DFB-Pokal DFB-Pokal: Bielefeld träumt von Berlin
Bielefeld/dpa. - Draußen herrschte tiefster Winter, drinnen eitelSonnenschein. Den ersten Pokal-Halbfinaleinzug in der 100-jährigenVereinsgeschichte von Armina Bielefeld genoss Hans-Hermann Schwickauf seine Weise. Entspannt ließ der Clubpräsident den 1:0-Erfolg überHansa Rostock und eine bisher famose Saison im trauten Heim bei einerguten Flasche Rotwein Revue passieren. Der Auslosung der nächstenRunde am Sonntag sieht er gelassen entgegen: «Die Großen haben Angstvor uns. Richtig feiern werden wir erst nach dem Endspiel in Berlin.»
Binnen weniger Monate ist der Respekt vor der vermeintlichübermächtigen Konkurrenz neuem Selbstvertrauen gewichen. Vom Imageeiner Fahrstuhlmannschaft ist nicht viel geblieben: Unter demKommando von Uwe Rapolder, der am Dienstag sein einjährigesDienstjubiläum auf der Bielefelder Bank feierte, steuert derBundesliga-Rekordaufsteiger weiter auf Erfolgskurs - nicht nur insportlicher Hinsicht. Garantierte TV-Einnahmen in Höhe von einerMillion Euro für das Halbfinale am 19./20. April hoben die Laune vonFinanzchef Roland Kentsch spürbar an: «Die Kassen klingeln. Das machtdie anstehenden Vertragsgespräche wesentlich einfacher.»
Zumindest im Fall Ervin Skela war der Optimismus von Kentschverfrüht. Nur einen Tag nach dem Sieg über Rostock gab der albanischeNationalspieler seinen Wechsel nach Kaiserslautern bekannt. An eineInitialzündung für andere wechselwillige Spieler mag dieVereinsspitze jedoch nicht glauben. Selbst der eigentlich schonabschriebene Patrick Owomoyela ist wieder ein Thema. Trotzigbegegnete Thomas von Heesen allen Fragen nach der Zukunft desdeutschen Nationalspielers. «Für uns ist die Sache nichtabgeschlossen. Wir haben uns noch nicht damit abgefunden, dass ergeht», sagte der Geschäftsführer. Neben Owomoyela soll der ebenfallsumworbene Benjamin Lense gehalten werden.
Das Werben der Bundesliga-Konkurrenz um die BielefelderLeistungsträger verdarb Rapolder ein wenig die Freude über denhistorischen Erfolg. «Noch am Spieltag werden in der ÖffentlichkeitSpieler gehandelt, als wären wir ein Selbstbedienungsladen. Dabei istdie Arminia ein richtiger Verein», schimpfte der Trainer. Schließlichhabe man mit dem Einzug in das Pokal-Halbfinale sowohl in sportlicherals auch in finanzieller Hinsicht an Profil gewonnen. Sollte sich einProfi wie Owomoyela dennoch für einen anderen Club entscheiden, solldie Transfersumme laut von Hessen reinvestiert werden: «Wer sagtdenn, dass wir in diesem Fall keinen adäquaten Ersatz finden.»
Einer, der die Arminia im schwierigen zweiten Bundesliga-Jahr nachdem Wiederaufstieg vor Problemen bewahren könnte, ist MatchwinnerIsaac Boakye. Die lange Leidenszeit des Angreifers aus Ghana ging amDienstag zu Ende. Nach über viermonatiger Verletzungspause beorderteihn Rapolder erstmals in dieser Saison in die Anfangself: Boakyedankte es ihm mit dem Siegtreffer in der 54. Minute. «Er ist zwarimmer noch nicht der Alte, hat aber bewiesen, dass er ein Torjägerist», lobte der Coach.