Die «dritte Hand» im Wagen: Spracheingabe bei Handy und Navi
Saarbrücken/Aachen/dpa. - Die Anweisungen eines Navigationsgerätes können mitunter nerven. Oft möchte man «Halt's Maul!» rufen, weil einem plötzlich eine Abkürzung eingefallen ist. Derart über den Mund fahren lassen sich die Computerstimmen der Navis zwar noch nicht.
Auf Sprache reagieren einige Geräte inzwischen aber schon. Auch immer mehr mobile Geräte haben eine Spracherkennung. Was Navigationsgeräte erst seit kurzem können, ist bei Handys schon länger möglich: SMS - Kurznachrichten - und E-Mails lassen sich mit installierter Spracherkennung diktieren. Die Umwandlung der Sprache wird nicht vom Handy erledigt. Das Mobiltelefon sende die Aufnahme an einen Server, der die Arbeit erledigt und zurückschickt, erklärt Arnd Weil vom Sprachsoftwarespezialisten Nuance in Aachen. Trotz dieses Umwegs spare das Diktieren dem Nutzer Zeit.
Als Killer-Applikation wird das SMS-Diktieren jedoch noch nicht angesehen. Das mag vielleicht daran liegen, dass Niemand die gesimsten Liebesgrüße, Lästereien oder Geschäftsaufträge allen Umstehende zu Ohr kommen lassen möchte. Und wenn man schon ins Handy spricht, kann man ja auch gleich richtig telefonieren.
Probleme bereitet auch noch die Spracherkennung an sich: Denn «Spracherkennung unterwegs» ist eine ganz andere Angelegenheit als Spracherkennung in einer ruhigen Umgebung. «Die Lage ändert sich völlig, sobald wir raus in die wirkliche Welt gehen», sagt Hans Uszkoreit, Professor für Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Umgebungsgeräusche und vor allem andere Stimmen könnten die Erkennungsgenauigkeit deutlich senken.
Viel geringer sind die Anforderungen an Systeme, denen man im relativ ruhigen Interieur eines Pkw das Fahrtziel sagen will. Oliver Stauch, Experte für Navigationsgeräte und Redakteur der Fachzeitschrift «connect», hat Navis mit Sprachsteuerung getestet: Seiner Ansicht nach steckt die Spracheingabe und -steuerung zwar immer noch in den Kinderschuhen. Sie habe bei den aktuellen Modellen aber deutliche Fortschritte gemacht: «Wenn ich München sage, versteht das Gerät auch München.»
In der ersten Reihe der Spracherkennungsnavis stehen Geräte wie das Medion Go Pal P4425, das N240L Europe von Falk, der Travelpilot Lucca 5.3 von Blaupunkt oder das Tomtom Go 720 T. Einen echten Dialog, bei dem der Fahrer beide Hände am Steuer und den Blick auf der Straße behalten kann, bieten sie noch nicht. Sie ersparen bloß das Eintippen von Namen. Die beste Sprachsteuerung bieten laut Stauch ab Werk eingebaute Navis. Ihr Vorsprung hat einen einfachen Grund: Die Firmen-Programmierer kennen die typischen Nebengeräusche des Autos genau und können die Software darauf einstellen.
Glaubt man Fachleuten wie Hans Uszkoreit, ist der dialoggesteuerte Taschen-Simultanübersetzer mit Navigations- und Reiseführerfunktion für unterwegs auch nur noch eine Frage der Zeit. Schon die nächste Generation der mobil einsetzbaren Spracherkennungsprogramme werde von Ergebnissen der amerikanischen Militärforschung profitieren und sehr viel besser mit Störgeräuschen klar kommen. Im Straßenlärm zwischen «Hamburg» und «Humbug» zu unterscheiden, wird dann kein Problem mehr sein.