Denn zum Küssen sind sie da
Hamburg/dpa. - Die junge Ärztin schafft es als einzige, aus dem Kerker des Frauenjägers zu entkommen, der sich Casanova nennt.
Ihr Fluchtlauf durch den Wald, mit drogenschweren Beinen, von Gestrüpp gepeitscht und immer wieder zu Boden gerissen, ist dank einer schwindelerregenden Kamerafahrt eine der haarsträubendsten Szenen aus dem Schocker «Denn zum Küssen sind sie da» (1997), den das ZDF um 22.15 Uhr zeigt.
Der harmlose Titel verbirgt, dass es sich beim zweiten Film des Amerikaners Gary Fleder um einen Thriller in der Tradition von «Das Schweigen der Lämmer» handelt, dem allerdings kleinere Mängel anhaften. Die Hauptdarsteller Morgan Freeman als Polizeipsychologe Alex Cross und dem damaligen Jungstar Ashley Judd als Ärztin Kate Mctiernan überzeugen dagegen restlos. «Es schien eine schwere Aufgabe zu sein», sagt Judd in einem dpa-Gespräch zu der Frage, warum sie sich die Rolle ausgesucht habe. «Ich brauche die Herausforderung, sonst langweile ich mich.»
Judd spielt eine mutige und attraktive Ärztin, die an einem College arbeitet. Dort verschwinden auf mysteriöse Weise immer wieder Studentinnen, und zwar stets die gutaussehenden und klugen - solche wie Kate. Zwei der Vermissten tauchen als Leichen wieder auf, misshandelt und zu Tode gequält, von Aasgeiern zerfressen. Wie sich herausstellt, hatten sie aus dem unterirdischen Kerker zu fliehen versucht, in dem «Casanova» seine sorgfältig ausgewählte Sammlung begabter Frauen hält. Zarte Gemüter sollten den Film meiden.
Zu den Verschwundenen gehört auch die Nichte des Psychologen Cross, der sich deshalb persönlich aufmacht. Nahezu zeitgleich holt der Serientäter sich Kate, doch ihr gelingt als einziger die Flucht. Notgedrungen tun sich Cross und Kate zusammen. Dann erschöpft sich der Film allerdings in reiner Tätersuche, ohne dem Zuschauer einen psychologisch ausgefeilten Bösewicht zu präsentieren.
Die zierliche Ashley Judd lernte für die Verfilmung extra Kickboxen. «Im Buch macht Kate Mctiernan Karate, doch das ist eine Sportart, die man nicht nach sechs Wochen Unterricht überzeugend auf der Leinwand darstellen kann», meint sie. Dass eine solche Geschichte im wirklichen Leben passieren könne, glaubt sie nicht. «Ich bin vorsichtig, aber ich lasse mich nicht tyrannisieren. Außerdem habe ich offenbar eine mächtige Legion von Schutzengeln.» Und dann sagte sie: «Mich faszinieren Filme über Serienkiller zwar weniger, aber meine Mutter liebt diesen Dreck».