Der Kommissar und das Meer: Schwarze Engel
Hamburg/dpa. - Deutsche Krimifans stehen auf skandinavische Mördergeschichten.
Seit Jahren laufen diverse Mankell-Verfilmungen um Kommissar Kurt Wallander mit Erfolg, die ARD brachte in diesem Sommer die Fälle von «Irene Huss, Kripo Göteborg», im ZDF ermittelte der dänische Polizist Hallgrim Hallgrimsson als «Der Adler» - um nur einige zu nennen. Seit Dezember 2007 schickt das ZDF einen weiteren «schwedischen» Ermittler auf Verbrecherjagd: Robert Anders, allerdings gespielt vom Deutschen Walter Sittler.
An diesem Samstag (12. September, 20.15 Uhr) ermittelt Anders in seinem sechsten Fall: «Schwarze Engel» heißt die jüngste Folge der Krimireihe «Der Kommissar und das Meer».
Düstere Atmosphäre, melancholische Stimmungen und dunkle Geheimnisse sind die Markenzeichen der Krimis aus Nordeuropa - dafür werden sie von ihren Fans geliebt und millionenfach gesehen. Auch «Schwarze Engel» enthüllt nach und nach dunkle Seiten in einer nur scheinbar heilen Welt.
Der Architekt Viktor Algard (Johan Hedenberg) wird nach der Einweihung der von ihm entworfenen Kongresshalle in Visby Tod aufgefunden. Die Pathologin Ewa (Ex-Pippi-Langstrumpf Inger Nilsson) erklärt das vermeintlich-natürliche Herzversagen schnell zum Mord durch Vergiften. Hinter der Fassade des erfolgreichen Architekten entdecken Anders und seine Assistentin Karin Jakobsson (Sólveig Arnarsdóttir) schnell Risse.
Algard hat seine Frau Elisabeth (Marie Richardson, bekannt als Polizistin Maja an der Seite von Wallander-Darsteller Rolf Lassgard) betrogen und seiner Geliebten Sylvia (Regina Lund) ein teures Haus geschenkt. Doch genau bei dieser Sylvia geht Algards verschuldeter und von seinem Vater im Stich gelassener Sohn Simon (Christian Hollbrink) ein und aus; außerdem schiebt Elisabeths Bruder (Christer Fant) echten Hass auf seinen egozentrischen Schwager. Und welches dunkle Geheimnis hütet der neue Pathologiekollege Mats Östlund (Martin Wallström)? Motive und mögliche Täter gibt es also zuhauf.
Die Atmosphäre ist dicht in diesem Film nach der Romanvorlage von Bestsellerautorin Mari Jungstedt. Regisseur Marcus Weiler, ein erfahrener deutscher Krimimacher, fängt den Schweden-Charme der Ostsee-Insel Gotland gekonnt ein, schafft mit Einstellungen im Halbdunkel einen gelungenen Kontrast zum satten Grün und Blau von Gras, Himmel und Meer; er spielt schön mit Unschärfen und Perspektiven und unterlegt die Bilder mit eindringlicher Musik - mal skandinavisch-melancholisch, mal thrillermäßig-spannend.
Allerdings schmälert der «Rosamunde-Pilcher-Effekt» den guten Gesamteindruck dieses «Schweden-Krimis»: Wo in den ZDF-Verfilmungen der englischen Liebesdramen deutsche Schauspieler in Wachsjacke und Range Rover als Briten verkleidet durch Cornwall stapfen, gibt hier ein sehr deutscher Familientyp den skandinavischen Ermittler. Die Nachdenklichkeit, das Gebrochene und auch die Schwere, die andere Nordeuropa-Kriminalisten auszeichnet, geht Sittler ab - selbst wenn das Drehbuch (Kathrin Richter, Jürgen Schlagenhof) ihm eine handfeste Ehe- und Familienkrise zuerkennt. Irgendwie scheint immer auch der nette, verbindliche Familienkomödiant und Romantiker durch.
Wie bei solchen internationalen Produktionen häufig, stört auch das Nebeneinander von Original- und Synchronsprechern ein wenig - warum spricht Anders' Assistentin eigentlich als einzige Deutsch mit einem skandinavischen Akzent? Das klingt zwar charmant, aber irgendwie eigenartig neben all den Hochdeutsch-Sprechern.
Der Spannung und Atmosphäre der guten Krimistory mit einem unerwarteten Twist am Ende tut das aber kaum Abbruch.