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Daviscup Daviscup: DTB-Team gewinnt mit 5:0 gegen Israel

Von Robert Semmler 12.04.2004, 14:58
Das deutsche Davis-Cup-Team mit (l-r) Rainer Schüttler, Tommy Haas, Nikolas Kiefer, Alexander Waske und Teamchef Patrik Kühnen jubelt nach dem Sieg. (Foto: dpa)
Das deutsche Davis-Cup-Team mit (l-r) Rainer Schüttler, Tommy Haas, Nikolas Kiefer, Alexander Waske und Teamchef Patrik Kühnen jubelt nach dem Sieg. (Foto: dpa) dpa

Alsdorf/dpa. - Als den österlichen Tennis-Frieden im deutschen Daviscup-Team eigentlich schon nichts mehr trüben konnte, sorgte Nicolas Kiefer mit seinem Auftritt am Rande des Rauswurfes noch für Aufregung. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte gewann er zwar das abschließende Einzel beim 5:0 über Israel, doch nach zwei Verwarnungen und einem weiteren Schlägerwurf entging der Niedersachse knapp der Disqualifikation in dem eigentlich bedeutungslosen Match.

   Kiefer empfand seine Wutausbrüche beim 6:2, 6:7 (2:7), 7:6 (7:3) gegen Außenseiter Noam Okun am Ostersonntag in Alsdorf zwar nicht als «Weltuntergang», gab sich aber einsichtig: «Natürlich bereut man es im Nachhinein. Ich bin normalerweise viel ruhiger. Aber ich wollte nicht als Einziger einen Punkt verlieren.» In der guten Absicht, nach viel Kritik an seinen Daviscup-Auftritten diesmal alles zu geben, verspielte der plötzlich entkräftete Kiefer im Ärger über die eigene Leistung manche Sympathie, die er und das Team sich mit einem lockeren Auftritt vorher erarbeitet hatten.

   Nach dem verlorenen zweiten Satz übermannte Kiefer nach acht erfolgreichen Wochen in Amerika nicht nur die Erschöpfung, sondern auch der Jähzorn. Erst kassierte er eine Ermahnung wegen Zeitüberschreitung beim Seitenwechsel, dann traf er mit einem durch die Gegend geschossenen Ball fast eine Rollstuhlfahrerin und erhielt eine Verwarnung. Die zweite und ein Punktabzug folgten, als der 26- Jährige seinen Schläger zertrümmerte. Auch das nächste Racket flog noch durch die Luft, blieb aber heil. Nach dem Spiel zum 5:6 im dritten Satz folgte beim Gang zur Bank schließlich ein Tritt gegen die Kühlbox. Schiedsrichter Thomas Michel aus der Schweiz blieb gnädig und disqualifizierte Kiefer nicht.

   «Er hätte es machen können. Es war Ermessenssache», sagte Teamchef Patrik Kühnen, der die Kritik an Kiefer als übertrieben empfand und dessen unbedingten Siegeswillen lobte. «So war Action auf dem Platz. Wir reden immer viel über fehlende Charaktere. Tennis ist emotional, manchmal quillt es über. Es gibt jede Woche ganz andere Szenen im Fußball», sagte Kühnen.

   Israels zurückhaltendem Kapitän Amos Mansdorf missfiel, dass sich der Holzmindener beim Breakball von Okun behandeln und eine Tablette reichen ließ. «Er hätte das auch während eines Seitenwechsels machen können», meinte Mansdorf, hielt Kiefer aber den enormen Druck zu Gute, der im Daviscup auf den Spielern laste. Kiefer wollte hinterher alles wieder gut machen, schenkte der Rollstuhlfahrerin - einem treuen Fan - nach dem kaputten Schläger auch einen heilen und versprach, sie zu seinem nächsten Turnier einzuladen.

   Dennoch fehlte der bis dahin erfolgreichen Sympathie-Tour des DTB- Teams in der rheinischen Provinz der unbeschwerte Abschluss. Die Blicke von Kühnen, Kiefer, Rainer Schüttler, Rückkehrer Thomas Haas und des erfolgreichen Doppel-Debütanten Alexander Waske richten sich nun nach London. Am Dienstag (13.00 Uhr MESZ) wird dort der Gegner für das Aufstiegsspiel vom 24. bis 26. September ausgelost, in dem die Rückkehr in die Erstklassigkeit gelingen soll.

   Ob dem dreimaligen Daviscup-Sieger Deutschland harte, attraktive Kontrahenten wie der entthronte Cup-Verteidiger Australien oder Russland drohen, hängt davon ab, ob die DTB-Auswahl bei den acht gesetzten Nationen eingeordnet wird. Auch undankbare Auswärts- Auftritte beim World-Team-Cup-Sieger Chile oder in Marokko sind nicht auszuschließen.

   Kühnen hofft nach dem bescheidenden Rahmen beim Zweitliga-Auftritt in Alsdorf vor allem auf ein Heimspiel. «Jetzt ist das Fundament geschaffen», sagte er schon nach dem entscheidenden Doppel-Sieg durch Haas und Waske am Samstag. «Wir haben eine sehr gute Mannschaft, wenn wir an die Leistungsgrenze gehen - aber nur dann.» Die Grenzen des Anstandes sollten dabei jedoch nicht überschritten werden.

Der deutsche Davis-Cup-Spieler Nikolas Kiefer sitzt nach einem Ballwechsel in seinem Spiel gegen den Israeli Harel Levy auf dem Boden. (Foto: dpa)
Der deutsche Davis-Cup-Spieler Nikolas Kiefer sitzt nach einem Ballwechsel in seinem Spiel gegen den Israeli Harel Levy auf dem Boden. (Foto: dpa)
dpa
Das deutsche Davis Cup Doppel mit Tommy Haas (vorne) und Alexander Waske versucht in seinem Spiel gegen das israelische Doppel Jonathan Ehrlich/Andy Ram den Ball über das Netz zu spielen. (Foto: dpa)
Das deutsche Davis Cup Doppel mit Tommy Haas (vorne) und Alexander Waske versucht in seinem Spiel gegen das israelische Doppel Jonathan Ehrlich/Andy Ram den Ball über das Netz zu spielen. (Foto: dpa)
dpa