«Das Wunder von Bern» «Das Wunder von Bern»: Knut Hartwig wird Weltmeister

Wuppertal/dpa. - Knut Hartwig weiß genau, wie es ist, Fußball- Weltmeister zu werden. «Das ist ein Gefühl, in dem wahnsinnig viele Emotionen stecken. Du kannst den großen Moment spüren», sagt der gelernte Mittelfeldspieler und hört sich bei dieser Beschreibung sehr überzeugend an. Das kommt nicht von ungefähr. Im wirklichen Sportlerleben ist der 33-Jährige zwar nur beim Oberligisten Borussia Wuppertal aktiv. Im Film «Das Wunder von Bern», der am 16. Oktober in die deutschen Kinos kommt und sich mit dem WM-Triumph von 1954 befasst, spielt Hartwig die Rolle des Kapitäns Fritz Walter.
Für den Amateur-Kicker ging damit ein Traum in Erfüllung. 1990 saß er mal als Reservist auf der Bank des Bundesligisten VfL Bochum. Später absolvierte er immerhin 74 Zweitliga-Einsätze für den Wuppertaler SV, war dann für die Regionalligisten Preußen Münster und RW Essen am Ball und ist seit drei Jahren Leistungsträger bei Borussia Wuppertal. Damals, im Herbst 2000, las er auch eine Zeitungsanzeige, in der Regisseur Sönke Wortmann für seinen WM-Film Fußballer mit Oberligareife suchte. «Diese Voraussetzung sah ich erfüllt», erzählt Hartwig, der sich «aus bloßer Neugier» bewarb und keine Ahnung hatte, wem er denn ähnlich sehen könnte.
Beim Casting, das im Februar 2001 bei null Grad auf einem Kölner Aschenplatz abgehalten wurde, hing sich der Familienvater «weitaus intensiver als bei einem normalen Probetraining rein». Seine fußballerischen Fähigkeiten überzeugten Wortmann, überrascht war Hartwig dennoch, als ihm später die Rolle des Fritz Walter angeboten wurde. «Eine Grundähnlichkeit war wohl da, den großen Rest haben die Maskenbildner hergestellt», sagt Hartwig.
An 14 Drehtagen genoss Hartwig das Erlebnis, den großen Fritz zu spielen. «Mein Vater erzählte mir schon als kleines Kind regelmäßig vom Wunder von Bern. Dass ich nun den Kapitän darstellen durfte, war etwas ganz besonderes», berichtet der Film-Laie, der versuchte, seine Rolle nicht über zu interpretieren. «Am Set war ich nur einer von vielen», sagt Hartwig, den der Zusammenhalt des Film-Teams beeindruckte: «In dieser Atmosphäre entwickelte sich sogar die Geschichte von den elf Freunden, die den Titel holten.» Außerdem sei Walter als Mensch auch grundbescheiden gewesen. Erzählt wurde Hartwig das von Horst Eckel, der als einer der überlebenden Helden von 1954 beim Dreh beratend zur Seite stand.
Eckel, der verblüfft über Hartwigs Ähnlichkeit mit Walter war, sah auch genau zu, als es darum ging, die Endspiel-Szenen vom 3:2-Erfolg über Ungarn nachzustellen. Beispielsweise vor dem 2:2, als Walter einen Eckball auf den am zweiten Pfosten wartenden Helmut Rahn zirkelte und der «Boss» den Ball per Drop-Kick verwertete. Eine echte Herausforderung sei das gewesen. «Wir haben die Szene fünf Mal gedreht, wahrscheinlich hätte man alle fünf Einstellungen nehmen können», sagt Hartwig, der ausnahmsweise ganz unbescheiden von sich behauptet, dass man «als ehemaliger Zweitliga-Profi ja wohl gute Eckbälle treten kann».
Für Hartwig, der Sport und Französisch auf Lehramt studiert hat, wird das Wunder von Bern wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben. «Auf dem Höhepunkt der Karriere sollte man abtreten», sagt Knut Hartwig, der auf den Sportplätzen der Oberliga Nordrhein jetzt vielfach «Fritz» gerufen wird. Mit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft hat er schließlich schon eine ganze Menge erreicht.