Datenmüllhalde Windows: Aufräumen in Eigenregie
Berlin/Hannover/dpa. - Datenmüll macht aus ehemals flotten Rechner lahme Computer. Optimierungsprogramme versprechen Abhilfe, erreichen teilweise jedoch das Gegenteil. Müllvermeidung und Aufräumen in Eigenregie sind oft wirkungsvoller.
«Viele Anwendungen stellen sich selbst so ein, dass sie mit dem Betriebssystem automatisch hochfahren, unter anderem um nach Updates zu suchen», erklärt Peter Knaak, Technikexperte der Stiftung Warentest in Berlin. «Das verlangsamt den Windows-Start erheblich.»
Übrig gebliebene Einträge gelöschter Programme oder Geräte-Treiber in der Registrierungsdatenbank könnten ebenfalls für Fehlfunktionen sorgen, so Dirk Kuchel von der «Computer Bild». Zudem hinterlassen manche Programme Dateien, die nur temporär zur Installation nötig waren.
Ferner stellt die Fragmentierung - also die Zerstückelung von Dateien - auf der Festplatte ein Problem dar: Zu speichernde Daten werden auf dem Laufwerk dort abgelegt, wo Platz ist - mitunter an verschiedenen Stellen. «Dadurch braucht die Festplatte viel länger für den Zugriff», erläutert Jaroslav Smycek, Computerexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover.
Ab und an bedarf es daher eines «Großreinemachens». Als komfortable Putzhilfe werden Optimierungsprogramme angeboten, die mit wenigen Mausklicks lahmenden Computern Beine machen sollen. Ein Test der «Computer Bild» von neun Produkten zwischen 20 und 50 Euro im Juni 2008 fiel jedoch ernüchternd aus: Einige Windows-XP-Optimierer verlangsamten den Start um fast eine Minute, statt ihn schneller zu machen.
«Die Programme sind oft ihr Geld nicht wert», urteilt Dirk Kuchel von «Computer Bild». Vieles, was die Optimierer übernehmen, lasse sich bei XP auch mit Bordmitteln erledigen: etwa überflüssige Dateien zu löschen oder in den Tiefen der Systemsteuerung die Einstellungen zu verändern. Dieser Weg sei aber unbequemer und erfordere Erfahrung. Da Vista komplexer aufgebaut ist und temporäre Dateien an unterschiedlichen Orten speichert, gehe es hier nicht ohne Hilfsprogramm.
Für Aufgaben, die sich nicht in Eigenregie erledigen lassen, gibt es empfehlenswerte Gratis-Tools. Zur Säuberung der Registrierungsdatenbank ist «CCleaner» unter Experten anerkannt. Ein gängiger kostenloser Defragmentierer ist «Disk Defrag».
Außerdem zu beachten ist: Veränderungen an der Registry «sind eine Operation am offenen Herzen», betont Smycek. Eine vorherige Sicherung sei Pflicht. Scheitert der Putzvorgang, funktioniert das Betriebssystem womöglich nicht mehr. Gute Optimierungs-Programme bieten daher stets eine Sicherung an, erläutert Dirk Kuchel.
Damit der Rechner nicht immer langsamer wird, sollte zum Beispiel darauf verzichtet werden, oft und wahllos neue Software zu installieren, die dann womöglich noch nicht einmal verwendet wird. Zwar lassen sich die Programme in der Regel einfach wieder entfernen. Doch bei jeder Deinstallation blieben Reste und damit Datenballast übrig, sagt Warentester Knaak.
«CCleaner»: www.ccleaner.de
«Disk Defrag»: www.auslogics.com/disk-defrag
«VirtualBox»: www.virtualbox.org
Wer häufig Software ausprobiert, kann dies auch mit Hilfe einer sogenannten virtuellen Maschine tun. Ein Programm zum Virtualisieren simuliere dabei ein zweites Betriebssystem auf dem Rechner, erläutert Jaroslav Smycek, Computerexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover. Die Software, die ausprobiert werden soll, wird dann nicht auf dem eigentlichen Betriebssystem ausgeführt und kann somit keinen Schaden verursachen. Gefällt die Software, kann sie danach immer noch «richtig» installiert werden. Ein Gratis-Virtualisierer heißt «VirtualBox».