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DFB-Länderspiel gegen Österreich DFB-Länderspiel gegen Österreich: Klinsmann fordert Initialzündung zum Einstand

Von Oliver Hartmann und Jens Mende 17.08.2004, 15:17

Wien/dpa. - 56 Tage nach dem EM-Debakel von Portugal sehnt sichJürgen Klinsmann nach einem hoffnungsvollen Neuanfang und forderteine WM-Initialzündung. Vor seinem Länderspiel-Einstand alsBundestrainer am Mittwoch (20.45 Uhr) beim Erzrivalen Österreichvermittelte der 40-Jährige in Wien einen unerschütterlich scheinendenOptimismus, obwohl die Voraussetzungen für einen siegreichenNeuanfang alles andere als optimal sind. Denn im Jubiläumsspiel des100 Jahre alten österreichischen Fußball-Verbandes muss Klinsmanneine Verlegenheitself ins voll besetzte Ernst-Happel-Stadionschicken, in der Schlüsselspieler verletzt fehlen oder auf Formsuchesind.

Doch über die Personalnöte verlor der neue Hoffnungsträger desdeutschen Fußballs 24 Stunden vor dem Anpfiff nicht ein Wort.Stattdessen appellierte er an die seit vier Spielen siegloseMannschaft, unter dem neuen Kapitän Michael Ballack das leblose EM-Gesicht abzulegen und das «Projekt 2006» mit viel Leidenschaftanzuschieben: «Ich erwarte ein sehr hohes Engagement. Es muss derWille da sein, ein hohes Tempo zu gehen», formulierte Klinsmann.Wohlwissend, dass derlei Attribute deutschen Nationalspielern bislangin Freundschaftsspielen eher fremd waren. Doch in Wien will er vorallem eines sehen: «Ein hohes Aggressivitätslevel.»

Welche Elf die Vorgaben umsetzen darf und das Austria-Team inGrund und Boden rennen soll, ließ Klinsmann unbeantwortet. «Ich werdein den nächsten zwei Jahren nie eine Aufstellung am Tag vor dem Spielrausgeben», kündigte er an. Viele Alternativen hat der 40-jährigedieses Mal nicht. Vor allem die Abwehr stellt sich nach den Ausfällenvon Arne Friedrich, Jens Nowotny und Christian Wörns fast von alleinauf. Dort winkt dem Neu-Bremer Frank Fahrenhorst in derInnenverteidigung sein Länderspiel-Debüt an der Seite von ThomasLinke, den Klinsmann aus dem Nationalmannschafts-Ruhestand aktivierthat. Für die Außenpositionen gelten die Stuttgarter Andreas Hinkelund Philipp Lahm als erste Wahl, im Tor soll der abgelöste KapitänOliver Kahn beginnen.

Im Mittelfeld ist das gescheiterte EM-Trio Ballack, Torsten Fringsund Bernd Schneider weiterhin das Herzstück, im Angriff zählen KevinKuranyi und der leicht angeschlagene Thomas Brdaric zur ersten Wahl.«Wir werden versuchen, unser Spiel ein bisschen so aufzubauen, dasses nach vorn gerichtet ist», beschrieb Klinsmann noch recht vageseine Vorstellungen, wie die zuletzt unter Rudi Völlersicherheitsorientierte DFB-Auswahl künftig vorspielen wird. Zunächsteinmal solle die Mannschaft in kämpferischer Hinsicht deutlicheZeichen setzen, die Wahl-Amerikaner Klinsmann als «Key-Messages»bezeichnete.

Der neue Bundestrainer schnitt auch bei seiner erstenAuslandsreise alte Zöpfe im DFB-Tross ab. Bei den Mahlzeiten imWiener Intercontinental-Hotel durften die Mitglieder der von DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder angeführten Delegation nicht mehran den gleichen Tischen sitzen wie die Spieler. «Wir wollen denSpielern zeigen, dass es um sie geht. Nur sie können Tore schießenund Spiele gewinnen», begründete er die neuen Sitten. Alles sei mitBlick auf 2006 ausgerichtet: «Schritt für Schritt muss sich in denKöpfen der Spieler festsetzen, dass wir eine richtig gute WM spielenwollen.»

Ein überzeugender Erfolg in Wien könnte für Klinsmann einenähnlichen Schub auslösen, wie ihn Völler nach dem 4:1-Einstand inHannover gegen Spanien vor vier Jahren erlebte. Denn der 40-Jährigeist sich durchaus bewusst, dass trotz aller Fokussierung auf dieWM im eigenen Land die Anhänger nach der EM-Blamage eine schnelleWiedergutmachung erwarten. «Als Fan hat es mir auch wehgetan, dasswir bei der EM so früh ausgeschieden sind», bekannte Klinsmann, deraber «nur noch nach vorn» Richtung 2006 blicken will: «Dass ich aufdem Weg dahin auch guten Fußball erwarte und Spiele gewinnen will,ist klar.»

Da auch die Österreicher, die seit 18 Jahren auf einen Sieg gegenden «großen Bruder» warten, hochmotiviert sind und die eigeneGeburtstagsfeier nicht durch eine Niederlage trüben wollen, ist dieGrundlage für ein leidenschaftlich geführtes Derby gegeben.«Lästermaul» Krankl sagte über die neue deutsche FührungstroikaKlinsmann, Bierhoff und Löw: «Es sind drei sympathische Burschen. Ichwünsche ihnen viel Glück, aber erst bim zweiten Länderspiel.»