DFB-Pokal DFB-Pokal: Traditions-Wettbewerb als «Finanzausgleich»
Düsseldorf/dpa. - «Vom Prestige her und auch aus sportlicher Sicht hat der Pokalohnehin große Bedeutung. Wer einmal in Berlin war, der weiß, dass esein lohnenswertes Ziel ist», betonte Borussia Dortmunds SportmanagerMichael Zorc vor der Partie beim niedersächsischen OberligistenConcordia Ihrhove am Samstag (15.30 Uhr). Für den Ex-Profi, der beimletzten Pokalsieg des BVB 1989 noch selbst die Schuhe schnürte, istein weiterer Aspekt in den Vordergrund gerückt. «Wenn man nichtgerade in der 1. Runde ausscheidet, ist der Pokal auch finanziellinteressant und eine Chance, einen Teil der Mindereinnahmenauszugleichen», sagte Zorc in Anspielung auf das kläglicheErstrunden-Aus im Vorjahr bei den Amateuren des VfL Wolfsburg.
Ähnlichen Hohn und Spott will sich der deutsche Meister, der seitmehr als einem Jahrzehnt im Pokal kein Bein auf die Erde bekommt, aufjeden Fall ersparen. Vor dem Gastspiel in Ostfriesland, wo man dem«größten Ereignis der Clubgeschichte» entgegenfiebert, erinnertTrainer Matthias Sammer seine Profis an deren Pflichten: «Im Vorjahrist es voll in die Hose gegangen. Ich habe keine Lust mehr, denKasper zu machen und die Mannschaft wecken zu müssen.»
Besonders für die finanzschwächeren Profi-Clubs ist einWeiterkommen im Pokal wichtig. «Er hat an Wert gewonnen, da soEinbußen aus dem Bundesliga-TV-Vertrag ausgeglichen werden können.Für uns ist das Geld in der Relation eine Menge wert. Wir können esgut gebrauchen», betonte Arminia Bielefelds Manager Thomas von Heesenvor dem Spiel beim 1. FC Saarbrücken II. Richtig lukrativ wird eslaut von Heesen von der 3. Runde an, falls man mit «etwas Losglück»einen «attraktiven Gegner» zugelost bekomme. Ähnlich sieht es derRest der Eliteliga.
Immerhin bekommen alle 64 Teilnehmer schon in Runde eins alleinaus dem TV-Topf 52 000 Euro. Während das für Rekord-PokalsiegerBayern München nur ein «Kleckerbetrag» sein mag, können Amateur-Clubswie Ihrhove davon ein Drittel ihres Jahresetats decken. In dennächsten fünf Runden bis zum Endspiel in Berlin am 31. Mai sind dieZuwendungen gestaffelt. Die Endspielteilnehmer erhalten dann je 1,25Millionen Euro aus dem Fernsehtopf. Dazu kommen die Zuschauer-Einnahmen. Je 45 Prozent gehen an die Vereine, 10 Prozent an den DFB.Etwaige TV-Live-Übertragungen spülen weiteres Geld in die Kassen.
Cup-Verteidiger FC Schalke 04, der bei den Amateuren des FC BayernMünchen am Samstag (20.00) antritt, erspielte sich durch die Triumphe2001 und 2002 abgesehen vom Prestige-Gewinn auch erklecklicheMillionen-Beträge. «Der Pokal ist nicht nur sportlich, sondern auchwirtschaftlich von hoher Bedeutung», bestätigte SchalkesPressesprecher Gerd Voss, der die Verdienstmöglichkeiten im DFB-Pokalgar mit denen im UEFA-Cup vergleicht. «Der Unterschied ist nicht mehrso groß, weil der UEFA-Pokal im Vergleich zur Champions League starkabgewertet wurde.»
Ohnehin ist der Pokal insbesondere für die Clubs, die in derMeisterschaft meist hintenan stehen, der kürzeste Weg auf EuropasFußball-Bühne. Der Sieger zieht automatisch in den UEFA-Cup ein, undauch der Zweite ist nicht ohne Chance. 2001 profitierte der 1. FCUnion Berlin als unterlegener Finalist von dieser Regelung undschaffte dank der Champions-League-Qualifikation der Schalker alserster deutscher Drittligist den Sprung in den UEFA-Cup.
Auch der VfL Bochum könne es sich nicht leisten, den Pokal zuvernachlässigen, meinte Trainer Peter Neururer. Der Coach desBundesliga-Spitzenreiters will beim Regionalliga-TabellenführerErzgebirge Aue kein Risiko eingehen und auf die zuletzt drei Malerfolgreiche Startelf setzen: «Der Pokal bietet nicht nur dieMöglichkeit, Geld zu verdienen, sondern auch die Chance, insinternationale Geschäft zu kommen.»