Darmkrebs Darmkrebs: Vorsorge ist lebenswichtig

Halle (Saale)/MZ. - Eva M., Mansfeld-Südharz: In welchen Fällen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Darmkrebs-Vorsorge?
Antwort: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Darmkrebs-Vorsorge in Form der Darmspiegelung ab einem Alter von 55 Jahren. Werden bei dieser ersten Untersuchung keine Polypen festgestellt und entfernt, übernehmen die Kassen nach zehn Jahren erneut die Kosten für eine Darmspiegelung. Liegt allerdings eine familiäre Vorbelastung vor, sollte die Untersuchung schon früher erfolgen: a b dem Alter, das zehn Jahre vor dem Lebensjahr liegt, in dem der Verwandte ersten Grades an Darmkrebs erkrankt ist. Beispiel: Hat der Vater mit 50 Jahren Darmkrebs bekommen, sollten sich die Kinder ab dem Alter von 40 Jahren untersuchen lassen. Die Kosten trägt in diesen Fällen ebenfalls die gesetzliche Krankenkasse.
Rosemarie T., Zeitz: Warum wird bei der Darmkrebs-Vorsorge immer von Darmspiegelung gesprochen? Gibt es keine andere Möglichkeit?
Antwort: Die Darmspiegelung ist bisher die beste und auch die einzige Möglichkeit, Polypen als Vorstufe von Darmkrebs sowohl klar zu erkennen als auch sie sofort während der Spiegelung mit einer Schlinge zu entfernen, bevor sich daraus ein Tumor entwickelt. Die Spiegelung ist die beste und sicherste Vorsorge. In Deutschland gibt es jährlich 70 000 Darmkrebs-Erkrankungen. Neuesten Erkenntnissen zufolge, die auf hierzulande durchgeführten Studien basieren, lassen sich durch die Vorsorge, also Darmspiegelungen, jährlich etwa 12 000 Darmkrebserkrankungen verhindern.
Karin D., Saalekreis: In der Regel wird davon ausgegangen, dass die Vorsorge-Darmspiegelung das erste Mal mit 55 Jahren erfolgen sollte. Dann erst wieder nach zehn Jahren, wenn nichts Auffälliges gefunden wurde. Ist das nicht zu spät?
Antwort: Darmkrebs entwickelt sich meist aus Polypen über mehrere Stufen. Das sind Schleimhautgeschwülste. Diese Polypen brauchen zehn bis 15 Jahre, bis sie sich zu einer Krebskrankheit, einem Tumor, entwickeln. Daraus erklärt sich die Zehn-Jahres-Spanne.
Waltraud H., Merseburg: Ich hatte Darmkrebs im Enddarm-Bereich und mir wurde vor zwei Jahren ein Stück Enddarm entfernt. Seitdem muss ich sehr oft Wasser lassen, der Schließmuskel funktioniert nicht richtig. Ich habe besonders nach dem Essen Durchfall und mein After ist stets schmutzig. Was raten Sie?
Antwort: Wenn der Enddarm herausoperiert wurde, treten häufig solche Beschwerden auf. Infolge der Operation ist die Reservoir-Funktion des Enddarms nicht mehr vorhanden, das heißt, Wasser und Stuhl können nicht mehr gespeichert werden und "rutschen durch". Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie Ballaststoffe zu sich nehmen, damit der Stuhlgang eingedickt wird: Täglich zwei bis drei Packungen Mucofalk, bekannt als indischer Flohsamen und rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen, empfehlen sich. Allerdings kann es bis zu einem Jahr nach einer solchen Operation dauern, bis sich ein wirklicher Erfolg einstellt. Da Sie über Durchfall direkt nach dem Essen klagen, sollte vom Hausarzt auch eine Lebensmittel-Unverträglichkeit zum Beispiel für Milch, Fruchtzucker oder Sorbit untersucht werden.
Margit L., Bitterfeld-Wolfen: Warum muss vor einer Darmspiegelung immer so eine unangenehm schmeckende Lösung getrunken werden? Reicht Wasser nicht aus?
Antwort: Am Tag vor der Spiegelung muss mit einer vollständigen Entleerung des Darmes begonnen werden. Daher muss viel getrunken werden. Um den Darm sauber zu bekommen, reicht Wasser (drei Liter) allein nicht aus. Nur in Kombination mit einer Salzlösung, etwa zwei Liter, lässt sich der Darm vollständig ausspülen. Geschmacklich können Sie die Lösung mit Zitronensaft aufwerten.
Luise N., Querfurt: Mir steht eine Darmspiegelung bevor. Muss ich Angst haben, dass ich etwas spüre und Schmerzen habe?
Antwort: Nein, wenn Sie es wünschen, erhalten Sie eine "Dämmerschlafspritze", so dass Sie die Spiegelung komplett verschlafen und nichts spüren. Auch hinterher treten keinerlei Schmerzen auf. Die Untersuchung dauert in der Regel 20 Minuten. Durch das Abtragen von Polypen verlängert sie sich auf etwa 30 Minuten. Darmspiegelungen werden in der Regel ambulant durchgeführt.
Maria T., Köthen: Liegt bei mir ein höheres Darmkrebs-Risiko vor, da ich an Morbus Crohn leide?
Antwort: Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung, bei der ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko besteht. Eine regelmäßige Untersuchung durch einen Gastroentologen ist ratsam.
Günter H., Wittenberg: Meine Frau wurde wegen Darmkrebs operiert und erhält derzeit eine Chemotherapie.Was sollte sie bei der Ernährung beachten? Während der Chemo leidet sie unter Appetitlosigkeit.
Antwort: Die Ernährung sollte bei Darmkrebs unter zwei Aspekten gesehen werden. Einmal geht es darum, die Abwehrkräfte bei einer Tumorerkrankung zu stärken. Zum anderen sollte nach der Operation Funktionsstörungen wie Durchfall, Verstopfung entgegengewirkt werden. Während der Chemotherapie braucht der Körper viele Vitamine, die auch in Form von Obstsäften zu sich genommen werden können. Ansonsten sollten sich Darmkrebs-Patienten ausgewogen und gesund ernähren sowie viel trinken. Es ist alles erlaubt, was schmeckt und vertragen wird. Leider gibt es kein Medikament, das den Appetit wesentlich steigern könnte.
Hubert T., Bitterfeld-Wolfen: 2011 wurde ich (70) wegen eines großen Polypen operiert, und es wurde im Enddarm, kurz vor dem Ausgang, ein Stück Darm herausgeschnitten. Seither funktioniert mein Schließmuskel nicht mehr richtig. Was tun?
Antwort: Nach einer Operation am Enddarm kommen Schließmuskel-Probleme häufig vor. Als Standardpräparat empfiehlt sich die Einnahme von täglich zwei bis drei Beutel Flohsamen, um eine festere Konsistenz des Stuhls zu erreichen. Darüber hinaus kann der Schließmuskel physiotherapeutisch trainiert werden. Ausprobieren lässt sich auch die Einnahme von Loperamid, das es frei verkäuflich als Pulver, Tablette oder Trinklösung gibt. Es hilft, bei Durchfall die Stuhlfrequenz zu senken. Allerdings sollte nicht zu viel davon eingenommen werden, da ansonsten eine schmerzhafte Verstopfung die Folge sein könnte. Schließlich könnte im Extremfall ein künstlicher Darmausgang in Erwägung gezogen werden.
Vera W., Halle: Ich bin vor ungefähr einem halben Jahr wegen Darmkrebs operiert worden. Nun habe ich Angst bei der Gartenarbeit. Kann die viele Bewegung schaden?
Antwort: Tatsächlich sollten Patienten nach einer Darmkrebs-Operation drei Monate jegliche körperliche Anstrengung vermeiden. Auch später ist immer Vorsicht geboten, vor allem bei Bewegungen wie beim Heben, zehn Kilo sollten die Grenze sein. Bei zu schweren Belastungen droht ein Narbenbruch. Leichte Gartenarbeit wie Hacken oder Harken ist dagegen kein Problem.
Karla S., Halle: Ich (71) lasse seit vielen Jahren regelmäßig meinen Stuhl untersuchen und zahle auch für den Test BioNexia. Bin ich da auf der sicheren Seite? Ich habe ein wenig Angst vor der Darmspiegelung.
Antwort: Solche Stuhltests, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, gibt es in vielen Ausführungen. Ihr Vorteil: Sie erkennen nichtsichtbare Blutungen von Polypen etwas besser als der herkömmliche Test. Allerdings bluten etwa zwei Drittel aller Polypen gar nicht. Das heißt, die Polypen werden so auch nicht erkannt. Absolute Sicherheit geben diese Tests also nicht. Daher sollten sie in jedem Fall eine Darmspiegelung machen lassen. Wenn sie Angst davor haben, gibt es die Möglichkeit einer Wachnarkose.
Fragen und Antworten notierten Dorothea Reinert und Kornelia Noack.