Deutsche Eislauf-Union Deutsche Eislauf-Union: Bilanz: Eiskunstläufer im Aufwärtstrend
Budapest/dpa. - Sechs Wochen vor den Weltmeisterschaften in Dortmund trägt das Sanierungskonzept der Deutschen Eislauf-Union (DEU) erste Früchte. Zwar blieben die deutschen Kufen-Stars auch im sechsten Jahr bei europäischen Titelkämpfen in Budapest ohne Medaille, ein Aufwärtstrend ist dennoch erkennbar. «Ich bin niemand, der etwas schönredet, aber unsere Läufer haben einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht», lautete das Fazit von DEU-Präsident Reinhard Mirmseker, der sich besonders über den 5. Platz des Erfurters Stefan Lindemann freute.
Seit seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren weht ein frischer, aber rauer Wind in dem gebeutelten Wintersportverband. Weg vom Gießkannenprinzip, wurden die Kader radikal reduziert und stattdessen eine kleine Nationalmannschaft gebildet, die maximale Förderung erhält. So wurden alle Top-Athleten in der Saisonvorbereitung zusammen mit ihren Trainern zur Nachhilfe ins Ausland geschickt. Hoch motiviert kamen sie zurück und machten wie im Fall Lindemann einen Sprung nach vorn. Der Junioren-Weltmeister von 2000 hat nach einem Leistungstief wieder Anschluss an die Spitze gefunden und zählt zu den saubersten Springern der Zunft.
Und weil der 23-Jährige daheim in Erfurt kaum Konkurrenz hat, haben ihn die Trainingslager auch mit den nationalen Konkurrenten wie Andrejs Vlascenko beflügelt. Der Wahl-Münchner trug zum letzten Mal mit Rang 7 dazu bei, dass bei der EM 2005 drei Deutsche dabei sein dürfen. Er will mit 29 Jahren die Trainer-Laufbahn einschlagen. «Wir werden ihn dabei unterstützen, denn wir brauchen eigene gute Trainer», meinte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf. Für ihn war in Budapest ein neuer Teamgeist unter den Individualsportlern zu erkennen: «Dafür ist auch unser Präsident verantwortlich. Er geht offen auf die Sportler zu und gibt ihnen Selbstvertrauen.»
Gerettet hat Mirmseker zudem die Zusammenarbeit mit Ex-Weltmeister Ingo Steuer, der die siebtplatzierten Eva-Maria Fitze/Rico Rex betreut. Der impulsive Übungsleiter hatte im November wegen Überlastung die Brocken hingeschmissen, am Rande der EM verlängerte er nun bis 2006. Auch er bekommt Hilfe von Startrainerin Tamara Moskwina und ihrem Mann bei der Arbeit mit seinen drei hoffnungsvollen Paaren, von denen sich der Verband die schnellsten Erfolge verspricht.
Die in diesem Jahr erhoffte internationale Medaille der Eistänzer Kati Winkler/René Lohse ist dagegen in unerreichbare Weite gerückt. Trotz des Innenbandanrisses soll das Knie des verletzungsgeplagten Berliners zwar am 1. März wieder belastbar sein, ob die Vorbereitung auf die Welttitelkämpfe aber noch reicht, ist zu bezweifeln. «Wir starten nur, wenn wir wirklich gesund und in Form sind», meinte Lohse, der als Zuschauer in Ungarn dabei war.
Mit Sorge betrachten die DEU-Verantwortlichen die Entwicklung bei den Damen: Junge Talente gibt es, den Durchbruch schaffen sie aber nicht. Auch die 20 Jahre alte Annette Dytrt (München) zeigte bei ihrer zweiten EM nicht das, was sie im Trainingsalltag kann. Wenngleich sie sich im Vergleich zu 2003 um zehn Plätze auf Rang 11 verbesserte. «Die Damen sind unsere Sorgenkinder, das muss man nüchtern sehen», resümierte Dönsdorf.