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Die Kunsthalle Mainz hat «Alle Zeit der Welt»

04.03.2008, 09:05

Mainz/dpa. - Das neue Mainzer Aushängeschild ist mehr als 20 Meter hoch, grün und leicht schief. Schon rein optisch ist die neue Kunsthalle auf dem Gelände des ehemaligen Zollhafens am Rhein ein echter Hingucker.

Mitten in dem denkmalgeschützten Backsteingebäude erhebt sich ein sieben Grad schräger Ausstellungsturm, der architektonisch Vergangenheit und Zukunft des Gebäudes vereint. Die Stadt Mainz freut sich über die Kunsthalle, die eine echte Lücke schließt: Ausstellungsräume, vor allem für Gegenwarts-Kunst, waren bislang sehr dünn gesät in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt.

«Man muss überglücklich sein», sagt denn auch der Mainzer Kulturdezernent Peter Krawietz, als er sich in den komplett weiß gehaltenen Räumlichkeiten umschaut. «Eine richtige Ausstellungsmöglichkeit für zeitgenössische Kunst hatten wir nicht mehr.» Dafür stehen künftig in der neuen Kunsthalle fast 850 Quadratmeter Fläche bereit.

Die erste Ausstellung hat das Motto «Alle Zeit der Welt». Zu sehen sind dazu Werke von zehn Künstlern, die sich vor allem in langfristigen Projekten der Kunst widmen. So zum Beispiel die Fotografin Angela Fensch, die 1996 Jugendliche porträtierte und sie dann zehn Jahre später erneut ablichtete. Die Fotos sind im direkten Vergleich nebeneinandergestellt. Interessant ist ebenfalls das Projekt des Künstlers Jens Risch, der einen tausend Meter langen Seidenfaden in jahrelanger Arbeit Stück für Stück verknotet.

Ausgestellt sind bis zum 18. Mai auch Fotografien von Christian Borchert (1942-2000), der nach Angaben der Kunsthalle zu den bedeutendsten Chronisten der Sozial- und Kulturgeschichte der ehemaligen DDR zählt. Borchert fotografierte Familien im Abstand von zehn Jahren - das erste Mal Anfang der 1980er Jahre.

Kunst brauche oft einen langen Atem, sagt die künstlerische Leiterin, Natalie de Ligt, über das Motto der Eröffnungsausstellung. «Diesen langen Atem wollen wir natürlich auch für die Kunsthalle haben.» Finanziell sollte sich die Kunsthalle aber keine Sorgen machen müssen: Stadt, Land, die Stadtwerke Mainz als Eigentümerin sowie Sponsoren schießen pro Jahr rund 250 000 Euro für den Betrieb zu. Dafür zeigt die Kunsthalle sowohl Projekte von Studenten der Kunstakademie Mainz als auch von Stipendiaten des Landes.

Untergebracht ist die neue Kunsthalle im alten Kesselhaus des Hafens. Dort wurde Energie für den Hafen erzeugt, der in den 1880er Jahren an diesem Standort gebaut wurde. Die Kunsthalle soll das Markenzeichen eines komplett neuen Stadtviertels in Mainz werden, ein Wohn- und Kulturhafen. Dafür zieht sogar das Container-Terminal ein Stück rheinabwärts. Auf dem alten Hafengelände soll es dafür künftig eine Mischung aus Wohnen und Kultur geben. Die Kunsthalle mit hohem Wiedererkennungswert ist jedenfalls schon fertiggestellt, im kommenden Jahr sollen die Bauarbeiten für das neue Stadtquartier starten.