Deutscher Fußball-Bund Deutscher Fußball-Bund: Frauenfußball sprengt bisher bekannte Grenzen
Frankfurt/Main/dpa. - Millionen vor den TV-Schirmen,Menschenmassen am Frankfurter Römer und ein neues «Dream Team» fürdie Fußball-Nation: Nach dem zweiten Weltmeisterschafts-Triumphhintereinander ist Frauen-Fußball in Deutschland mehr denn je in Modegekommen und sprengt alle bisher bekannten Grenzen. «Vor vier Jahrenwar der Empfang schon toll, aber das hier ist der absolute Wahnsinn»,krächzte Stürmerin Martina Müller überglücklich ins Mikrofon.
«Unglaublich», «überwältigend», «ein Hammergefühl», sagten dieanderen Championessen beim Bad in der Menge - rund 15 000 Fansbereiteten ihnen am Frankfurter Rathaus einen begeisternden Empfang,den am TV-Gerät stattliche 6,59 Millionen Anhänger in ARD und ZDFlive verfolgten. Bis zu 11,53 Millionen Zuschauer in der Spitzehatten tags zuvor vor dem Fernseher das finale 2:0 gegen Brasilienverfolgt.
Beim Empfang im Frankfurter Kaisersaal fühlten sich die WM-Heldinnen wie Popstars, schrieben Autogramme, wurden geherzt, geküsstund gedrückt. Profihaft überstanden Bundestrainerin Silvia Neid sowieRekord-Nationalspielerin Birgit Prinz und ihre Mitstreiterinnen denletzten Party-Marathon nach durchfeierter Nacht im MannschaftshotelHua Ting in Shanghai und dem knapp elfstündigen Rückflug aus demReich der Mitte. «Jetzt nach Hause, duschen und ins Bett», sagteMittelfeld-Ass Renate Lingor und sehnte sich einfach nur nach einbisschen Ruhe.
Viel Zeit zum Ausschlafen bleibt den Nationalspielerinnen jedochnicht. Schon am Wochenende müssen sie beim dritten Spieltag derBundesliga wieder ihren «Mann» stehen. «Es wird hart, sich wieder inden Alltag zu integrieren», sagte Sandra Minnert aus Bad Neuenahr.«Das gehört zum Geschäft», meinte Steffi Jones vom 1. FFC Frankfurt,die kurz vor der WM ihre internationale Karriere beendet hatte undmit Wehmut das Treiben der einstigen Mitstreiterinnen als TV-Kommentatorin beobachtete. Jones: «Ich wäre schon gern dabeigewesen.»
«Das nächste große Ziel sind die Olympischen Spiele 2008 inPeking. Die Goldmedaille wäre das i-Tüpfelchen», blickte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer im Hochgefühl nach vorn. Für DFB-Präsident Theo Zwanziger, der als «König des Frauenfußballs» geadeltwurde, ist vorerst die Wahl des Ausrichters der WM 2011 Ende Oktoberin Zürich das anvisierte Ziel. «Dafür brauchen wir die Unterstützungaller. Unsere Chancen sind richtig gut», glaubt der DFB-Chef.
«Der Erfolg möge auf den gesamten Frauen- und Mädchenfußballabstrahlen», wünschte sich Zwanziger. Er weiß, dass dafür dieProfessionalisierung der Bundesliga im Eiltempo fortschreiten muss.«Die Nationalmannschaft wird den Weg nicht allein gehen können. DieClubs müssen nachziehen», erklärte Potsdams Torfrau Nadine Angerer,die neben Birgit Prinz zum Gesicht der WM 2011 auserkoren wurde.
Dabei ist schon 2007 das Jahr der Nadine Angerer. EinKreuzbandriss und eine Muskelverletzung der einst wie Oliver Kahnschier unantastbaren Silke Rottenberg beförderten die 28-jährigeTorhüterin, die alle nur «Natze» rufen, zur Nummer 1. Frei nach demMotto «die Königin ist tot, es lebe die Königin». Die ist sie nach540 Minuten ohne Gegentor nun auch in der WM-Historie, der Rekord desItalieners Walter Zenga (517) aus dem Jahr 1990 ist Geschichte. «Dasbedeutet mir nicht viel. Wichtig ist, dass wir Weltmeister sind»,sagte die in Lohr am Main geborene Angerer, der unruhige Tage mitvielen Interviews und Fernsehauftritten bevorstehen.