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Deutschland Deutschland: Flussreisen für Ältere in «schwimmenden Hotels»

Von Tobias Schormann 04.07.2008, 14:35

Berlin/Köln/dpa. - Sie feiert gerade auf einer Rhônefahrt in die Provence ihren 70. Geburtstag mit ihrem Mann. Wie ihr geht es vielen in Deutschland: Immer mehr Ältere entdecken Flusskreuzfahrten für sich. «Der Reiz liegt für viele Ältere darin, dass sie auf bequeme Weise viel zu sehen bekommen», sagt Guido Laukamp, stellvertretender Vorsitzender des Schifffahrtausschusses im Deutschen Reiseverband (DRV). «Der Vorteil beim Schiff ist ja, dass Bett und Schrank mitreisen», erklärt der Chef der Kölner Reederei Viking.

«Viele Senioren schätzen es außerdem, im Urlaub mal unter sich zu sein», sagt Laukamp. Das sind sie auf Flussreisen meist: Nach einer DRV-Studie liegt das Alter der Fahrgäste im Schnitt bei 58,4 Jahren. Zudem hat sich der Anteil der Über-66-Jährigen 2007 im Vergleich zum Vorjahr von rund 30 auf 35 Prozent erhöht. Auf Flussfahrten lernen Passagiere laut Laukamp auch leicht andere Leute kennen. Zugleich vermittle das Reisen in der Gruppe vielen ein Stück Sicherheit, sagt Petra Quasdorf von Sea Cloud Cruises in Hamburg.

Klassiker bei Anbietern wie Peter Deilmann oder Phoenix Reisen sind Rhein- und Donaufahrten. Aber auch Fahrten in andere Regionen sind zunehmend gefragt: Neben Frankreich erhalten nach DRV-Angaben auch Russland und der Nil inzwischen mehr Besuch von deutschen Flussreisenden als früher. «Solche Ziele sind aber wegen der langen Anreise und des Klimas nicht für jedermann geeignet», sagt Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) in Bonn. Neben dem Reiseziel kommt es auch auf das Schiff an: «Man muss auf jeden Fall vorher abklären, ob die Einrichtung altersgerecht ist», rät Lenz. Auch sei wichtig, ob Fahrgäste mit Rollstühlen oder Gehhilfen genug Platz in den Kabinen haben.

Schöne Landschaften anzuschauen, steht für die meisten Passagiere an oberster Stelle, sagt Laukamp und beruft sich auf Fahrgastbefragungen von Viking. «An zweiter Stelle kommt die Kultur - deshalb legen viele großen Wert auf deutschsprachige Führungen.» Dabei müssen Urlauber auch die Extra-Kosten für Ausflüge einrechnen, um die Gesamtausgaben für eine Reise realistisch einschätzen zu können.

Auch an Bord muss die Ausrichtung des Programms stimmen. «Ältere Fahrgäste wollen natürlich kein Remmidemmi mehr oder sich von Animateuren anschreien lassen», sagt Laukamp. Stattdessen sind Lenz zufolge etwa Gedächtnisspiele oder Lesungen eine gute Wahl. Einige Schiffe bieten auch Massagen in ihrem Wellnessbereich an.

Deutsch als Bordsprache sei für viele ebenfalls wichtig, sagt Julia Pengel von A-Rosa in Rostock: «Die Leute sollen sich an Bord wie zu Hause fühlen.» Die heimische Kultur wird daher auch unterwegs gepflegt: Auf der «Arosa Luna» etwa lässt sich in der Kabine deutsches Radio und Fernsehen empfangen, und abends singt der Alleinunterhalter vor der Bar «An der Nordseeküste».