Der Tod des Uwe Barschel
Hamburg/dpa. - «Ich habe dann die Badezimmertür gedrückt und [...] sah im Spiegel den toten Körper in der Badewanne liegen.» «Stern»-Reporter Sebastian Knauer war der Erste, der die Leiche von Uwe Barschel, dem früheren Ministerpräsidenten von Schleswig- Holstein, entdeckt hatte und mit seinem Fotoapparat festhielt.
Rund 20 Jahre nach Barschels ominösem Tod in einem Genfer Hotel nimmt die ARD die Affäre unter die Lupe. Über 30 Zeitzeugen, darunter auch Knauer, wurden befragt. Hatte sich der umstrittene Politiker das Leben genommen oder wurde er ermordet? Die Dokumentation «Der Tod des Uwe Barschel - Skandal ohne Ende» wird am 17. September um 21.00 Uhr ausgestrahlt.
Für den Film kommen auch Barschels Pressereferent Reiner Pfeiffer, der Leitende Oberstaatsanwalt Heinrich Wille und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl zu Wort. «Heute bin ich der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er ermordet wurde, größer ist, als dass es Selbstmord war», sagt Kohl. Über 30 Verschwörungstheorien wurden für den Film geprüft, erklärt Patricia Schlesinger, Leiterin des Programmbereichs Kultur beim Norddeutschen Rundfunk (NDR). Ein Mörder oder eine neue Theorie würden nicht geliefert.
Uwe Barschels Tod ging ein Skandal voraus: die so genannte «Barschel-Affäre». Dem Politiker wurde vorgeworfen, schmutzige Tricks gegen seinen SPD-Wahlkampf-Konkurrenten Björn Engholm in Auftrag gegeben zu haben. Am 18. September gibt Barschel das Ehrenwort, dass dies falsch sei. Trotzdem muss er zurücktreten. Wenige Tage später wird er tot aufgefunden.
Die Autoren Patrik Baab, Andreas Kirsch und Stephan Lamby haben den Film zeithistorisch angelegt. Journalist Lamby beschäftigt sich schon seit Jahren mit politischen Dokumentationen. Für den Film «Das große Schauspiel. Inszenierung von Politik im permanenten Wahlkampf» (Phoenix) hatte Lamby im Jahr 2003 den Robert-Geisendörfer-Preis erhalten.
In «Der Tod des Uwe Barschel - Skandal ohne Ende» prüft Lamby eine neue These: Tod durch Verlangen. Wer aber könnte das gewesen sein? Eike Barschel, der in Genf lebende Bruder des Toten, lehnte jede Auskunft vor der Kamera ab. Sein Alibi, den bewussten Abend daheim im Kreis der Familie verbracht zu haben, ist nicht zu widerlegen.
Trotz der aufwändigen Recherche bleiben die meisten Fragen offen. Eine Weiterführung der Untersuchung halten die Autoren für unerlässlich. «Seine Witwe und die Kinder haben einen Anspruch darauf, dass der Tod geklärt wird», sagt der zuständige Redakteur Hans-Jürgen Börner. Mit diesem Auftrag schließt auch der Film: «Die Geschichte geht weiter», heißt es.