Dänemark Dänemark: Kleine Inseln an der Vogelfluglinie

Dybvig/dpa. - Es ist so still, dass der Unruhe gewohnteStadtmensch morgens schon vor dem Piepen des Reiseweckers urplötzlicherwacht. Die Luft riecht nach Meeresalgen, weit entfernt streitenkreischende Seevögel um das morgendliche Mahl. Von Fejo und Femo imSüden bis zur 30 Kilometer entfernten Insel Agerso im Großen Beltbildet das dänische Smalands-Gewässer ein Schutzgebiet für viele Zug-und Brutvögel. Es gibt auf den ursprünglichen Inseln aber auch idealeBedingungen für Naturliebhaber, Radwanderer und Wassersportler.
Smalandshavet, das «Meer der kleinen Länder», beherbergt 27kleine, teilweise unbewohnte Inseln, von denen einige sogar zumVerkauf angeboten werden. Am Rand der bekannten Vogelfluglinie vonFehmarn über Kopenhagen nach Schweden gelegen, findet das Gewässerbei vielen Reisenden wenig Beachtung. Doch wer Ruhe und Entspannungsucht, wird auf den kleinen Flecken in der Ostsee sicher fündig.
Fejo zum Beispiel liegt 45 Fährminuten entfernt nördlich der InselLolland und zählt 650 Einwohner. Die Insulaner beschäftigen sich mitdem Anbau von Zuckerrüben, Getreide und Obst. «Die Äpfel aus Fejosind in ganz Dänemark beliebt», erklärt Kay Winter, der mit seinerFrau eine ökologische Cidre- und Apfelsaftproduktion im Nordosten derInsel aufgebaut hat. Den größten Wirtschaftsbetrieb der Insel bildetmit 15 Angestellten und einer Produktion von jährlich 600 Tonnen eineLachsfarm. Auf der Insel geht es eher ruhig zu - alle zwei Wochenkommt ein Polizist von Lolland herüber, um nach dem Rechten zu sehen.
Helga Frederiksen kam 1979 aus Berlin auf die Nachbarinsel Femound ist trotz der Nähe von nur vier Kilometern nie auf Fejo gewesen.Die gelernte Krankenschwester hat raue Hände von der harten Arbeitauf ihrem Hof, ihre vier Kinder sind erwachsen - wie fast alle 150Inselbewohner. Die 1963 erbaute Schule ist seit 1995 verwaist undwird für Versammlungen, Frisör- und Fußpflegetermine genutzt. Diewenigen Grundschulkinder besuchen die Schule auf Fejo.
Dennoch stehen auf Femo die Zeichen nicht auf Untergang. «DieInfrastruktur wird ständig verbessert», sagt der Wanderführer JornJensen. Bislang müssen Lebensmittel von Lolland herangeschafftwerden, doch ein Kaufmannsladen sei nun in Planung. 2006 soll fürsechs Millionen Euro ein Hafen- und Servicezentrum errichtet werden,um die Zahl der jährlich 3500 Bootstouristen auf 6000 zu erhöhen.
Die frische Luft auf Fejo und Femo macht müde und hungrig. Auf denInseln kann der Feriengast nach seiner Wander- oder Fahrradtour inein gemütliches Kro, wie in Dänemark die Gasthäuser heißen,einkehren. Von vegetarischen Speisen über Wild bis zu Fischgerichtenstammt fast alles aus der Umgebung. Die Preise in den Restaurantssind moderat, ein Hauptgericht ist ab umgerechnet 10 Euro zu haben,die Getränkepreise sind mit denen in Deutschland vergleichbar. ImRegelfall lässt sich mit Euro bezahlen. Da es jedoch auf den Inselnmeist keine Tauschmöglichkeiten gibt, dürfte ein Devisenwechsel indänische Kronen gleich bei der Einreise vorteilhafter sein.
Je weiter der Seeweg durch das Smalands-Gewässer noch Nordenführt, desto klarer und blauer wird die Ostsee. Spielende Tümmler undkreischende Seevögel begleiten das Boot, bis im Großen Belt die InselAgerso auftaucht. Beim Einlaufen in den Yacht- und Fischereihafenfällt der Blick auf die restaurierte Windmühle aus dem Jahr 1892, dieeinen hübschen Kontrast zu den flachen, roten Hafenhütten bildet. Beiausreichendem Wind werden manchmal Segel aufgezogen. Dann können dieFeriengäste dem Müller beim Mahlen des Getreides zuschauen.
Das Dorf von Agerso ist ein verschlungenes Netz bunter Häuser undHöfe. Die Vorgärten sind penibel gepflegt, ein ständig von quakendenFröschen besetzter Dorfteich bildet das Zentrum der Gemeinde mitihren 285 Einwohnern. Im kleinen Hafen widmen sich zehn Fischer demFischfang, auch Angelfahrten werden in dem bis zu 63 Meter tiefenMeeresgebiet angeboten, und jeder Fischer ist gerne zu einem kleinenPlausch mit den Touristen bereit.
Von Fischerei geprägt ist auch Sejero etwa 60 Kilometer weiternördlich im Kattegat. Tiefblaues Wasser umschließt das 12 Kilometerlange Eiland mit seinen 400 Einwohnern, die in der Hochsaison von biszu 2600 Touristen Besuch bekommen. Das Wasser ist nirgendwo weiterals 700 Meter entfernt. Wer keine Lust hat, per Fahrrad dieVogelschutzgebiete zu erkunden, kann auch mit dem Bus etwa zumOstzipfel fahren, der sich als Sandbank und Riff ins Meer fortsetzt.
Das Riff endet 3,8 Kilometer vor der Küste in einem unterseeischenHügel namens Kolen. Der Legende nach hat es seine Zickzackformerhalten, weil sich eine Hexe bei dem Versuch, eine Brücke zu bauen,nicht zwischen der Halbinsel Odrup Naes und der Insel Nekseloentscheiden konnte. Schließlich gab sie auf und entleerte ihreSchürze mit Steinen ins Meer - und Kolen entstand.
SMALANDSHAVET
UNTERBRINGUNG: Ferienhäuser kosten je nach Größe und Einrichtung480 bis 1200 Euro pro Woche in der Hauptsaison. Ein Doppelzimmer mitFrühstück kostet im Kro 60 und 90 Euro, Campingplätze sind günstiger.
INFORMATIONEN: VisitDenmark (Tel. 01805/32 64 63 für 12Cent/Minute).