näher an den Piratenfilm «Fluch der Karibik» (am 25. November) heranzubringen und somit eine thematische Linie über drei Abende hintereinander zu finden.
Die ProSieben-Verfilmung hält sich stark an die literarische Vorlage des Briten Robert Louis Stevenson (1850 bis 1894). In dem Film geht es um den jungen Jim Hawkins, der in den Besitz einer Schatzkarte gerät und sich einen Platz an Bord des Expeditionsschiffs «Hispaniola» sichert. Unterwegs zur Schatzinsel entpuppt sich der Schiffskoch Long John Silver (Tobias Moretti) als Pirat, der mit seinen Gefolgsleuten Israel Hands (Jürgen Vogel) und Black Dog (Richy Müller) das Kommando übernimmt. Im Buch stirbt einer nach dem anderen, ebenso im neuen Film beinahe im Fünf-Minuten-Takt.
Gefilmt wurde 58 Tage lang in Thailand (Krabi) und England (Cornwall). Die Dreharbeiten verliefen nicht immer günstig: In England rissen Stürme die Filmbeleuchtung fort, in Thailand beeinträchtigten Überschwemmungen die Aufnahmen. Und die Schauspieler mussten sich mit der ein oder anderen Unannehmlichkeit abfinden. Silke Bodenbender, die Goeskes Mutter spielt, berichtet von einer grünen Mamba, die vom Baum hing. Vogelspinnen besuchten das Set- Gelände. Moretti musste wochenlang mit Holzbein herumlaufen. «Ich habe mein eigenes gar nicht mehr gemerkt, geschweige denn gebraucht», sagt der Österreicher. Dann brach er sich noch die Leiste.
Der Abenteuerfilm ist eine Koproduktion von Janus Film und ProSieben in Kooperation mit dem ORF (Österreich). Für Regie und Drehbuch zeichnet Hansjörg Thurn verantwortlich. Ob der Film im deutschen Fernsehen ein Publikumserfolg wird, bleibt abzuwarten. Im Ausland bahnt sich der Zweiteiler offenbar schon seinen Weg. Die Firma SevenOne International, Rechtehändler der ProSieben Sat.1 Media AG, meldet schon vor der ProSieben-Ausstrahlung den Verkauf in mehr als 50 Länder, unter anderem Spanien, Frankreich, Niederlande, Schweden und auch Taiwan, Thailand sowie Japan.